Stellt das Glaukom weltweit bereits jetzt die zweithäufigste Augenkrankheit dar, die zur Erblindung führt, stoppt diese Entwicklung auf keinen Fall in nächster Zeit. Im Jahr 2040 werden 110 Millionen Menschen daran leiden. Auch in Österreich ist jeder 20. ab 75 Jahren davon betroffen. Tendenz stark steigend.
„Leider lässt sich das Leiden nicht immer so leicht erkennen“, erläuterte Augenarzt Prof. Dr. Herbert Reitsamer, UniKlinik Salzburg am Apothekerkongress in Schladming (Stmk.). „Normale Sehtests sind oft nicht geeignet, diese Schädigung des Sehnervs zeitgerecht zu entlarven. Erst wenn Patienten 97 Prozent der Sehnervenfasern verloren haben, fällt es den Betroffenen selbst auf.“ Dann kommt es zu Einschränkungen im Gesichtsfeld. Vorher zeigen sich kaum Symptome.
Regelmäßige Untersuchungen nötig
Daher rät der Experte zu Kontrollen beim Arzt, vor allem, wenn Risikofaktoren wie Häufung in der Familie, Migräne oder Diabetes, vorliegen. Ab 40 Jahren sollte man jedenfalls regelmäßig den Augeninnendruck untersuchen lassen. Das ist dringend nötig, da Glaukome immer häufiger auftreten: In Österreich kam es zwischen den Jahren 2010 und 2030 zu einer Erhöhung der Diagnosen um 43 Prozent.
Auch Kinder können bereits unter einem Glaukom leiden, was jedoch äußerst selten vorkommt. „Hierzulande sehen wir etwa sieben Fälle pro Jahr“, erklärt Prof. Reitsamer. „Man erkennt die jungen Patienten an ihren unnatürlich großen blauen Augen. Hier braucht es die Behandlung in einem Augenzentrum.“
Ungeliebte Augentropfen
Um das Risiko für ein Glaukom zu minimieren, muss der Augendruck gesenkt werden. Das passiert etwa auch mittels Augentropfen, die vom Arzt verschrieben werden. „75 Prozent der Patienten brechen diese Therapie aber nach 12 Monaten wieder ab“, so Prof. Reitsamer. „Die Wirkung der Behandlung zeigt sich nämlich erst nach Jahrzehnten. In der Gegenwart bemerkt der Betroffene nur Nebenwirkungen wie Brennen und muss dem Mediziner vertrauen, dass der Benefit in Zukunft eintritt.“
Man geht daher dazu über, früher zu operieren und den Abfluss der Kammerflüssigkeit aus dem Auge wiederherzustellen, um den Druck dauerhaft zu senken. Dafür gibt es heute bereits etliche minimalinvasive Methoden.
Kurzsichtigkeit als Risikofaktor
Die weltweit extrem zunehmende Kurzsichtigkeit ist ein starker Risikofaktor für etliche Augenerkrankungen in späteren Jahren, wie etwa auch das Glaukom. In manchen asiatischen Ländern tragen bereits über 96 Prozent der jungen Menschen eine Brille. Schuld daran trägt vor allem übermäßige Zeit vor dem Handy oder PC. Das Auge fokussiert dabei ständig auf die Nähe. Dadurch wächst es unnatürlich in die Länge, Kurzsichtigkeit ist die Folge. Mitunter leiden Betroffene dann bereits mit 40, 45 Jahren an grünem Star.
Prof. Reitsamer appellierte daher an die Eltern, ihre Kinder täglich zwei Stunden ins Freie zu schicken, um die Blicke „schweifen“ zu lassen - und sich dabei am besten zu bewegen. Außerdem sollten sie weniger am Handy spielen. „Für die Augen ist die Zeit draußen in der Natur besser als jede Therapie oder jedes Medikament“, so der Facharzt.
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