Im Mittelalter ließ man seine Augen noch auf Jahrmärkten behandeln - schlimme Komplikationen wie Infektionen und Erblindung inklusive. Seitdem hat sich viel getan: Die Geschichte der Augenheilkunde in Österreich beginnt mit dem Leibaugenarzt von Joseph II., der zum ersten Professor wurde.
Bereits in den über 3600 Jahre alten Gesetzestafeln des Hammurabi aus Babylonien fanden Augenoperationen Erwähnung. Viele in der Antike vorhandenen Kenntnisse und Fähigkeiten gingen jedoch im Laufe der Zeit verloren.
Augenbehandlung auf Jahrmärkten
Ab dem Mittelalter wurden augenärztliche Tätigkeiten, etwa die Behandlung des Grauen Stars, auf Jahrmärkten von sogenannten Starstechern durchgeführt und gingen oft mit schlimmen Komplikationen wie Infektionen einher, an denen viele Betroffene erblindeten. Zu den auf diese Art behandelten Patienten gehörten sogar berühmte Komponisten, wie J. S. Bach und G. F. Händel. Im Gegensatz dazu zählt die Kataraktoperation mit den heutigen Methoden zu den sichersten Eingriffen.
Die weltweit erste Universitäts-Augenklinik war in Wien
Im Jahr 1773, also vor 250 Jahren, wurde schließlich Joseph Barth (1745-1818), der Leibaugenarzt von Joseph II. (römisch-deutscher Kaiser), zum ersten Professor für Augenheilkunde an der Universität Wien ernannt - und die Augenheilkunde (Ophthalmologie) hierzulande als eigenständige medizinische Fachrichtung begründet. Bis dahin galt diese nur als Teil der Chirurgie. Die von Barth selbst kunstfertig hergestellten anatomischen Präparate bildeten später übrigens den Grundstock der Anatomischen Sammlung der Uni Wien. 1812 wurde dann - ebenfalls in der Bundeshauptstadt - die weltweit erste Universitäts-Augenklinik eröffnet.
Die erste spezialisierte Ärztin in Österreich
Die erste hierzulande tätige Augenärztin war Doktor Rosa Kerschbaumer-Putjata (1851-1923), eine in Russland geborene Medizinerin. Sie baute mit ihrem zweiten Mann, dem österreichischen Augenarzt Friedrich Kerschbaumer, in Salzburg eine private Augenklinik auf, die sie nach dessen Tod auf Erlaubnis von Kaiser Franz Joseph weiterführen durfte. Bemerkenswert insofern, da es damals Frauen hierzulande noch nicht erlaubt war, Medizin zu studieren und daher auch nicht zu ordinieren.
Sehorgan: „Fenster“ zu den Blutgefäßen
Die Heilkunde hat sich in den vergangenen 250 Jahren enorm weiterentwickelt. Mit den heutigen diagnostischen Möglichkeiten können nicht nur zahlreiche Augenerkrankungen im kleinsten Detail untersucht, sondern darüber hinaus auch Leiden - wie Bluthochdruck, Diabetes oder ein erhöhtes Schlaganfallrisiko - erkannt werden. Denn das Auge gilt als Fenster zu den Blutgefäßen des Augenhintergrundes, die sich mitunter bei körperlichen Prozessen verändern.
Um die Gesundheit der Sehorgane bis ins hohe Alter zu erhalten, ist Früherkennung sehr wichtig. Denn viele Erkrankungen, etwa das Glaukom oder die diabetische Retinopathie, verursachen lange Zeit keine Beschwerden.
Die ersten, sehr wichtigen Routinekontrollen sind schon im Kindesalter mit den Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen zu empfehlen.
Prim. Priv.-Doz. Dr. Katharina Krepler, Vorständin der Augenabteilungen an den Kliniken Landstraße und Donaustadt (Wien) sowie Präsidentin der Ophthalmologischen Gesellschaft
Bild: feelimage Matern Krone KREATIV
„Die ersten, sehr wichtigen Routinekontrollen sind schon im Kindesalter mit den Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen zu empfehlen. Eine weitere Überprüfung findet idealerweise vor dem Schuleintritt statt. Verantwortungsbewusste Eltern sollten darüber hinaus beim geringsten Verdacht eines Sehfehlers oder bei Problemen in der Schule mit ihren Kindern einen Augenarzt aufsuchen“, erklärt Expertin Prim. Priv.-Doz. Dr. Katharina Krepler. „Ab dem 40. Lebensjahr rate ich allen, einmal jährlich eine augenärztliche Untersuchung durchführen zu lassen.“
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