Ehemaliger LH wird 95

Politiker war nicht Josef Ratzenböcks Traumberuf

Oberösterreich
11.04.2024 20:35

„Wir müssen uns für eine starke, europäische Gemeinschaft einsetzen, sie ist für uns die wichtigste Friedensgarantie, wenn es eine solche überhaupt gibt! Krieg ist das Fürchterlichste und Schrecklichste – ich habe ihn erlebt!“ Das sagte der ehemalige Landeshauptmann Josef Ratzenböck vor 15 Jahren. Am 15. April wird er 95.

Von 1977 bis 1995 war Josef Ratzenböck Landeshauptmann von Oberösterreich. Viele bezeichneten ihn wegen seiner glaubwürdig gelebten Volksnähe als „Landesvater“. Nach seiner Tätigkeit als Landeshauptmann war er noch bis 2017 Seniorenbund-Chef. Noch immer beschäftigt sich der ÖVP-Politiker, der am kommenden Montag 95 Jahre alt wird, mit dem täglichen Geschehen. Seine Aussagen von damals haben immer noch traurige Aktualität.

Und das sagt Josef Ratzenböck zu

  • seinem Wohlbefinden:
    Es geht mir eigentlich sehr gut, wenn man bedenkt, dass ich 95 Jahre bin! Ich lebe im „4-Sterne-Hotel Anneliese“ (Ratzenböcks Gattin, Anm.) in exzellenter Betreuung! Nur das Gehwerk tut nicht mehr mit – daher bin ich auch nicht mehr in der Öffentlichkeit.
  • seinem 95. Geburtstag:
    Es ist ein unglaublich hohes Alter für einen Angehörigen der Familie Ratzenböck. Mein Vater wurde 76, mein Großvater und mein Urgroßvater auch! Mit 76 habe ich mich mit dem Tod vertraut gemacht. Ich habe geglaubt, dass auch ich mit 76 Jahren Abschied nehmen muss. Rückblickend war es ein spannendes Leben voller Vielfalt, eigentlich möchte ich nichts missen, – und es wird ja hoffentlich noch eine Zeit dauern.
  • darüber, ob er die aktuellen politischen Entwicklungen in Österreich und in Europa verfolgt:
    Wenn man ein Leben lang Politik betrieben hat, kann man garnicht anders, als die politischen Entwicklungen zu verfolgen. Im Übrigen sollten sich eigentlich alle Bürger interessieren. Es geht ja um ihre Zukunft und um die Zukunft unserer Gesellschaft.
  • seinen Traumberuf:
    Das war nicht Politiker. Mein Traumberuf wäre Bauer gewesen. Diesen Beruf habe ich während des Studiums am Hof meiner Eltern ausgeübt, aber es ist für mich anderes gekommen, als ich dachte. Aber ich bin immer Bauer geblieben, meine bäuerliche Leidenschaft befriedigte ich im Garten, als es mir noch möglich war. Ich pflanzte, säte und erntete, wobei mich das Pflanzen und Säen immer mehr begeistert hat, als das Ernten.
  • seine bewegendsten Momente als Landeshauptmann:
    Da gibt es einige. An erster Stelle steht ganz sicher das Durchschneiden des Stacheldrahts nach dem Fall des Eisernen Vorhangs. Die Freude über das Aufgehen dieser schmerzlichen Grenze war riesengroß. Zweitens, für mich als überzeugten Europäer, der Beitritt zur Europäischen Union und damit die Sicherung einer friedlichen, europäischen Zukunft. Gerne erinnere ich mich, als wir vor dem Landhaus die Europafahne aufgezogen haben. Höhepunkte waren aber auch die Ansiedlung des BMW-Werkes in Oberösterreich, nach starken Geburtswehen zum einen der Bau der Pyhrnautobahn und die Eröffnung des Nationalparks Kalkalpen.
  • über den Zweiten Weltkrieg:

    Ich musste im November 1944 als 15-Jähriger einrücken. Aus meiner Schulklasse, der 6. Klasse des akademischen Gymnasiums, sind noch sechs Mitschüler gefallen. Wir haben erlebt, wie die Städte bombardiert wurden. In Neukirchen haben einige Familien drei oder vier Söhne verloren. In einer Familie in Veitsberg sind fünf Söhne gefallen. Die EU ist daher die beste Idee, die man je in Europa haben konnte. Endlich wird zumindest im EU-Raum nicht mehr Krieg geführt. Die Politik hat nichts Wichtigeres zu tun, als dafür zur sorgen, dass die Menschen in Frieden leben können – das ist das alles Entscheidende.

  • die Kriegsgefahr in Europa:
    Der Krieg ist in Europa nicht überwunden, das sehen wir beim brutalen Angriffskrieg des Herrn Putin auf die Ukraine. Aber in der EU, hoffe ich, schon. Ich kann nur an alle appellieren, das Friedensmodell Europa zu stärken, weiter auszubauen. Es gibt keine vernünftige Alternative.
  • seine Wünsche zum 95. Geburtstag:
    Gesundheit und Wohlergehen für meine Familie, mit der ich hoffentlich noch viele Jahre verbringen darf, und international wünsche ich mir Frieden.
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