Der Photovoltaik-Boom hat heuer zu einer Vervielfachung sogenannter Balkonkraftwerke geführt. Allein bei den Wiener Netzen verzeichnete man bis dato rund 2600 Anmeldungen, nach 931 im Vorjahr.
Auch in Oberösterreich zeigen die Anmeldezahlen steil nach oben. Linz Netz spricht von einer Verdopplung und im Netzgebiet der Netz Oberösterreich GmbH kommen im Schnitt pro Monat rund 400 neue Mini-PV-Anlagen dazu, Tendenz steigend. Insgesamt wurden der Netz OÖ heuer bisher 3554 Balkonkraftwerke gemeldet. Bei der Netz Niederösterreich GmbH wurden 2022 1943 und heuer bereits 4153 Anlagen gemeldet.
Im Süden Österreichs, bei der Kelag-Tochter Kärnten Netz, ist der Boom ebenso spürbar. 2021 waren 127 der kleinen PV-Anlagen mit Schukostecker gemeldet worden, 2022 waren es 508 und heuer bis jetzt schon 1032.
Anhand der Zahlen ist davon auszugehen, dass österreichweit inzwischen mehrere zehntausend Balkonkraftwerke in Betrieb sind und diese zusammen auf eine Spitzenleistung von deutlich mehr als zehn Megawatt Peak kommen. Zum Vergleich: Österreichs größte in Betrieb befindliche Photovoltaik-Anlage, jene am Flughafen Wien, hat eine Leistung von 24 Megawatt Peak.
Neben dem Balkongeländer werden die Module oft auf Gartenhütten, am Zaun oder auf dem Carport installiert. Bei Wohnungen muss die Hausverwaltung und der Eigentümer zustimmen. Die Stadt Wien erlaubte Balkonkraftwerke Anfang 2023 auch in Gemeindebauten, Mieterinnen und Mieter müssen die Anlagen allerdings von Wiener Wohnen bewilligen lassen.
Zum Schutz vor Stromschlägen ist im Wechselrichter des Balkonkraftwerks ein Netz- und Anlagenschutz (NA-Schutz) verbaut. Dieser trennt die PV-Anlage sofort vom Stromkreislauf der Wohnung, wenn es zu Spannungsschwankungen kommt. Das heißt, das Balkonkraftwerk liefert nur dann Strom, wenn es auch mit dem Stromnetz verbunden ist. Wichtig ist vor allem die sichere Verankerung, sodass die Paneele nicht von einer Sturmböe erfasst werden.
Anschaffungskosten fast halbiert
Auch die Energiebehörde E-Control steht hinter den im Energiegesetz als „Kleinsterzeugungsanlagen“ bezeichneten Mini-PV-Anlagen. Sie stellte nach Diskussionen innerhalb der Branche Ende 2022 klar, dass diese Anlagen auch mit einem handelsüblichen Schuko-Stecker erlaubt sind. Die Beiziehung eines Elektrikers sei, so Behördenchef Haber damals, eine „reine Empfehlung“. Generell sei es aber wichtig, Sorgfalt walten zu lassen und etwa darauf zu achten, dass in der Elektroinstallation ein FI-Schalter vorhanden ist. Auch die 800-Watt-Grenze muss eingehalten werden und es dürfen keine Verlängerungskabel verwendet werden.
Laut dem Verein für Konsumenteninformation rechnen sich Balkonkraftwerke je nach Haushaltsgröße, Sonneneinstrahlung und Stromverbrauch in vier bis fünf Jahren. Gegenüber dem Jahr der Energiekrise 2022 haben sich die Anschaffungskosten fast halbiert. Kostete ein Balkonkraftwerk mit 800 Watt Peak vergangenen Sommer noch über 1200 Euro, liegen die Preise für ein solches Set nun bei unter 700 Euro.
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