Prostata-Karzinom

Die Krawatte lockern und zur Krebsvorsorge gehen

Gesund
07.11.2023 16:55

„Bergdoktor“ Hans Sigl tut es jetzt, Skilegende Hans Knauß tat es schon im Vorjahr und zahlreiche prominente österreichische Männer schließen sich an: Sie alle rufen mit gelockerter Krawatte zur Prostatakrebs-Vorsorge auf. Auftakt zur Awareness-Kampagne „Loose Tie“ der Krebshilfe.

Per Videobotschaft meldete sich Hans Sigl, stilgemäß von Dreharbeiten am Berg, bei der Auftaktveranstaltung der Österreichischen Krebshilfe in der Wiener Eden-Bar: „Gehen Sie zur Untersuchung! Deshalb heißt es ja auch `Loose Tie, sei dabei´. Nicht mehr und nicht weniger. Let love rule.“ Der beliebte TV-Star ist das heurige Testimonial der Aufklärungskampagne für mehr Gesundheitsbewusstsein seiner Geschlechtsgenossen.

Warum die Krawatte lockern?
Was es damit auf sich hat, erklärt Mag. Martina Löwe, Krebshilfe-Geschäftsführerin und Initiatorin der Aktion, die 2015 zum ersten Mal stattfand: „Loose Tie steht dafür, sich abseits vieler anderer Verpflichtungen Zeit zu nehmen. Für einen Vorsorgetermin, für die eigene Gesundheit. Seitdem rufen wir jährlich im November dazu auf, den wichtigen Termin nicht zur versäumen.“

Um Vorurteile und Ängste abzubauen, stellt sich auch Kabarettist Gerald Fleischhacker seit dem ersten Tag der Kampagne in den Dienst der Sache, und geht mit gutem Beispiel voran, wie er mit einem Augenzwinkern verriet: „Wir, meine Freunde und ich, haben so eine Art Arztrunde gegründet. Einmal im Jahr gehen wir zum Urologen und nachher gemeinsam etwas essen und trinken. Das ist schon so wie ein Klassenausflug.“ Der 52-jährige Moderator und Autor macht das nicht nur für sich, sondern auch für seine Familie - um noch lange für sie da sein zu können.

Mach Dein Service!
Heuer sind Männer, die im Jahr 1978 geboren wurden, aufgerufen, sich erstmals untersuchen zu lassen. Motivation kommt auch von Hans Knauß, der im Vorjahr Botschafter von Loose Tie war. Der zweifache österreichische Meister im alpinen Skisport, Motorsportler und Moderator: „Meine Ski, mein Auto, mein Motorrad . . . alle bekommen ihr Service. Warum nicht auch der eigene Körper? Die Prostata-Früherkennung kann Leben retten! Mach auch Du Dein Service!“

Die häufigste Krebsart des Mannes

  • 2020 erhielten 6.123 Patienten die Diagnose Prostatakarzinom. Das entspricht 26 Prozent aller bösartigen Erkrankungen bei Männern. Das Leiden ist sehr gut behandelbar, die Sterblichkeitsrate liegt bei 11 Prozent.
  • Die jährliche Früherkennungsuntersuchung wird ab dem 45. Lebensjahr empfohlen, bei Personen mit erhöhtem Risiko und Krebsfällen in der nahen Verwandtschaft ab 40 Jahren.
  • Dafür ist eine Harnprobe nötig, die im Labor auf Eiweiß, Zucker, Bakterien, rote und weiße Blutkörperchen usw. getestet wird. Der Arzt führt ein Anamnese-Gespräch, veranlasst einen PSA-Test aus einer Blutprobe (Achtung, im Rahmen der üblichen Vorsorgeuntersuchung nicht automatisch enthalten!). Eine Tastuntersuchung (dauert nur wenige Sekunden) und ein Ultraschall vervollständigen die Abklärung.

„Gesundheit ist einer jener Bereiche, in denen uns die Frauen wirklich voraus sind. Sie schicken ja meist auch ihre Männer zum Arzt. Frauen sind gewöhnt, regelmäßige Untersuchungen in Anspruch zu nehmen - die meisten Männer kennen Ärzte nur aus der Unfallchirurgie“, bringt es Dr. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe, auf den Punkt. „Außerdem genieren wir uns immer ein wenig. Die Loose Tie-Aktion zeigt aber Wirkung, die Männer wissen mittlerweile mehr über Prostata-Krebs-Vorsorge als früher, doch es ist noch viel zu tun.“

12 Mutmacher in einem Buch
Weil sich herausgestellt hat, dass Männer nach der Diagnose Krebs nur selten Unterstützung und Beratung in Anspruch nehmen, wurden niederschwellige Informationsangebote erstellt. Martina Löwe: „ So entstand das Buch „Die Mutmacher“, in dem 12 Männer unterschiedlichen Alters über ihre Erfahrungen im Umgang mit einer urologischen Krebsdiagnose sprechen, geschrieben von Bestseller-Autor Thomas Raab, die Video-Reihe „Fake News Prostatakrebs mit Gery Seidl, Günther Lainer, Aida Loos und vielen andern heimischen Stars, sowie das ´Herrenzimmer´, ein virtueller Herrenabend mit Experten.“ Ab 16.11. wird es einen ersten Online-Dialog für Prostatakrebs-Patienten geben, wo alle wichtigen Themen beleuchtet und Fragen auf Augenhöhe beantwortet werden.

Zitat Icon

Es ist wichtig, die Erkrankung zu entdecken, bevor Beschwerden auftreten, denn dann ist sie oft schon weit fortgeschritten.

(Bild: privat, Krone KREATIV)

Dr. Paul Sevelda, Präsident der Österreichischen Krebshilfe

Der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Urologie, Univ.-Prof. Dr. Shahrokh F. Shariat ergänzt: „Es findet ein Generationswechsel statt. Jüngere Männer sind gesundheitsbewusster und gehen mehr zum Arzt. Lebensführung mit Sport, gesunder Ernährung, Normalgewicht, Rauchverzicht hat natürlich auch positiven Einfluss auf das Krebsgeschehen. Es ist wichtig zu wissen, dass Früherkennung nicht unbedingt gleich Behandlung bedeuten muss. Oft kann man abwarten und beobachten, muss nicht gleich massive Therapien anwenden oder operieren. So kann man die optimale Strategie für jeden Patienten finden. Aber auch in fortgeschrittenen Stadium sind die Therapiemöglichkeiten sehr viel besser geworden.“

„Wir raten zwar ab 45 Jahren zur Vorsorgeuntersuchung zu gehen, besteht aber erhöhtes Risiko, also wenn es Verwandte mit Prostatakrebs gibt oder überhaupt Krebserkrankungen in der Familie gehäuft vorkommen, schon früher, ab dem 40. Lebensjahr. Brustkrebs etwa ist genetisch mit Prostatakarzinom vergesellschaftet“, klärt Präsident des Berufsverbandes der Österreichischen Urologie, Priv.-Doz. DDr. Mehmet Özsoy auf.

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