Vize-Weltmeisterin Nina Ortlieb fiebert den Rennen im neuen Weltcup-Ort Kvitfjell entgegen, freundete sich schon im ersten Training mit der Strecke an und weiß: „Was gestern war, zählt nicht mehr."
Die Premiere als amtierende Vize-Weltmeisterin ging schief, vergangene Woche in Crans Montana kam Nina Ortlieb in der Abfahrt nur auf Rang 27. An jenem Ort, wo sie 2021 schwer gestürzt war, sich das komplette rechte Knie demoliert hatte. „Das ist im Unterbewusstsein leider irgendwo mitgefahren“, weiß die 26-Jährige. „Ich habe mich bei den schlechten Sichtverhältnissen vielleicht nicht ganz an das letzte Risiko herangetraut. Es war ein schwieriges Wochenende für mich.“
„Hat für mich gut geklappt"
Doch: Neue Woche, neue Chance. Am Wochenende warten die nächsten drei Speed-Rennen. In Kvitfjell, wo der Damen-Weltcup erstmals seit 2003 zu Gast ist. Dass Ortlieb neue Strecken grundsätzlich liegen, hat sie erst unlängst bei der WM in Meribel unter Beweis gestellt: „Ja, das hat für mich gut geklappt“, schmunzelt die Silberne. „Vor allem gegenüber routinierteren Fahrerinnen kommen mir ganz neue Strecken sicher entgegen, es haben alle dieselben Karten, keiner Erfahrungswerte.“
Einen ersten Eindruck holte sich die Vorarlbergerin im ersten Training. In dem sie auf Rang vier abschwang, 86 Hundertstel fehlten auf die Schnellste Mikaela Shiffrin. „Wir haben die Herren in den letzten Jahren immer für diese Strecke beneidet. Es ist eine wunderschöne Abfahrt, sehr wellenreich, cool zum Fahren. Wichtig ist, hier möglichst viel in Hocke durchzufahren“, meint Ortlieb. „Das erste Gefühl war gut, aber es ist sicher noch viel Luft nach oben.“
19 Operationen
Körperlich geht es der Vorarlbergerin nach insgesamt 19 Operationen und einer im Jänner erlittenen Gehirnerschütterung gut. „Es ist eigentlich schade, dass die Saison schon zu Ende geht, ich fühle mich körperlich noch sehr frisch“, meint Ortlieb. Die in den verbliebenen zwei Abfahrten „Podestplätze“ als Ziel hat. Im Super-G hingegen geht es noch um eine Teilnahme am Weltcup-Finale, aktuell liegt sie mit gerade einmal fünf Weltcuppunkten auf Rang 42 des Disziplinenweltcups.
„Um beim Weltcup-Finale dabei zu sein, brauche ich jetzt zwei richtig gute Rennen in Kvitfjell. Aber es ist nicht ausgeschlossen, ich glaube daran.“ Die Gründe, dass es im Super-G heuer noch nicht nach Wunsch lief, sind vielfältig: „Es haben sich am Anfang der Saison Fehler und der Folge auch Ausfälle eingeschlichen, in Cortina war ich nach meinem Abfahrtssturz am Vortag dann nicht am Start.“ Aber: „Es klappt im Training sehr gut, um nichts schlechter als in der Abfahrt - das macht mir Hoffnung.“
In der Abfahrt hingegen „denke ich schon, dass ich eine konstante Saison hinter mir habe“. Inklusive der WM stand Ortlieb zwei Mal am Podest, fuhr vier Mal in die Top-6. Doch um ein Wörtchen um die Kristallkugel mitzureden, „muss ich die Ausreiser nach unten wie in Crans Montana weglassen“: „Das ist sicher das große Ziel für die kommende Saison.“ Die WM-Silber-Medaille hilft für die nächsten großen Ziele. Wenn auch nur bedingt. Denn: „Es ist kein Druck, sondern beflügelt eher, weil es für mich eine Art Bestätigung war. Aber was gestern war, zählt nicht mehr - jedes Rennen beginnt bei Null.“
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