Ex-Ski-Ass Mayer:

„Bei der ersten Tankstelle haben wir Bier gekauft“

Ski Alpin
06.11.2023 20:01

Der dreifache Olympiasieger Matthias Mayer war am Samstag zu Gast in Salzburg. Im Zuge eines sogenannten „Expert-Talk“ in der historischen Burg Kaprun sprach der ehemalige Profi-Skifahrer unter anderem über seinen plötzlichen Rücktritt und seine aktuelle Aufgabe als Mentor im Skiweltcup. Dabei gewährte er dem Publikum tiefe Einblicke, etwa was er unmittelbar nach der überraschenden Verkündung seines Karriereendes gemacht hat - Stichwort: 6er-Tragerl Bier! Siehe dazu auch die Videos.

Pünktlich zum Winterstart am Kitzsteinhorn luden Zell am See-Kaprun und die Wintersportmarke Head zu diesem besonderen Talk ein. Das Event war ursprünglich mit der ehemaligen Skirennläuferin Anna Veith geplant, jedoch musste sie ihre Teilnahme krankheitsbedingt absagen. Daraufhin wurde kurzfristig Matthias Mayer, der als erster alpiner Rennläufer bei drei aufeinanderfolgenden Olympischen Winterspielen jeweils eine Goldmedaille gewann, kontaktiert und es zeigte sich: Auf ihn ist wahrlich Verlass, er sprang kurzerhand ein!

„Mit zehn Jahren war ich zum ersten Mal am Kitzsteinhorn, es folgten viele weitere Trainingseinheiten in Kaprun. An diese Zeit erinnere ich mich gerne zurück“, betonte er. Und dass dieser „Expert Talk“ zugleich der Auftakt der neuen Markenpartnerschaft zwischen Head, dem langjährigen Ausrüster von Mayer, und dieser Salzburger Region ist, motivierte den 33-Jährigen noch zusätzlich.

„Wollte Karriere stets schnell beenden“
Vor allem über seinen überraschenden Rücktritt im Dezember 2022 in Bormio konnte ihm Moderator Stefan Steinacher spannende Details entlocken. Wie berichtet, nannte der elffache Weltcupsieger damals als Grund „den fehlenden Biss“ und betonte, diese Entscheidung damals spontan und aus dem Bauch heraus getroffen zu haben. „Ich habe mir stets das Ziel gesetzt, dass wenn ich die Entscheidung treffe, mit dem Skisport aufzuhören, die Karriere schnell beenden werde. Und genau so war es auch“, erzählte er. 

„Nur meine Frau wusste Bescheid“
Es sei für ihn damals der perfekte Zeitpunkt für diesen Schritt gewesen. „Einen Tag bevor ich es verkündet habe, hatte ich mir bereits einen Plan gemacht. Ich habe keinem etwas darüber erzählt, mit Ausnahme von meiner Frau. Sie meinte dann, dass sie das nicht tun würde, wir haben ein wenig hin und her debattiert. Doch ich wusste, dass ich es durchziehen würde“, schilderte Mayer, „ich war sogar noch am Tag davor am Abend mit meiner Familie, die ebenfalls in Bormio war, Abendessen. Doch ich wollte ihnen das einfach nicht verraten.“

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Mein Haus ist Kopf gestanden, wir hatten an diesem Abend richtig viel Spaß.

Matthias Mayer (Bild: GEPA pictures)

Matthias Mayer

Als er die Skier abgeschnallt gehabt habe, sei er zu seinem Medienbetreuer Tom vom Österreichischen Skiverband gegangen und habe zu ihm gesagt, dass er jetzt in diesem Moment einen Schlussstrich ziehen würde. „Er dachte, ich würde einen Schmäh reißen. Doch ich sagte zu ihm, dass wir das nun bei jeder einzelnen TV-Station verkünden werden und ich danach einfach nach Hause fahren werde“, klärte er auf. Gesagt, getan: Mit seinem Physiotherapeuten, seinem Bruder und dessen Freundin habe er im Pkw die Heimreise angetreten. „Bei der ersten Tankstelle haben wir uns gleich ein 6er-Tragerl Bier gekauft“, schmunzelte der 33-Jährige.

Party am Abend: „Mein Haus ist Kopf gestanden“
In der Pizzeria nebenan sei gerade das Skirennen im TV gelaufen. „Wir schauten zu - und zwar so lange, bis ich an der Reihe gewesen wäre. Danach sind wir wieder ins Auto gestiegen und weitergefahren.“ Doch wirklich entspannt sei die Heimreise nicht gewesen. „Wir hatten total viel zu organisieren, denn am Abend haben wir bei uns Zuhause eine riesige Party gemacht. Mein Haus ist Kopf gestanden, wir hatten richtig viel Spaß“, schwelgte Mayer in Erinnerung. 

„Viele haben mich zum Comeback gedrängt“
In den Tagen darauf gab es eine Reihe von Gerüchten rund um seinen Rücktritt. „Ich kenne sie alle - etwa, dass es sich um eine Doping-Angelegenheit gehandelt hätte. Doch das sind alles zusammen reine Spekulationen. Die Information hat medial eingeschlagen wie eine Granate. Ich habe viel positives Feedback erhalten - viele haben mir zu diesem überraschenden Schritt gratuliert. Andere wiederum konnten sich mit der Art und Weise nicht anfreunden. Aber jetzt ist es vorbei, für mich hat das alles so perfekt gepasst“, betont Mayer. Was genau auf ihn nach diesem Schritt zugekommen sei, habe er nicht einschätzen können. „Viele haben mich zum Beispiel dazu gedrängt, ein Comeback zu feiern. Doch dem habe ich von Beginn an eine komplette Absage erteilt. Ich will einfach keine Rennen mehr fahren.“

Eine Art Rückkehr hat „Mothl“ kurz darauf dennoch gefeiert - und zwar in den heimischen Skizirkus. Heuer im Sommer kehrte er als Mentor zurück und unterstützt die Trainer im österreichischen Speedteam. „Dabei darf ich meine Erfahrungen an die heimischen Athleten weitergeben, diese Aufgabe bereitet mir große Freude. Junge Rennfahrer sollen vorrangig Spaß am Skifahren haben, dennoch müssen sie hart arbeiten und immer dranbleiben“, erklärte er und ergänzte: „In den vergangenen Wochen war ich bereits mit der Mannschaft unterwegs und habe ihnen bei Trainings auf die Füße geschaut. Mich hat es wirklich überrascht, wie viele dabei zu mir gekommen sind und mich nach Ratschlägen gefragt haben - und zwar nicht nur junge Athleten, sondern auch erfahrene wie etwa Vincent Kriechmayr. In diesem Moment hat er möglicherweise einfach eine Art Bestätigung benötigt.“

Das Beste an seiner neuen Aufgabe sei, dass er selbstständig in das Ganze hineingehen könne. „Ich muss dabei keinem einzelnen verpflichtet sein. Wenn jemand etwas benötigt, bin ich jederzeit da - wenn das nicht der Fall ist, ist das auch völlig in Ordnung“, konkretisierte der Kärntner. 

Ratschläge für Nachwuchs-Skifahrer
Auf die Nachfrage von Moderator Steinacher, welche Tipps er Nachwuchs-Skifahrern mit auf den Weg geben möchte, kam wie aus der Pistole geschossen: „Der Skisport ist schon harte körperliche Arbeit, sein Programm muss man tagtäglich abspulen, das muss einem bewusst sein. Aber auch Spaß zu haben, ist ein wichtiger Faktor, sowie am Ball zu bleiben, wenn man Rückschläge erleidet. Denn nach einem Tief kommt stets wieder ein Hoch.“

Gut eingeteilt am familiären Bauernhof
Auch abseits weiß sich „Mothl“ seit seinem Rückzug bestens zu beschäftigen: „Ich mache nach wie vor gerne Sport, spiele zum Beispiel leidenschaftlich Tennis. Und mein Vater besitzt Wald und hat einen Bauernhof zu Hause, da gibt es immer genug zu tun. Muss etwa ein Baum umgeschnitten werden, bin ich da und helfe mit. Zudem bin ich auch immer offen für Neues und Spontanes - das zeigt sich unter anderem daran, dass ich heute hier sitze.“ Eine Entscheidung, über die sich alle Anwesenden in der Burg Kaprun gefreut haben. Matthias Mayer war an diesem Abend mehr als nur ein würdiger Ersatz für Anna Veith!

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(Bild: KMM)



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