Neues Premium?

Skoda Octavia: Aber bitte ohne Sportfahrwerk!

Motor
15.10.2013 21:31
Skoda wird ja gerne als Billigmarke bezeichnet. Allerdings trifft es das nicht mehr ganz, denn in Zeiten, da man ein wenig genauer rechnen muss, damit sich alles ausgeht, kann man schon beinahe vom neuen Premium sprechen. Jedenfalls im Fall des aktuellen Testwagens Skoda Octavia Combi Elegance TDI DSG.
(Bild: kmm)

Eine Billigmarke ist, sagen wir, Dacia. Skoda dagegen ist einfach das untere Ende der Klaviatur, die der Volkswagenkonzern bespielt. Und der Octavia? Passt gut ins musikalische Bild: Eine Oktave umfasst acht Noten und damit die ganze Bandbreite der Tonleiter. Auch der Octavia spannt seine Qualitäten weit auf, vom Transportfahrzeug bis zum Herzeigeobjekt, aber auch von großartig bis verzichtbar. So gesehen mischen sich bei genauer Betrachtung auch Misstöne in das Werk. Aber wer sich das Neujahrskonzert nicht leisten kann, kauft seine Tickets eben bei den Amadeus-Maskierten am Stephansplatz und bekommt auch ein klassisches Konzert geboten.

Auf der Rechnung ist der erste Gedanke sicher nicht "billig", immerhin stehen da 37.470 Euro unterm Strich. Aber auch das Design hat nichts Billiges mehr, der Octavia ist schon fast eine Melodie für die Augen, in aller Schlichtheit. Früher war das Motto eher "Hauptsache Töne", auch wenn sie langweilig waren. Schade nur, dass der hier gezeigte Farbton nicht mehr angeboten wird. 

(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)
(Bild: Stephan Schätzl)

Skoda und neues Premium? Was soll denn das sein?
Die Ausstattung des Testwagens macht den Skoda zum Nobelhobel. Bi-Xenonscheinwerfer bringen gleißendes Licht ins Dunkel, das Lederinterieur macht das Sitzen luxuriös, das schlüssellose Zugangs- und Startsystem vermittelt vollends Oberklasse-Feeling. Insbesondere weil es von außen funktioniert wie in echten Premiumfahrzeugen. Da ist kein Knöpfchen zu drücken, weder beim Öffnen noch beim Versperren, alles geht edel per Sensor. Erstklassig. Im Detail wird dann doch gespart: Der Startknopf ist nicht in der Mittelkonsole, sondern dort, wo sonst der Zündschlüssel steckt. Und beim "Wohlfeeling" des Leders ist auch noch Luft nach oben.

Aus dem Konzernbaukasten stammt das Infotainmentsystem mit dem riesigen, näherungssensitiven Touchscreen, dessen Technik quer über alle Baureihen (bis hin zum "Neujahrskonzert") verbaut wird. Das Navigationssystem ist einfach und intuitiv zu bedienen, wie bei allen Touchscreens fesselt die Zieleingabe den Blick dennoch relativ lange. Der Bordcomputer liefert einen Dreiklang an Verbrauchswerten (ab Start, ab Tanken, Langzeit), während der Sound aus der Canton-Anlage auch Musik-Gourmets zufriedenstellt.

Noch immer ist eine der herausragenden Eigenschaften des Skoda Octavia sein Platzangebot. Nicht lange überlegen, einfach einpacken und mitnehmen. Auch im Möbelhaus. Die Rücksitzlehnen legen sich per Fernentriegelung aus dem Kofferraum fast ganz flach (wenn man die Kopfstützen ein wenig herausgezogen hat). So könnte man sogar übers Wochenende drin wohnen, wenn man einen Spontanurlaub eingeschoben oder über Airbnb seine Wohnung untervermietet hat. Klar, die Kunststoffe würde man in einem Audi nicht akzeptieren, im Umkehrschluss aber auch nicht Audi-Preise im Skoda.

Abstriche beim Fahrkomfort
Der 150-PS-Dieselmotor verrichtet sein Werk mit Nachdruck, aber durchaus vernehmlich und auch mal in der Lenkung spürbar. Sein maximales Drehmoment von 320 Nm liefert er ab 1.750/min., in Verbindung mit dem nicht sonderlich drahtig loslegenden Doppelkupplungsgetriebe resultiert das in einer leichten Anfahrverzögerung. Ungeduldige Menschen schalten die Start-Stopp-Automatik sofort ab. Ansonsten ist der knapp 1,3 Tonnen leichte Combi aber richtig spritzig. Der Testverbrauch geht mit 6,3 l/100 km in Ordnung, liegt aber 1,8 Liter über der Normangabe. Was den Fahrkomfort betrifft, bin ich erst einmal erschrocken: Das Fahrwerk holpert und poltert, es nervt sogar in den Ohren, weil sich auf unebener Straße ein unangenehmer Druck aufbaut. Von Komfort keine Spur. Die Erklärung: Sportfahrwerk. Das ist hier mit der Verbundlenkerhinterachse nicht sonderlich sportlich (Mehrlenker nur für den Top-Benziner erhältlich), aber dafür richtig ruppig. Weniger ist mehr - den Aufpreis von 135 Euro kann und sollte man sich sparen.

Kleinigkeiten machen den Octavia dann wieder richtig sympathisch. Ausklappbare Haken im Kofferraum für die Einkaufssackerl, Abfalleimer in den hinteren Türen, Platz für 1,5-Liter-PETs in den vorderen oder ein Eiskratzer im Tankdeckel. Es ist wie bei einer Sinfonie, die man öfter hört – man entdeckt immer wieder was Neues.

Warum?

  • Viel Auto fürs Geld
  • Der schönste Octavia ever

Warum nicht?

  • Abstriche im Detail
  • Missratenes Sportfahrwerk

Oder vielleicht…

… Seat Leon ST, VW Golf Variant, Hyundai i30, i40, Opel Astra Sports Tourer. VW Passat eher nicht - da ist er zu nah und zugleich zu weit weg.
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(Bild: kmm)



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