Zwei „Sirs“ im Porträt

Kitzbüheler Urgesteine mit gehörig Maß und Ziel

Tirol
25.12.2023 19:00

Die Schneidermeister Franz Prader und Helmut Gruber haben sich in Kitzbühel wahrlich einen Namen gemacht - beide auf ihre Weise. Die „Krone“ hat ihnen in der Gamsstadt einen Besuch abgestattet.

Viele haben Kitzbühel schon geprägt, die meisten auf sportliche Weise: Toni Sailer, Ernst Hinterseer, dessen Sohn Hansi, Hias Leitner sowie der jüngst verschiedene Anderl Molterer. Im wahrsten Sinne „auf den Leib geschneidert“ haben es aber zwei andere geschafft: Franz Prader und sein ehemaliger Angestellter Helmut Gruber – beide gelernte Schneider, flink mit modischer Einschätzung, mit Schere, Maß und sprachlicher Eleganz.

Der „Sir“ steht immer noch hinter der Theke
Das Geschäft von „Sir“ Franz Prader liegt knapp unterhalb der Hahnenkammbahn – wo sich jährlich das Stell-Dich-Ein der Prominenz trifft. Das Geschäft ist von außen her unaufgeregt, ein altes Schild zeugt von der langen Tradition. Stramm steht Franz Prader da, in einem Zweiteiler, Krawatte, Kavalierstuch – vom Feinsten gekleidet, als ginge er gleich auf eine wichtige Veranstaltung. Promis von A bis Z aus aller Welt hat er eingekleidet, kennt sich aus im Fachlichen und im Umgang mit vielleicht nicht immer Pflegeleichten. „Einfach normal umgehen mit den Kunden. Mir egal, ob Arnold Schwarzenegger hereinkommt oder Otto Normalverbraucher, der einen maßgeschneiderten Anzug braucht. Jeder wird gleich behandelt“, sagt der gebürtige Südtiroler. Immerhin ist er 88 Jahre alt, steht jeden Tag mit seiner Familie früh morgens auf und um halb acht dann im Geschäft. 13 Geschwister hatte Franz Prader, die Eltern entschieden sich 1940, aus politischen Gründen von Südtirol nach Österreich auszuwandern. Von ganz unten bis ganz hinauf hat er sich in einer glamourösen Stadt wie Kitzbühel gearbeitet. Maß und Ziel dabei nie verloren. Zwischenstationen waren Innsbruck, Bayern, Belgien. „Wenn du Kartoffel suchen musst, um zu überleben, dann lernst du daraus“, so „Sir Prader“ über seine Kindheit. Mehr als 100 Lehrlinge hat er in seiner Laufbahn ausgebildet.

Mit knapper Mode für junge Frauen zum Förderer
Bei seinem ehemaligen Mitarbeiter Helmut Gruber (77) – fünf Jahre lang war er bei Prader beschäftigt – sitzt das Sakko ebenso perfekt. Auch er ist gelernter Schneider, hatte auch Jahrzehnte einen eigenen Betrieb. Den Brotberuf übte er 41 Jahre lang aus. „Ich bin irgendwann zweigleisig gefahren, da ich damals ein Lizenz-Angebot für die Missen-Wahlen erhalten habe“, lacht der gesellige Kitzbüheler mit ebenfalls Südtiroler Wurzeln vor sich hin. „Ich sollte die ,Hot Pants’ kürzen, die bei den Damen vor einer Veranstaltung zu lang waren.“ Der Start für eine seriöse Manager-Karriere im Sinne schönheitsbewusster junger Frauen.

Prader und Gruber haben der Gamsstadt einen Stempel aufgedrückt. Heli schaut auf seinen Lehrmeister auf, der Robert Redford, Arnold Schwarzenegger, Billa-Gründer Karl Wlaschek und viele andere eingekleidet hatte. Doch beide „Schneiderlein“ sind herrlich normal geblieben.

Roland Mühlanger, Kronen Zeitung

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