Drogen, Waffen & Co

Schwarzmärkte für illegale Waren im Internet boomen

Web
03.05.2013 12:08
Drogen, Falschgeld und Waffen – wer glaubt, illegale Geschäfte würden nur in dunklen Gassen gemacht, der irrt. Längst ist das Internet ein beliebter Umschlagplatz für heiße Ware – und zwar nicht der öffentlich zugängliche Teil, sondern jenes sagenumwobene "Deep Web", das nur Eingeweihte kennen und das nur über den Anonymisierungsdienst Tor zugänglich ist. Auf Schwarzmarktportalen mit klingenden Namen wie "Silk Road" bieten Drogendealer, Diebe und Geldfälscher ihre Waren und Dienste völlig anonym an - und kommen in den meisten Fällen ungeschoren davon.

Anfang Februar stand im australischen Melbourne ein 32-jähriger Mann vor Gericht, der des Verkaufs von Crystal Meth, LSD, Speed und Hanf beschuldigt wurde – und bekannte sich schuldig. Paul Leslie Howard importierte im großen Stil den Ecstasy-Wirkstoff MDMA sowie Kokain und handelte mit einer Vielzahl verschiedener Party-Drogen.

Australischer Drogendealer bezog Ware aus dem Netz
Besorgt hat er sich das Rauschgift für den Weiterverkauf über den mindestens seit 2011 bestehenden Online-Schwarzmarkt "Silk Road". Howard soll dabei der erste von Tausenden Nutzern des Online-Schwarzmarktes sein, der überführt wurde. Das Melbourner Gericht verurteilte den Dealer zu dreieinhalb Jahren Gefängnis.

Dabei sei Howard einem Bericht der Technikwebsite "The Verge" zufolge gar kein typischer Drogendealer gewesen. Tatsächlich waren es finanzielle Probleme, die den glücklosen Türsteher ins Tor-Netzwerk führten, wo er erstmals die Dienste von "Silk Road" in Anspruch nahm und prompt eine ein halbes Jahr andauernde Karriere als Drogendealer startete.

Die wenigsten "Silk Road"-Nutzer werden geschnappt
Das Brisante: Er dürfte der erste bekannt gewordene Benutzer von "Silk Road" sein, der geschnappt wurde. Tatsächlich werden über den illegalen Onlinemarktplatz, der nur über eine lange, kryptische Internetadresse zugänglich ist, seit Jahren illegale Geschäfte gemacht, ohne dass je ein Nutzer geschnappt worden wäre.

Das liegt an der schon fast an Paranoia grenzenden Vorsicht, mit der die Kriminellen vorgehen. Der Betreiber der Website ist ebenso wie der Standort, von dem aus sie betrieben wird, völlig unbekannt. Nur das Pseudonym "Dread Pirate Robert" ist vom Macher von "Silk Road" bekannt. Oft sei die Website offline, berichtet das Technikportal.

Nutzer des Online-Schwarzmarktes agieren vorsichtig
Unter den Nutzern des Schwarzmarktes entbrennen daraufhin immer wilde Spekulationen, dass die Seite von der US-Bundespolizei FBI stillgelegt worden sein könnte. Meist kommt "Silk Road" aber schnell wieder online und gibt Entwarnung. Der Handel blüht nämlich: Gab es bei den ersten öffentlichen Erwähnungen des Umschlagplatzes im Web dort nur etwa 340 verschiedene Angebote, sind es mittlerweile zu Spitzenzeiten mehr als 11.000.

Darunter findet sich so gut wie alles, was es auf einem echten Schwarzmarkt auch gibt. Drogen ebenso wie Diebesgut, legale Kunst ebenso wie illegale Raubkopien, Pornografie oder Feuerwerkskörper. Einzig Waffen können über "Silk Road" nicht bestellt werden – diese Produktkategorie wurde im August 2012 aufgegeben. Andere Schwarzmärkte im Web bieten aber nach wie vor auch Schusswaffen an.

Waffen werden mit anonymen Bitcoins gekauft
"Atlantis" ist einer dieser anderen Schwarzmärkte, der "Sheep Market Place" ein weiterer. Der wahrscheinlich größte Konkurrent für "Silk Road" ist aber "Black Market Reloaded" – dort gibt es in über 8.000 Angeboten nicht nur Drogen, Pornos und Falschgeld, sondern auch Waffen oder unversteuerte Zigaretten zu kaufen.

Den Erfolg der anonymen Online-Schwarzmärkte führen Beobachter dabei unter anderem auf den Boom bei der virtuellen Währung Bitcoin zurück, die anonymes Bezahlen ermöglicht. So gut wie alle Online-Schwarzmärkte akzeptieren die Internetwährung, bei vielen ist das Zahlen mit Bitcoins sogar Pflicht.

Nutzer sind extrem schwer zu fassen
Die Kombination aus Websites, die nur über ein Anonymisierungsnetzwerk zugänglich sind, der Zahlung mit anonymen Bitcoins und der angeborenen Vorsicht der Nutzer der Cyber-Schwarzmärkte ist es dann auch, die den Behörden ihre Arbeit so schwer macht.

Obwohl die Seiten unter anderem von der US-Drogenfahndung DEA beobachtet wird, gelingt es nicht, entscheidende Fortschritte im Kampf gegen den virtuellen Schwarzmarkt im Untergrund des Internets zu erzielen. Tatsächlich ist das Gegenteil zu beobachten: Die Zahl der illegalen Shops soll in den letzten Monaten gewachsen sein. Der Handel boomt.

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