Die Vorwürfe beziehen sich auf das Schlafmittel Somnubene, von dem gesetzlich 20 Stück pro Patient verordnet werden dürfen. Die Ärztin soll darüber hinaus Rezepte über jeweils 30 bis 90 Stück ausgestellt haben. Außerdem soll sie die Wiener Gebietskrankenkasse durch Rechnungen für nie gehaltene Therapiesitzungen geschädigt haben. Sie wurde wegen schwerer Körperverletzung, schweren gewerbsmäßigen Betrugs und Vergehen gegen das Suchtmittelgesetz angezeigt.
100.000 Euro Schaden für Gebietskrankenkasse
Die angeblichen Praktiken der Medizinerin aus Liesing sollen sich unter Medikamentensüchtigen weit herumgesprochen haben. Das habe der Beschuldigten viele neue Patienten beschert. Die Ärztin habe vom Andrang profitiert, indem sie der Krankenkasse Therapiegespräche mit den Abhängigen verrechnet habe. Diese Sitzungen hätten jedoch nie stattgefunden. Der Schaden für die Wiener Gebietskrankenkasse betrage laut Polizei etwa 100.000 Euro.
Gefährlicher Wirkstoff
Die Behörden waren der Ärztin durch die Vernehmung von rund 80 ihrer Patienten auf die Spur gekommen. Sie soll vornehmlich das Schlafmittel Somnubene verschrieben haben. Der darin enthaltene Wirkstoff Flunitrazepam zählt zur Gruppe der Benzodiazepine. Diese haben eine beruhigende, schlaffördernde und angstlösende Wirkung und werden kurzfristig für die Behandlung von schweren Schlafstörungen eingesetzt. Drogenabhängige verwenden die Tabletten oft gemeinsam mit Opiaten und Alkohol – eine besonders gefährliche Kombination, die für die meisten Drogen-Todesfälle in Österreich verantwortlich ist. Der Schwarzhandel mit dem Wirkstoff blüht.
"Vignettenpflicht" für Medikamente seit Dezember
Die gesetzliche Regelung für die Abgabe psychoaktiver Substanzen war in Österreich erst im Vorjahr verschärft worden. Seit 15. Dezember gilt unter anderem eine "Vignettenpflicht" für Medikamente mit dem Somnubene-Wirkstoff: Ärzte müssen entsprechende Rezepte seither mit durchnummerierten "Suchtgiftvignetten" kennzeichnen, wie sie auch für Drogenersatzmittel verwendet werden. Verschreibungen für einen Monatsbedarf sind chefarztpflichtig. Insgesamt sollen Benzodiazepine bei Drogenabhängigen nur noch im Rahmen eines längerfristigen Therapieplans verschrieben werden.
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