Häuslicher Unterricht

Wieder deutlich weniger Schulabmeldungen

Österreich
21.11.2023 08:38

Im aktuellen Schuljahr 2023/24 gibt es wieder deutlich weniger Abmeldungen vom Unterricht als im Corona-Jahr 2021/22. Endgültige Zahlen liegen laut dem Bildungsministerium aber noch nicht vor. Ein Problem sei, dass trotz der Verpflichtung gar nicht alle Kinder und Jugendlichen zur Externistenprüfung antreten würden.

In Österreich gibt es keine Schul-, sondern lediglich eine Unterrichtspflicht. Das bedeutet, dass Kinder und Jugendliche auch häuslichen Unterricht oder eine Privatschule ohne Öffentlichkeitsrecht (diese vergeben keine Zeugnisse) besuchen können. Das muss der jeweiligen Bildungsdirektion gemeldet werden, die das auch untersuchen kann, „wenn mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass die Gleichwertigkeit des Unterrichts nicht gegeben ist.“ Wer häuslichen Unterricht hat, muss am Ende des Schuljahres eine Externistenprüfung absolvieren. Schafft das Kind oder der Jugendliche diese nicht, muss das Schuljahr in einer Schule mit Öffentlichkeitsrecht wiederholt werden.

Als problematisch ordnet ein Bericht des Bildungsministeriums und der Bundesstelle für Sektenfragen im Bundeskanzleramt ein, dass im Schuljahr 2021/22 1020 Kinder gar nicht erst zur Externistenprüfung antraten. Das ist fast ein Fünftel. Vor der Corona-Pandemie lag die Zahl der Schulabmeldungen relativ stabil bei 2300 bis 2600 Kindern und Jugendlichen in ganz Österreich, das entspricht nur etwa 0,3 Prozent aller Schulpflichtigen. 2021/22 stieg die Zahl dann auf 7515 beziehungsweise ein Prozent an. Eltern meldeten ihre Kinder wohl ab, um sie vor Masken, Tests oder auch Infektionen zu schützen.

Im Corona-Jahr 2021/22 wurden ein Prozent aller schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen von der Schule abgemeldet (Archivbild). (Bild: ©Halfpoint - stock.adobe.com)
Im Corona-Jahr 2021/22 wurden ein Prozent aller schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen von der Schule abgemeldet (Archivbild).

„Schule fördert auch soziale Kontakte“
Als Reaktion darauf verkürzte das Bildungsministerium die Frist für Schulabmeldungen, führte ein Reflexionsgespräch vor den Semesterferien ein und ließ die Externistenprüfungen von eigenen Kommissionen abnehmen. „Wir haben nun auch bessere Möglichkeiten, frühzeitig gegenzusteuern, wenn der häusliche Unterricht nicht gut funktioniert. Denn Schule bedeutet nicht nur die Vermittlung fachlicher Inhalte, sondern fördert auch soziale Kontakte, die letztendlich in herausfordernden Zeiten von großer Bedeutung sind“, sagte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in einer Aussendung.

Im Bericht werden zudem die demokratiefördernden Aspekte von Schulbildung angesprochen. Zudem gebe es durch häuslichen Unterricht keinen Einblick in die soziale und psychische Entwicklung eines Kindes, so könnten etwaige häusliche Gewalt oder fehlende medizinische Versorgung unbemerkt bleiben.

Missbrauch, um Ideologie zu verbreiten?
Der häusliche Unterricht könne in Einzelfällen wie bei schweren Krankheiten durchaus sinnvoll sein, teilte die Bundesstelle für Sektenfragen mit. Aber: „Manche Personen oder Gemeinschaften missbrauchen das Recht auf häuslichen Unterricht dazu, um ihre Ideologie zu verbreiten beziehungsweise junge Menschen von der Außenwelt abzuschotten. Sollte sich eine Familie für den häuslichen Unterricht entscheiden, darf das niemals ein Schlupfloch für Missbrauch und die Verbreitung von extremistischen Ideologien und demokratiefeindliche Bewegungen sein“, sagte Familienministerin Susanne Raab (ÖVP) in einer Aussendung.

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