Tank-Revolution

Fahren wir in zehn Jahren mit Sprit aus Windkraft?

Motor
05.07.2012 10:49
Schon in zehn Jahren könnte der Sprit, den wir an der Tankstelle kaufen, synthetisch aus Windkraft hergestellt sein – und möglicherweise sogar komplett schadstofffrei verbrennen. Deutsche Wissenschaftler stellen bereits synthetische flüssige Kohlenwasserstoffe (KWS) her – und arbeiten daran, sie an die Tankstelle zu bringen.
(Bild: kmm)

An diesem Kraftstoff der Zukunft arbeiten Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit Forschern der Universitäten Stuttgart und Bayreuth. Ursprüngliches Ziel war es, einen Speicherstoff für den in Offshore-Windanlagen oder per Photovoltaikanlagen erzeugten Strom zu entwickeln. Durch den vor Ort erzeugten Kraftstoff soll das Problem des Energietransports gelöst werden, da die flüssigen Kohlenwasserstoffe per Schiff oder Pipeline an Land gebracht werden können, wodurch der teure Bau von Stromleitungen entfällt. Flüssige KWS können nicht nur von Kraftwerken, sondern auch von Kraftfahrzeugen genutzt werden.

Keine Hirngespinste, sondern eine reale Chance
Flüssige KWS können schon heute hergestellt werden. Als eine Art optimiertes Benzin – vergleichbar in Farbe und Konsistenz – verbrennen sie sehr schadstoffarm. Warum also nicht gleich umsteigen? "Das Problem ist die Herstellung in großen Mengen und zu akzeptablen Kosten. Neben den entsprechenden Quellen, z.B. überschüssiger Windstrom oder Biomasse, muss auch ein Gesamtprozess mit einem guten Wirkungsgrad zur Verfügung stehen. Da dran arbeiten wir", erklärt Manfred Aigner, Leiter des DLR-Instituts für Verbrennungstechnik und wissenschaftlicher Koordinator des Projekts.

"Darüber hinaus ist unser Ziel, diesen synthetischen Kraftstoff so zu optimieren, dass er besser ist als unsere heutigen Erdöl-Produkte. Also besser zündet und weniger Schadstoffe produziert. Langfristig halten wir es für möglich, flüssige Kohlenwasserstoffe sogar schadstofffrei zu verbrennen."

In zehn Jahren an der Tankstelle
Der Wissenschaftler geht davon aus, dass die Forschung noch einige wenige Jahre für die Entwicklung benötigt. "Danach werden nochmals einige Jahre vergehen, bevor die großtechnische Umsetzung realisiert ist. Insgesamt ist mit etwa zehn Jahren zu rechnen, bis der verbesserte Sprit an der Tankstelle gekauft werden kann."

Um flüssige Kohlenwasserstoffe herzustellen, ist ein mehrstufiger Prozess notwendig: Im ersten Schritt wird aus überschüssigem Sonnen- oder Windstrom mittels Elektrolyse Wasserstoff und Sauerstoff erzeugt. Der Sauerstoff aus der Elektrolyse wird am Institut für Feuerungs- und Kraftwerkstechnik der Uni Stuttgart zur Vergasung von Reststoffen und Biomasse eingesetzt; dabei wird ein hochreines Synthesegas produziert. Am Lehrstuhl für Chemische Verfahrenstechnik der Universität Bayreuth analysieren Wissenschaftler im letzten Schritt, wie sich die flüssigen Kohlenwasserstoffe am besten aus dem Elektrolyse-Wasserstoff und dem Synthesegas synthetisieren lassen.

Technisch ist das alles machbar, so Manfred Aigner, aber "nur, wenn wir dafür die nötige Unterstützung bekommen".

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(Bild: kmm)



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