Die ÖVP hat ihren Ruf als Partei des Mittelstands offenbar eingebüßt. Zumindest kommt eine Gallup-Umfrage unter 1000 Befragten ab 14 Jahren zu diesem Schluss. Demnach gehen nur noch 17 Prozent davon aus, dass die ÖVP die Interessen dieser Gruppe vertritt. Vor drei Jahren war es fast noch jede dritte Person (31 Prozent).
Den besten Wert erzielte jetzt die SPÖ mit 19 Prozent, die FPÖ hat ebenfalls 17 Prozent erreicht. Für die drei Parteien zeichnet sich damit ein „Dreikampf um die Mitte“ ab, zu der sich 36 Prozent der Befragten zählen (Schwankungsbreite drei Prozentpunkte). Die NEOS bekommen fast neun Prozent. Fast jede fünfte Person sieht jedoch in gar keiner Partei im Nationalrat eine des Mittelstands. Weitere (14 Prozent) Befragte gaben an, sie wüssten nicht, welche Partei sich für den Mittelstand engagiert.
„Wenn mehr als ein Drittel der Menschen in Österreich heute in keiner der Nationalratsparteien eine Mittelstandspartei sehen, dann muss die Politik aufwachen“, sagte Umfrageinitiator Wolfgang Lusek. „Wenn der Mittelstand aus der Mitte verdrängt wird und keinen Platz mehr im politischen Entscheidungsprozess findet, verlieren alle an Wohlstand und die Wirtschaft ihr Rückgrat“, warnte Gewerbeverein-Präsident Peter Lieber.
Wenn mehr als ein Drittel der Menschen in Österreich heute in keiner der Nationalratsparteien eine Mittelstandspartei sehen, dann muss die Politik aufwachen.
Wolfgang Lusek, Umfrageinitiator
Profitieren nicht von Lobbying
Der Umfrage nach haben immer weniger Personen den Eindruck, dass der Mittelstand von Lobbying profitiert. Nur vier Prozent sagten das, als große Profiteure werden Konzerne, die Politik und Finanzwirtschaft gesehen. Die Befragten trauen vor allem Klein- und Mittelbetrieben (KMU) und dem Mittelstand zu, das Land voranzubringen. Den dritten Platz holten sich hier Bürgerinitiativen (29 Prozent), vor der Politik und Regierungen (28 Prozent). Mit Mittelstand werden beispielsweise Werte wie Leistung, Nachhaltigkeit, Fairness, Selbstständige und Angestellte aus Jung und Alt verbunden.
Durchsetzungskraft wird ihm eher nicht zugeschrieben. Ein weiteres Ergebnis ist, dass die Befragten mehrheitlich für „weniger staatliche Lenkung“ sind. Nur ein Viertel hat dafür Verständnis, wenn jemand eher von Sozialleistungen lebt als von einer Anstellung. Inwiefern der Staat Steuern verwendet und welche Unternehmen Förderungen bekommen, soll ihnen nach frei einsehbar sein. „(...) Unsere Volksvertreter brauchen diese Fakten, wenn der Staat als Ganzes den Herausforderungen unserer Zeit gewachsen sein soll (...)“, sagt Lieber.
Politik „Gefahr für Wirtschaftsstandort“
Die Politik sei „in ihrer Ignoranz“ eine Gefahr für den Wirtschaftsstandort, sagte der Vorstandsvorsitzende des Senats der Wirtschaft, Hans Harrer. Die Erhebung wurde online unter 1000 Befragten ab 14 Jahren durchgeführt. Sie ist repräsentativ für die Bevölkerung in Österreich.
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