Etwa jeder zehnte Bub in Österreich wird laut Schätzungen bis zum 18. Lebensjahr Opfer sexualisierter Gewalt. Trotz dieser alarmierenden hohen Zahl und der schwerwiegenden Auswirkungen, die diese Übergriffe auf das Leben der Betroffenen haben, bleibt das Thema tabuisiert.
Die Wiener Männerberatung identifiziert einen wesentlichen Grund für das „Wegschauen“ vor allem in den stereotypen Geschlechterrollen und Männlichkeitsbildern. Buben und Männer würden von der Gesellschaft tendenziell eher als Täter betrachtet, als Opfer blieben sie oft unbeachtet.
Viertel der sexuellen Gewalt geht von Frauen aus
Besonders häufig wird weggeschaut, wenn die Täterinnen Frauen sind. Auch hier führen stereotype Vorstellungen von Täter-Opfer-Beziehungen dazu, dass diese Übergriffe oft im Verborgenen bleiben oder den Opfern nicht geglaubt wird. Studien zufolge geht etwa ein Viertel der sexuellen Gewalt von Frauen aus.
Zu den psychischen Folgen erlittener Gewalt gehören verschiedene und teilweise massive Langzeitfolgen wie die komplexe posttraumatische Belastungsstörung.
Hubert Steger, Klinischer Psychologe
Opfern wird oft kein Gehör geschenkt
Buben und junge Männer, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind, versuchen oft, über ihre Erfahrungen zu sprechen oder Hilfe zu suchen. Jedoch wird ihnen oft nicht zugehört. Manche geraten aufgrund ihres Verhaltens in das Hilfesystem, wo jedoch das Thema sexualisierte Gewalt oft nicht angesprochen wird.
60 Prozent der ehemaligen männlichen Heimkinder Opfer von Gewalt
Sexuelle Übergriffe in Institutionen wie Heimen, Schulen oder Kindergärten sind besser dokumentiert. Die Wiener Heimkinderstudie von 2018 zeigt zum Beispiel, dass über 60 Prozent der ehemaligen männlichen Heimkinder Opfer von Gewalt, einschließlich sexuellem Missbrauch, wurden. Schätzungen aus dem Dunkelfeld liegen noch deutlich höher.
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