Gelddruckmaschine

Pornodomain “.xxx” entpuppt sich als echte Goldgrube

Web
21.11.2012 15:01
Seit März ist das Internet um eine Adressendung reicher: Das Kürzel ".xxx" wurde von der Domain-Vergabestelle ICANN offiziell anerkannt, und entsprechende Internetadressen sind seither über eine britische Firma zu beziehen. Acht Monate nach dem Start der neuen Domain wird klar: Die ".xxx"-Adressen sind eine regelrechte Goldgrube. Der Internetmillionär Stuart Lawley wird heuer voraussichtlich rund 200 Millionen US-Dollar (156 Millionen Euro) mit den Porno-Domains verdienen. Viel mehr, als Branchenbeobachter auch nur ansatzweise erwartet hätten.

Lawley selbst habe schon immer an den Erfolg der Porno-Domain geglaubt, berichtet das US-Magazin "The Daily Beast". Schon im Jahr 2000 – mehr als zehn Jahre, bevor die Domain tatsächlich eingeführt wurde – kamen von ihm erste Vorschläge, eine eigene Domain für Erotikangebote im Internet einzurichten. Die Pornoindustrie selbst war damals noch dagegen. Man fürchtete, dass die Angebote dadurch in einer Art abgeschottetem Internet-Rotlicht-Ghetto landen und die User sie nicht mehr finden würden. Tatsächlich war dies auch die Hoffnung einiger Politiker, die Lawleys Vorschlag unterstützten.

".xxx"-Domain wurde dreimal abgelehnt
Dreimal in Folge lehnte die Zertifizierungsstelle ICANN den Vorschlag Lawleys ab, die neue ".xxx"-Domain zuzulassen. Doch Lawleys Hartnäckigkeit zahlte sich aus: Im März wurde der Traum des Internetmillionärs, der zu den tausend reichsten Briten gehören soll, endlich wahr. Die ICANN genehmigte die Domains und seine Firma ICM erhielt das exklusive Vergaberecht für derlei Internetadressen, ähnlich wie auch die Firma VeriSign die Exklusivrechte an der ".com"-Domain hat.

Ab diesem Zeitpunkt entpuppte sich Lawleys ".xxx"-Domain als Gelddruckmaschine. Rund 230.000 Domains mit der Porno-Endung haben ICM und 70 Partnerunternehmen auf der ganzen Welt bislang verkauft – Lawley selbst hatte mit 250.000 binnen fünf Jahren gerechnet. Jede einzelne dieser 230.000 Adressen bringt Lawley mindestens 62 US-Dollar pro Jahr ein – ungefähr das Zehnfache dessen, was eine ".com"-Domain einbringt. Zudem bessert ICM seine Finanzen durch Premium-Domains auf.

Premium-Domains erzielen hohe Preise
Beispiel gefällig? Die Internetadresse gay.xxx hat ICM für eine halbe Million Dollar verkauft. Und die Adresse fetish.xxx ging für 300.000 Dollar über die Theke, der Großteil dieser Premium-Domains liegt jedoch im Preisbereich von rund 50.000 Dollar. Insgesamt soll ICM dem Magazin zufolge auf diese Art alleine heuer rund 200 Millionen US-Dollar verdienen – mit so einer Summe hatte nicht einmal Lawley selbst gerechnet.

Insgesamt sollen über die 230.000 ".xxx"-Domains, die Lawleys Firma in den letzten Monaten verkauft hat, rund zwanzig Millionen Pornoseiten erreichbar sein. Für Lawley Grund genug, die Pornosphäre des Internets mit einer eigenen Suchmaschine für eindeutige Inhalte (siehe Infobox) auszustatten, die in der ersten Woche ihres Betriebs 1,43 Millionen mal aufgerufen wurde, und zusätzlich Virenscanner und Spamfilter zu installieren, um seine ".xxx"-Domains sauber zu halten.

Firmen kaufen Domains, um Namen zu schützen
Tatsächlich kommt ein erheblicher Teil von Lawleys Einnahmen aber gar nicht von Pornofirmen, sondern von Promis, Universitäten und Unternehmen. Rund ein Drittel der derzeit genutzten ".xxx"-Domains sollen tatsächlich gar kein pornographisches Material beherbergen, sondern wurden von ihren Besitzern gekauft, um die Domain zu reservieren und sie vor der Nutzung durch Pornofirmen zu schützen.

So kommt es, dass Domains wie Nike.xxx oder Pepsi.xxx zwar nicht mehr erhältlich sind, gleichzeitig aber auch kein einschlägiges Material beherbergen. Die Furcht vor dem Missbrauch des eigenen guten Namens treibt viele dazu, die Domains einfach zur Sicherheit zu erwerben. So hat offenbar sogar die Universität Kansas die Domains KUgirls.xxx und KUnurses.xxx zum Preis von 3.000 US-Dollar gekauft, um die Namen zu reservieren.

Lawleys nächster Wunsch: ".sex" und ".porn"
Für Lawley ist die Reise noch lange nicht beendet. Der Internetunternehmer, der unter anderem mit Faxgeräten, Web-Services und als Besitzer eines britischen Providers reich geworden ist, plant bereits den nächsten Coup. Ihm schwebt ein in der ganzen ".xxx"-Sphäre gültiges Bezahlsystem vor, ähnlich jenen, die in diversen Online-Musikstores genutzt werden. Und außerdem seien viele interessante Domains immer noch nicht verfügbar. So hat Lawley bereits sein Interesse an ".sex" und ".porn" geäußert.

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