Sie wirken harmlos, können aber gefährlich werden: Grannen – spitze Pflanzenteile von Wildgräsern – bohren sich in der warmen Jahreszeit oft unbemerkt in Pfoten, Ohren oder Haut von Hund und Katze. Ab dem Frühsommer häufen sich dadurch schmerzhafte Entzündungen und Tierarztbesuche.
„Plötzlich hat meine ‘Fanny‘ stark gehumpelt, erst die Tierärztin hat den Übeltäter finden können“, berichtet Tierecke-Leserin Erika K. einige Tage nach einem ausgedehnten Spaziergang am Stadtrand von Wien. Sie möchte andere Tierhalter warnen. Denn die Ursache kann fast jedes Tier mit viel Freilauf treffen: ein unscheinbares Stück Gras, das sich tief ins Gewebe gebohrt hat.
Einmal im Fell verfangen, dringen sie mühelos durch Haut, Schleimhaut oder in Körperöffnungen ein, können dort aber nicht mehr von selbst hinaus. Besonders häufig betroffen sind die Zwischenzehenräume, die Ohren, Nasengänge oder auch die Augen. Während beim Menschen eine Granne kaum mehr als ein lästiges Mitbringsel vom Spaziergang ist, kann sie bei Hunden und Katzen dramatische Folgen haben.
Kann schwere Folgen haben
Tierärzte berichten von Hunden, bei denen sich Grannen über Wochen durch den Körper gearbeitet haben – von der Pfote bis zur Schulter. Die Symptome sind oft diffus: Der Hund leckt ständig an einer Pfote, schüttelt auffällig oft den Kopf oder beginnt plötzlich zu niesen. Auch tränende, gerötete Augen oder sogar Fieber und Appetitlosigkeit können Hinweise sein. Gerade bei Katzen, die sich Verletzungen oft nicht anmerken lassen, bleibt die Ursache lange verborgen – bis sich ein Abszess bildet oder das Tier plötzlich lahmt.
Das Fatale: Viele dieser Komplikationen entstehen schleichend. Grannen lösen in der Tiefe Entzündungen aus, die ohne Behandlung nicht abheilen. Bleiben sie unentdeckt, sind oft chirurgische Eingriffe notwendig – mitunter unter Vollnarkose, um die winzigen Fremdkörper überhaupt zu orten und entfernen zu können. Besonders problematisch sind Grannen in Nase oder Ohr. Dort verursachen sie starke Schmerzen, Entzündungen und können schlimmstenfalls das Trommelfell oder empfindliche Schleimhäute beschädigen.
Immer kontrollieren
Der beste Schutz ist Aufmerksamkeit. Nach jedem Spaziergang – besonders durch hohes Gras, Straßenränder oder Feldwege – sollten Hund und Katze gründlich untersucht werden. Pfoten, Ohren, Fell und Achselbereiche verdienen dabei besondere Beachtung.
Bei langhaarigen Tieren empfiehlt sich in den Sommermonaten ein gekürzter Schnitt – nicht aus ästhetischen Gründen, sondern als Vorsichtsmaßnahme. Auch das Ausdünnen der Innenbehaarung an den Ohren kann helfen, das Risiko zu verringern. Und nicht zuletzt spielt der Hausverstand eine Rolle: Wer weiß, wo die Grannen wachsen, meidet im Zweifelsfall lieber eine wild bewachsene Wiese oder nimmt den Hund an die Leine.
Fall für den Tierarzt
Falls doch der Verdacht besteht, dass sich eine Granne eingenistet hat, gilt: Nicht selbst entfernen, wenn sie tief sitzt. Laien riskieren dabei, den Fremdkörper noch tiefer zu schieben oder Gewebe zu verletzen. Der Gang zum Tierarzt sollte nicht aufgeschoben werden – denn je früher eine Granne entdeckt wird, desto einfacher und schonender ist ihre Entfernung.
Grannen sind ein gutes Beispiel dafür, wie schnell aus einem harmlosen Spaziergang ein Gesundheitsrisiko werden kann. Es braucht keine dramatischen Unfälle oder exotischen Gefahren – manchmal reicht ein Grashalm. Wer aufmerksam bleibt, seine Tiere regelmäßig kontrolliert und im Zweifel rasch handelt, kann viel Leid verhindern. Und gibt seinem Vierbeiner genau das, was er verdient: einen sicheren, unbeschwerten Sommer.
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