Korallensterben

Seesterne und Stürme bedrohen Great Barrier Reef

Wissenschaft
01.10.2012 21:00
Weitaus dramatischer als bis dato angenommen ist das Korallensterben am Great Barrier Reef vor der australischen Ostküste. In den vergangenen 27 Jahren hat das größte Riff der Erde die Hälfte seiner Korallen verloren, schreiben Forscher in den "Proceedings" der US-Akademie der Wissenschaften. Hauptursache ist allerdings nicht die Erwärmung des Meeres, sondern Seesterne und Stürme.

"Wenn sich der Trend fortsetzt, können in den nächsten zehn Jahren wiederum 50 Prozent verschwinden", erläuterte Peter Doherty vom Australischen Institut für Meereskunde (AIMS) in Townsville. Hauptursache sei aber nicht das Aufheizen des Meeres infolge des Klimawandels und die dadurch verursachte Korallenbleiche. Nur zehn Prozent der Verluste gehen nach Angaben der Wissenschaftler darauf zurück.

Viel verheerendere Folgen seien schwere Stürme (48 Prozent) und der Befall mit Dornenkronen-Seesternen (42 Prozent). "Wir können die Stürme nicht verhindern, aber vielleicht können wir die Seesterne eindämmen", meinte AIMS-Chef John Gunn. "Wenn uns das gelingt, haben die Korallen eine bessere Chance, sich an die höheren Wassertemperaturen und die Versauerung der Meere anzupassen."

Riff seit 1981 Weltnaturerbe
Das Great Barrier Reef ist das größte Korallenriff der Welt und erstreckt sich von Cairns im Nordosten Australiens über 2.600 Kilometer Richtung Süden. Es zieht im Jahr mehr als zwei Millionen Besucher an. 1981 wurde es zum Weltnaturerbe erklärt. Die UN-Organisation für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) kritisierte im Juni Baupläne für neue Häfen und verlangte Studien über die Auswirkungen eines neuen Flüssiggas-Terminals bei Gladstone. Die Bauvorhaben seien bereits genehmigt, erwiderte die Regierung.

Nach der Studie des Meeresinstituts ist der Korallenschwund ungleich verteilt. Im nördlichen Teil, wo die meisten Touristen zum Tauchen hinfahren, sei die Korallendecke ziemlich stabil. Dramatisch sei die Situation im Süden, wo starke Zyklone Schäden anrichteten. Zudem befallen Dornenkronen periodisch das ganze Riff. "Die Korallendecke kann sich erholen, aber das dauert zehn bis 20 Jahre", teilte Autor Hugh Sweatman mit. Die Decke wachse ohne Bedrohung durch Dornenkronen um 0,89 Prozent im Jahr. "Die Intervalle zwischen den Störungen sind meist zu kurz, deshalb der Gesamtverlust über längere Sicht."

Seesterne fallen wie Heuschreckenschwärme ein
Dornenkronen sind Seesterne mit bis zu 23 Armen, die 30 Zentimeter Durchmesser erreichen können. Wenn das Ökosystem aus dem Gleichgewicht ist und ihre Feinde wie Riesenmuscheln und -schnecken dezimiert sind, vermehren sie sich rasant und fallen, ähnlich wie Heuschreckenschwärme an Land, zu Hunderttausenden ein.

Eine Dornenkrone kann am Tag eine faustgroße Koralle vertilgen. "Wasserqualität spielt (bei der Ausbreitung von Dornenkronen) eine große Rolle", heißt es in dem Bericht. "Wir erforschen Möglichkeiten, wie wir besser gegen die einheimische Pest vorgehen können."

Die Aufnahme zeigt zahlreiche Dornenkronen-Seesterne auf der Oberfläche von Korallen im Great Barrier Reef.

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