Körperliche Strafen

Gewaltvolle Erziehung: schon ein Klaps hat Folgen

Ein Klaps auf den Po oder die „gesunde“ Ohrfeige: was für jeden fünften Österreicher als unbedenkliches Erziehungsmittel gilt, kann beim Nachwuchs nicht nur körperliche, sondern auch auch dauerhafte seelische Spuren hinterlassen. Ein Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde klärt auf.

Im Gegensatz zum US-Bundesstaat Texas, wo Prügelstrafen unlängst wieder eingeführt wurden, sind in Österreich körperliche Strafen verschiedener Art seit Jahrzehnten verboten. Dennoch vertreten einige Eltern die Ansicht, dass physische Bestrafungen in einem gewissen Rahmen vertretbar und sinnvoll sind. Dr. Klaus Kapelari von der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ) zeigt die Konsequenzen gewaltvoller Erziehung auf.

„Kinder, die körperlich bestraft wurden, neigen längerfristig dazu, schnell und stark auf Stress zu reagieren und Schwierigkeiten bei dessen Bewältigung zu haben und auch psychische Störungen zu entwickeln“, erläutert der Experte. Bereits das regelmäßige Erleben einer gewaltvollen Beziehung zwischen den Eltern kann gravierende Konsequenzen für die psychische Gesundheit des Nachwuchs haben.

Rechtliche Lage in Österreich

  • Seit 1989 sind Schläge als erzieherische Maßnahmen in Österreich gesetzlich untersagt.
  • Auch seelische Gewalt in Form von Demütigung, Herabsetzung oder Ablehnung gilt als Strafbestand.
  • Bereits 1974 wurde in Schulen körperliche Züchtigung, beleidigende Äußerungen sowie Kollektivstrafen verboten.

Gewalt kann Probleme intensivieren
Die Gründe für die negativen Veränderungen dürften laut Experten an psychologischen sowie physiologischen Reaktionen, insbesondere aber an Adaptionen in bestimmten Arealen des Gehirns, liegen. Diese sind etwa auch bei Missbrauch aktiv. „Es werden Nervenbahnen aktiviert, die besonders für Gefahrensituationen zuständig sind“, führt Dr. Kapelari aus. Das kann bestehende Verhaltensauffälligkeiten nicht nur verstärken, sondern auch die Entstehung einer Reihe weiterer psychischer Probleme begünstigen. Des Weiteren kann auch die schulische Leistung nachteilig beeinflusst werden.

Die aktuelle, krisengeprägte Zeit stellt viele Erziehungsberechtigte vor enorme Herausforderungen, Geduld und Verständnis schwinden dabei häufig, die Aggressionsbereitschaft steigt hingegen. Das zeigt auch eine aktuelle Befragung aus dem Jahr 2020, bei der sich rund 20 Prozent der Österreicher für mäßige körperliche Bestrafungen wie Ohrfeigen, einem Klaps auf den Po oder noch härtere Erziehungsmaßnahmen aussprechen.

Zwar lehnt die Mehrheit der Befragten körperliche Strafen ab, dennoch befürworten rund 20 Prozent mäßige oder drastischere Erziehungsmaßnahmen. (Bild: stock.adobe.com, Krone KREATIV)
Zwar lehnt die Mehrheit der Befragten körperliche Strafen ab, dennoch befürworten rund 20 Prozent mäßige oder drastischere Erziehungsmaßnahmen.

Umso wichtiger ist es, sich rechtzeitig professionelle Beratung einzuholen, wie Dr. Kapelari aufzeigt: „Bevor Eltern völlig überfordert sind und Gefahr laufen, ihre Beherrschung zu verlieren, sollten sie sich an ihren Kinder- und Jugendarzt wenden.“ Dort erhalten Betroffene einen Überblick über geeignete Unterstützungsmöglichkeiten wie etwa die „Frühen Hilfen“, die bei der Betreuung von Kleinkindern zur Seite stehen können.

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