Krise im Gesundheitswesen: Bernd Schmidt, Mediziner im LKH Fürstenfeld, fordert die Landesregierung in scharfem Brief auf, endlich Lösungen zu finden.
Bernd Schmidt (33) ist Arzt im LKH Fürstenfeld, übernimmt auch Vertretungen für Hausärzte und hat jetzt in der Causa Spitalsmisere einen klaren - mutigen - Brief an die Regierer verfasst.
Was war Ihre Motivation für dieses Schreiben?
Ich habe lange mit mir gerungen, es nach vielen Gesprächen mit der Kollegenschaft aber für nötig erachtet, aus der Praxis zu berichten. Damit die Entscheidungsträger von „der Basis“, Ärzte wie Pflegepersonal, hören, was die Probleme sind und dass wir uns Sorgen machen.
Woran krankt das System?
Das fängt schon bei der Entlohnung an. Es ist nicht nachvollziehbar, warum Spitalsärzte, die rund um die Uhr für die Bevölkerung im Einsatz sind und an Wochenenden sowie in den Nächten Dienst tun, um einiges schlechter finanziell gestellt sind als jene, die von einem 9 bis 17 Uhr arbeiten. Und dass es in einem so kleinen Land wie Österreich diverse Gehaltssysteme gibt - wobei die Steiermark am schlechtesten dasteht.
Es geht also nur ums Geld?
Freilich brauchen auch Ärzte und alle anderen Mitarbeiter Geld zum Leben. Der Lohn sollte und dürfte aber nie Motivation sein, den Arztberuf zu ergreifen. Aber freilich ist es verständlich, dass dafür manche abwandern, so wie nicht wenige meiner Studienkollegen in die Schweiz oder in ein anderes Bundesland gegangen sind. Über Lohn zeigt man Wertschätzung - es gibt aber dafür noch weitere Mittel, die bei uns ebenfalls Mangelware sind, über die anderswo aber deutlich gezeigt wird, dass man Spitalsmitarbeiter zu schätzen weiß. Kinderbetreuung etwa, Öffi-Tickets.
Wie sehr wird die Arbeitsbelastung zum Problem?
Überbelastung ist es. Darauf wurde schon in Coronazeiten deutlich hingewiesen, klare Schritte blieben bis heute aus. Alles in allem: Deshalb darf man als Verantwortlicher auch nicht weiter überrascht sein, dass immer wieder junge und motivierte Kollegen aus der Pflege wie auch Ärzteschaft zu hinterfragen beginnen, ob denn eine Zukunft in den steiermärkischen Landes-Spitälern überhaupt sinnvoll ist.
Wie kriegt man die Spitalsmisere in den Griff?
Es gibt so viele Ansätze. Zum Beispiel: Ein Großteil des Aufwands eines Spitals könnte schon durch eine niederschwellige, flächendeckende Grundversorgung durch mehr Ärztezentren oder durch Flexibilisierung, Ausweitung und Attraktivierung der hausärztlichen Bereitschaftsdienste abgefangen werden. Sodass Patienten Hilfe bekommen, ohne dafür in die Notfallambulanz gehen zu müssen.
In Admont, haben wir gerade berichtet, gibt es ab 1. April keinen Hausarzt mehr, hier wird sehr unterstützt. Wäre das für Sie eine Option?
Solche Ansätze sind super. Aber ich selbst bin, so wie viele meiner Kollegen, durch Familie hier verwurzelt. Geld ist eben nicht alles.
Was erwarten Sie sich von Ihrem Brief?
Eine Reaktion. Lösungen! Ein Zeichen, dass man auch als kleiner Mitarbeiter gehört wird. Derzeit geht man mit offenen Augen in den Abgrund.
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