Das hat er zuhause in der Türkei nicht geschafft: Türken-Sultan Recep Tayyip Erdoğan verteidigte seine Präsidentschaft bei den Stichwahlen am Sonntag insgesamt mit knapp 52 Prozent. Viel besser schnitt der Autokrat in Frankreich mit 66,6 Prozent und Deutschland mit 67,4 Prozent ab. Aber dann gibt es „hinter den sieben Bergen“ noch ein Land, in dem Erdoğan beliebter ist als überall sonst. Richtig geraten: in Österreich! Denn die Austro-Türken stimmten mit 74 Prozent für den hierzulande sonst so umstrittenen türkischen Präsidenten. Es geht übrigens auch ganz anders: Die Türken in Schweden stimmten nur zu 46,9 Prozent für den Titelverteidiger, jene in unserem Nachbarland Schweiz gar nur mit 42,8 Prozent. Dafür regiert der Sultan seine Türken in Wien - was läuft da schief?
Kaschiertes Polit-Versagen. Da lief und läuft in Österreich vieles gewaltig falsch, was die türkische Community betrifft. Erst recht, wenn man dann auch noch miterlebt, wie die Austro-Türken den Sieg ihres Sultans frenetisch bejubeln. Einige tausend feierten im Wiener Stadtbezirk Favoriten, zahlreiche Beteiligten zeigten dabei auch den „Wolfsgruß“, das Zeichen der in Österreich verbotenen, als rechtsradikal eingestuften Organisation „Graue Wölfe“. Die Politik schäumt - und versucht damit ja doch nur ihr Versagen in Sachen Integration in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zu kaschieren. „Krone“-Außenpolitik-Doyen Kurt Seinitz wirft einen scharfen Blick auf die Situation, wenn er heute schreibt: „Die Erdoğan-Türken haben uns gezeigt, dass sie nie in Österreich angekommen sind, ja, gar nicht ankommen wollen. Sie haben mit 74 Prozent dazu beigetragen, ihr Idol an der Macht zu halten, ohne in unserer Demokratie für die Folgen ihrer Wahl in der Türkei einstehen zu müssen.“ Genau das regt auch „Krone“-Leserbriefschreiber auf: Hier stimmen Exil-Türken begeistert für ihren autokratischen Präsidenten - während sie die Vorzüge der demokratischen Freiheiten in Österreich genießen.
Kommen Sie gut durch den Dienstag!
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