Dazu muss man sagen, dass die Geschichte von Infiniti, dem Nobelableger von Nissan, der ursprünglich nur in den USA und Kanada anzutreffen war, in Europa eine sehr junge ist. Als Grauimport soll der FX der Zweitbeliebteste hinter dem Ford Mustang gewesen sein, seit 2008 erobert man Europa aktiv. Mittlerweile gibt es 55 Händler in 20 Ländern. Erst seit Herbst 2010, als der FX seinen Dieselmotor bekam, ist man am österreichischen Markt mehr oder weniger präsent und verkaufte die Fahrzeuge quasi übers Internet und von einer Wiener Hotelsuite aus. Am 31. Mai eröffnet die erste österreichische Repräsentanz in Brunn am Gebirge vor den Toren der Stadt.
Quasi-Neueinführung in Österreich
Insofern ist die Präsentation des Facelifts für den österreichischen Markt schon beinahe eine Produktneueinführung, obwohl die aktuelle, bereits zweite Generation der FX-Reihe bereits seit 2009 produziert wird. Die einzige relevante Änderung ist am Kühlergrill zu verzeichnen, der jetzt massiver aussieht. Bisher wirkte er beinahe koreanisch. Ansonsten? Kleinigkeiten an der Front, eine neue Außenfarbe und zwei neu designte 20-Zoll-Alufelgen.
Das Design ist übrigens der Hauptgrund, warum der Infiniti FX gekauft wird (sagt der Hersteller). Und das ist durchaus nachvollziehbar. Sogar ein Porsche Cayenne wirkt schwerfällig neben dem Japaner. Er ist ausgesprochen schnittig, die Motorhaube ist lang, hinten fällt er flach ab. Aber er hat auf der anderen Seite nicht die dominante Präsenz der anvisierten Konkurrenz aus Stuttgart, Zuffenhausen und München.
Never change a running system
Die Technik blieb unverändert, und das dürfte kein Fehler sein, jedenfalls bei Fahrwerk und Lenkung. Der FX steht auf der gleichen Plattform wie die Sportler 370Z und GT-R. Als Antrieb stehen ein Dreiliter-Diesel und zwei Benziner zur Verfügung. Der V6-Selbstzünder leistet 238 PS und bietet 550 Nm bei 1.750/min. (Normverbrauch 9,0 Liter). Auf 320 PS und 360 Nm kommt der 3,7-Liter-V6-Benziner (12,1 l/100 km). Topmotorisierung ist der Fünfliter-V8 mit 390 PS, der bei 4.400/min. 500 Nm bereitstellt (13,1 l/100 km). Die Kraft wird serienmäßig über eine weich schaltende Siebengang-Automatik mit Magnesium-Schaltwippen an einen heckorientierten variablen Allradantrieb übertragen.
Sportliche Ambitionen in der Topversion
Grundsätzlich ist der FX in zwei Ausführungen zu haben: S für die sportlich ambitionierten, GT für die komfortorientierten Fahrer. Bei Testfahrten in und um München fielen die sportlichen Möglichkeiten des Topmodells FX50 S Premium auf. Das adaptive Fahrwerk mit der aktiven Hinterradlenkung sorgt für beeindruckende Straßenlage, die feinfühlige, zielgenaue Lenkung ist ein idealer Vermittler zwischen Fahrer und Straßenverlauf. Da passt der mächtige V8 bestens in Bild, der satt antritt und das 2.120 kg schwere SUV in 5,8 Sekunden von 0 auf 100 wuchtet. Auch sein Sound ist ein Gedicht.
Die genannten Fahrwerksgoodies sind in der GT-Version nicht erhältlich, dafür ist der Infiniti komfortabler unterwegs, auch die Lenkung hat nicht die direkte Verbindlichkeit des S. Der Diesel ist ein braver Begleiter, weckt aber keinen sportlichen Funken, weil er sehr angestrengt klingt, wenn man ihn dreht, und das kraftvoll nutzbare Drehzahlband schmal ist. Angesichts der technischen Daten hätte ich mehr Power erwartet.
Nissan ist nicht wegzuleugnen
Als mich das Navi in den Stau schickt, habe ich auch Zeit für das Begutachten des Innenraumes, während der Abstandsregeltempomat den Autopiloten spielt. Ja, Infiniti hat sich Mühe gegeben, einen echten Premium-Eindruck entstehen zu lassen. Da ist schönes Leder, das ist edles Holz, aber da ist auch hie und da etwas zu billiges Plastik und vor allem das überladene Mittelkonsolen-Konzept, das an Arcade-Spielekonsolen erinnert – und das man von Nissan kennt. Nissan kann der Infiniti einfach nicht verleugnen. Zudem muss man über Kleinigkeiten hinwegsehen, etwa über die Vordersitzlehne, die einem in den Rücken drückt, wenn man den Kopf gegen die Kopfstütze drückt. Oder über die Außenspiegel, die zu weit hinten sitzen.
Der Infiniti FX ist eigentlich kein Billigheimer, sein Grundpreis liegt auf einem ähnlichen Niveau wie die Basispreise der angesprochenen Konkurrenten, er hat aber an Ausstattung schon eine Menge an Bord, was gut und teuer ist (71.700 Euro kostet der "Einstiegsdiesel", der V8 ist nur vollausgestattet um 96.420 Euro zu haben, nur Metallic-Lack gibt's da noch als Otion). So kommen die Deutschen nach dem in dieser Klasse obligatorischen Marsch durch die Aufpreislisten dann doch deutlich teurer. Und der Infiniti FX ist seltener - und damit auf seine Art exklusiver.
Warum?
Warum nicht?
Oder vielleicht …
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