ÖFB-Ass im Interview

Lienhart: „Gregerl ist leider der bessere Golfer!“

Fußball International
14.10.2022 18:38

Philipp Lienhart erklärt vor dem Hit in München gegen die Bayern, warum er beim bisher so starken SC Freiburg noch keine Pflichtspiel-Minute verpasst, der Klub die zweitbeste Liga-Abwehr hat und was ihn alles mit Michi Gregoritsch verbindet … 

„Krone“: Philipp, du hast in dieser Saison als einziger österreichischer Legionär noch keine einzige Pflichtspiel-Minute verpasst. Was bedeutet dir diese Statistik und woran liegt es aus deiner Sicht?
Philipp Lienhart: Diese Statistik hatte ich ehrlich gesagt nicht auf dem Schirm (grinst). Für mich ist es einfach schön, dass ich so viel Spielzeit in allen Wettbewerben bekomme, dass mir der Trainer so viel Vertrauen gibt. Und ich denke, ich zahle dieses Vertrauen auch mit guten Leistungen zurück.

Du hast in den neun Bundesliga-Spielen in dieser Saison noch keine Gelbe Karte bekommen und laut Bundesliga-Statistik erst vier Fouls begangen. Wie kannst du diese Daten in Verbindung mit deiner Spielphilosophie erklären?
Es gehört zu meinem Spielstil, im Zweikampf hart zu sein, aber fair zu bleiben. Ich probiere durch ein gutes Timing, unnötige Fouls zu vermeiden, zum Beispiel nicht zu spät zu kommen. Zudem möchte ich möglichen Sperren durch Gelbe Karten aus dem Weg gehen. Ich glaube, ich hatte in all meinen bisherigen Bundesliga-Jahren noch nie eine Gelb-Sperre.

Freiburg hat mit erst acht Gegentoren die zweitbeste Abwehr der ganzen Liga. Welchen Anteil hat daran die gesamte Abwehr, was sind speziell die Stärken der Abwehr-Leute? Und welchen Anteil haben daran auch die Mittelfeld- und Sturm-Spieler?
Im Sommer ist zwar Nico Schlotterbeck zum BVB gegangen, aber gleichzeitig haben wir mit Matthias Ginter wieder viel Qualität bekommen. Man merkt, dass die gesamte Hintermannschaft richtig gut eingespielt ist, wir uns gut ergänzen, uns gut unterstützen. Aber wie eigentlich immer bei Freiburg beginnt die Verteidigung im Sturm. Die Stürmer arbeiten richtig viel, die Mittelfeld-Spieler ebenso - das macht es dann für uns hinten einfacher. Zudem darf man nicht vergessen, dass wir mit Flekki einen sehr guten Torwart haben, der uns schon den einen oder anderen Punkt festgehalten hat. Die Defensivstärke zeichnet uns definitiv aus.

Am Sonntag-Abend spielt ihr das Spitzenspiel bei Bayern München. Was ist euer Ziel in der Allianz Arena? Wie muss man spielen, um in München bestehen zu können?
Wir kennen ihre Qualitäten. Die Bayern haben enorm gute Einzelspieler, und auswärts in München ist es nochmal schwieriger. Aber wir wissen, dass wir mit unserer Spielweise Chancen haben. Wir müssen das machen, was uns bislang so stark gemacht hat: Aggressiv gegen den Ball spielen, den Bayern so wenig Räume wie möglich geben - und dann mit dem Ball gute Lösungen finden, um immer wieder Entlastung zu bekommen. Wir freuen uns auf das Spiel und wollen versuchen, auch in München etwas mitzunehmen.

Was macht den SC Freiburg in dieser Saison generell auf dem Platz so stark?
Der Kern der Mannschaft ist in diesem Sommer zusammengeblieben. Es hilft uns enorm, dass wir uns größtenteils schon jahrelang kennen, dass wir die Abläufe total verinnerlicht haben. Wir sind super eingespielt. Dazu kommt, dass uns der Trainer immer wieder speziell auf den kommenden Gegner einstellt. Wir schaffen es derzeit, unsere maximal beste Leistung immer wieder abzurufen.

Man hört immer wieder, dass der Teamgeist in Freiburg außergewöhnlich ist. Wie würdest du die interne Stimmung charakterisieren? Was macht ihr als Mannschaft alles gemeinsam?
Ich hatte jetzt noch nicht so viele Profi-Stationen: Aber einen Zusammenhalt, wie wir ihn hier haben, habe ich in der Form noch nirgends erlebt. Es gibt keine Grüppchen-Bildungen, jeder kommt mit jedem gut aus. Wir verstehen uns einfach gut, und das merkt man dann auch auf dem Platz, wo jeder für den anderen kämpft. Auch wenn mal einer nicht spielt, gönnt derjenige seinen Teamkollegen den Erfolg. Das macht uns definitiv stark. Wir treffen uns auch immer wieder abseits des Platzes, gehen einen Kaffee trinken, verbringen Zeit miteinander. Wir sind nicht nur Mitspieler, sondern auch Freunde.

Union Berlin, neben Freiburg die zweite Überraschungsmannschaft, bleibt immer beim Credo: Unser Ziel sind 40 Punkte für den Klassenerhalt. Wie schaut das bei euch aus?
Gerade auch mit Blick auf die Dreifachbelastung bleibt es das oberste Ziel, die 40 Punkte für den Klassenerhalt zu erreichen. Die meisten von uns kennen diesen Spielrhythmus noch nicht, ich auch nicht. Es ist nicht einfach, alle 3-4 Tage Top-Leistungen abzurufen. Aktuell gelingt uns das gut. Alles, was über die 40 Punkte hinaus möglich wäre, nehmen wir dann gern mit, aber so weit sind wir ja noch nicht.

Mit Michael Gregoritsch ist auch ein zweiter Österreicher absoluter Leistungsträger in Freiburg. Er ist neben seinen Qualitäten als Torjäger auch bester Kopfball-Spieler der ganzen Liga. Was zeichnet ihn aus deiner Sicht als Spieler und als Mensch aus?
Den „Gregerl“ kenne ich schon relativ lange, ich habe auch schon mit seinem Vater in der österreichischen U21 zusammengearbeitet. Er ist aufgrund seiner Größe enorm kopfballstark. Damit hilft er uns auch im Spielaufbau, wenn wir nicht die kurze Lösung finden und dann einen Chip auf ihn spielen können, den er dann weiterleitet. Klar, auch im Strafraum ist er sehr gefährlich, er weiß, wo das Tor steht - und er arbeitet auch sehr viel für die Mannschaft. Er ist ein absoluter Gewinn für die Mannschaft - sportlich und menschlich.

Ihr seid auch beide Vespa-Fahrer. Was verbindet euch sonst noch alles?
Mittlerweile verbindet uns wirklich viel. Wir haben gemeinsam in der U21 gespielt, wir reisen zusammen zur Nationalmannschaft und spielen jetzt auch beide in Freiburg. Wir verstehen uns auch abseits des Platzes super, gehen relativ häufig was zusammen essen oder besuchen uns gegenseitig. Wir haben beide einen Hund, und wir spielen gern gemeinsam Golf. Auch wenn er - so weh es mir tut, das einzugestehen - ein bisserl besser ist als ich (lacht).

Wie gut konntest du ihm beim Einleben in Freiburg helfen und wie gut können die Leute im Klub und generell in Freiburg mittlerweile „Gregerl“ aussprechen?
Ich bin ja schon ein paar Jahre hier und habe natürlich versucht, ihm das Einleben leichter zu machen, gerade was die Abläufe angeht. Wie gut das geklappt hat, das muss man natürlich eher ihn fragen. „Gregerl“ können mittlerweile auch die meisten ganz gut aussprechen - es wird zumindest immer besser (grinst).

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