Brief an den "Blick"

Ex-Salzburger Vonlanthen erklärt seinen Jesus-Trip

Sport
05.06.2012 10:52
Johan Vonlanthen, mit Red Bull Salzburg zwischen 2006 und 2009 zweifacher österreichischer Meister, hat vor wenigen Tagen seinen Rücktritt aus dem Profifußball erklärt. Der erst 26 Jahre alte Schweizer will sich lieber in seinem Geburtsland Kolumbien um seine Familie und vor allem um seinen Glauben kümmern. Vonlanthen ist nämlich Mitglied der Freikirche der Siebenten-Tags-Adventisten und behauptet, Jesus habe die totale Kontrolle über ihn übernommen. In einem Brief an das Schweizer Blatt "Blick" versucht der ehemalige Stürmer nun, seine extreme Position zu erklären.

Seit der Vertragsauflösung beim kolumbianischen Erstligisten CD Itagüi nach nur sechs Einsätzen in fünf Monaten Anfang des Jahres war Vonlanthen vereinslos. In Erinnerung wird der 40-fache Internationale bleiben, weil er 2004 in Portugal beim 1:3 gegen Frankreich zum jüngsten EM-Torschützen aller Zeiten wurde und weil der mit viel Talent gesegnete Stürmer oftmals an sich selbst scheiterte.

Seine Glaubenszugehörigkeit bereitete ihm in seiner Berufsausübung massive Probleme, da er am Samstag wegen des "gottesdienstlichen Ruhetags" nicht Fußball spielen durfte. Seine fußballerische Genialität führte der im Alter von zwölf Jahren aus Kolumbien in die Schweiz gekommene Akteur zu wenig vor. Weder in den Niederlanden bei Eindhoven und Breda noch in Italien bei Brescia oder bei Salzburg schaffte er den Durchbruch.

In seinem sehr langen, mit Bibelzitaten gespickten, wirren Brief an den "Blick", der zuvor einen kritischen Bericht veröffentlichte, erklärt sich der Ex-Kicker folgendermaßen:

Liebe BLICK-Leser,

Ich habe den Artikel im BLICK letzte Woche gelesen und bin sehr traurig. Ich wollte den Sachverhalt viel tiefer erzählen! Jesus hat mein Leben total verändert. Darum beschreite ich heute diesen Weg, der nicht einfach ist. Aber Jesus hat mehr gelitten als ich, so ist mein Leben heute wunderbar.

Ich kann es nicht erklären und will auch nicht, dass mich jemand versteht! Vor der WM in Deutschland 2006 hat die ganze Schweiz gesehen, wie ich um meinen Platz kämpfte! Leider ist danach alles nur noch schlimmer geworden. Ich wurde als schwarzes Schaf gesehen. Es entstand ein Bild von mir, das ich nicht wollte.

Es war das Schlimmste, was mir in meiner Karriere passierte. Heute schäme ich mich dafür. Ich hatte schöne Momente und weniger schöne.

Ich bin mir bewusst, dass ich eigentlich noch zehn Jahre als Fussballer vor mir hätte, um es noch einmal zu versuchen. Doch meine Liebe zu Gott ist viel grös­ser! Für all das, was ich im Fussball erleben durfte, kann ich nur Danke sagen.

Meine Mitspieler, meine Trainer, die Menschen, die ich kennengelernt habe, all diese Leute werde ich nie vergessen.

Ich war sicher kein einfacher Junge, aber heute kann ich sagen, dass ich mich von Gott geliebt fühle, und das ist mir wichtig. "Glückselig die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich, der Himmel." (Matthäus 5,3)

Jesus hat die totale Kontrolle über mein Leben genommen.

Es hat sehr viel Spass gemacht, hier in Kolumbien spielen zu dürfen und auch noch den Sabbat halten zu können. Das war ein Geschenk Gottes!

Den Sabbat müssen wir halten, das ist Gottes Wort und das vierte Gebot! "Wenn wir seine Gebote halten, erkennen wir, dass wir ihn erkannt haben. Wer sagt: 'Ich habe ihn erkannt', aber seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner, und die Wahrheit ist nicht in ihm. Wer sich aber an sein Wort hält, in dem ist die Gottesliebe wahrhaft vollendet. Wir erkennen daran, dass wir in ihm sind." (1 Johannes 2,3-6)

Ich strebe nicht nach Reichtum und Anerkennung. Ich wollte nur noch Spaß haben, bevor Gott mich voll für seine Arbeit beruft! Deshalb ging ich nach Kolumbien. In Itagüi wird niemand etwas Schlechtes über mich erzählen, denn Jesus war die ganze Zeit mit mir. Das merkte man mir an. Ich staunte selber über meinen Charakter.

Leider stand im BLICK, ich hätte viel Geld verdient und könne es mir nun in Kolumbien gut gehen lassen. Die Menschen denken heute nur noch an das Geld. Ich habe aber jemanden kennengelernt, der mir sagte: "Mach dir keine Sorgen – ich bin Gott!"

Ich habe viel Geld verdient, aber nicht so viel, wie alle denken! Ich habe sehr vielen Menschen geholfen. Das gibt mir Frieden. Ich habe Menschen kennengelernt, die reich sind. Dabei habe ich gemerkt, dass sie nicht von Herzen glücklich sind und keine Liebe in sich haben. "Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit! Und dies alles wird euch hinzugefügt werden." (Matthäus 6,33)

Alleine Jesus kann dir Glück, Frieden, Liebe geben. Für die meisten Menschen ist Geld das Glück des Lebens. Aber ich sage: Andere glücklich zu machen, das ist Glück. Anderen Liebe zu geben, das ist Glück. Anderen helfen zu wollen, das ist Glück. Anderen Essen zu geben, wenn sie nichts zu essen haben, das ist Glück. Gottes Gebote zu halten, das ist Glück. Menschen zu Gott zu führen, das ist Glück.

Ich mache mir keine Sorgen wegen des Geldes, denn Jesus ist mein Herr! Der Herr von allem, was es auf Erden gibt!

"Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben. Oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht beiden dienen, Gott und dem Mammon." (Matthäus 6,24)

Ich sage: "Sorgt euch nicht um euer Leben und darum, dass ihr etwas zu essen habt, noch um euren Leib und darum, dass ihr etwas anzuziehen habt. Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn um all das geht es den Heiden. Euer himmlischer Vater weiss, dass ihr das alles braucht." (Matthäus 6,25,31)

Wer hat gesagt, dass ich zurückgetreten bin? Wieder so eine BLICK-Schlagzeile. Momentan bin ich verletzt. Aber wenn Jesus will, dass ich spiele, werde ich wieder spielen!

Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

(Bild: KMM)



Kostenlose Spiele