Experten antworten

Paket gegen Kindesmissbrauch – Meinungen gespalten

Politik
25.01.2023 12:40

Das Maßnahmenpaket der Regierung, mit dem unter anderem die Darstellung von Kindesmissbrauch bekämpft werden soll, hat am Mittwoch bei Experten für unterschiedliche Reaktionen gesorgt. Kriminalsoziologe Reinhard Kreissl, Leiter des Vienna Centre for Societal Security, sprach höheren Strafen jede präventive Wirkung ab und ortete Populismus. „Das Paket ist wirklich sehr positiv und erfüllt langjährige Forderungen“, meinte hingegen „Möwe“-Geschäftsführerin Hedwig Wölfl.

Wölfl begrüßte vor allem die Kinderschutzkampagne. „Wir freuen uns sehr über diese Bewusstseinsbildung, die zum Hinschauen animieren soll. Toll, dass sich die Regierung dazu durchgerungen hat, hier den Fokus zu setzen.“ Prävention sei eine der wirksamsten Maßnahmen, bekräftigte die Expertin. Positiv bewertete sie auch die Verständigungspflicht, die Qualitätssicherung für Kinderschutz sowie die Kinderschutzkonzepte an Schulen.

Stärkung der Kinderschutzzentren und -einrichtungen
Der Strafrahmen müsse dem Delikt angemessen sein und die Erhöhung „schadet nicht“. „Aber ich muss auch sagen, dass der derzeitige Rahmen kaum ausgeschöpft wird.“ Zudem würden auch Verfahren eingestellt und es gebe eine riesige Dunkelziffer. Wölfl wünscht sich eine weitere Stärkung der Kinderschutzzentren und -einrichtungen, die es für die Betreuung bei Verdachtsfällen und bei der Prozessbegleitung unbedingt brauche. Der niedergelassene Bereich könne gegebenenfalls für die Nachbehandlung genutzt werden. 

„Es gibt keine Korrelation zwischen Strafhöhe und Abschreckung“, machte Kreissl unter Berufung auf zahlreiche Untersuchungen klar. Abschreckend für potenzielle Täter sei lediglich ein hohes Risiko, erwischt zu werden. Wichtig sei auch, dass die Strafe rasch auf die Tat folgt. Hier gebe es einen Wirkungszusammenhang.

Sozialpädagogische Aufarbeitung wäre erfolgreicher
Die angekündigten höheren Strafen seien eine „einfache, billige Methode“ der Regierung, zu zeigen, „wir tun etwas“, meinte der Kriminalsoziologe. Es bringe nichts, aber „man kann es gut verkaufen“. Lange Gefängnisstrafen seien, was die Rückfallquote betrifft, kontraproduktiv. Diversion, sozialpädagogische Aufarbeitung und entsprechende Behandlung im Strafvollzug wären erfolgreicher.

Massenüberprüfungen im Netz notwendig
Sinnvoller in Sachen Prävention wäre es, zu versuchen, zur Quelle vorzudringen und dort die Taten und die Verbreitung dieser Darstellungen zu unterbinden. Dazu benötige man Massenüberprüfungen im Netz, um den Tausch von Bildern zu stoppen. In den USA habe man etwa Profile von Kreditkartentransaktionen erstellt und sei den Tätern auf die Spur gekommen. In Europa seien den Behörden diesbezüglich aufgrund des Datenschutzes die Hände gebunden, meinte Kreissl, der nicht die Forderung erheben wollte, diesen aufzuweichen.

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