Vom Coach zum Spieler

„Nach den Partien war ich komplett ausgebrannt“

ACSL
10.10.2022 05:45

Adrian Repolust startet wieder als Spieler durch. Nach sechs Jahren auf der Trainerbank des ACSL-Teams WU Tigers steht der gebürtige Salzburger am 26. Oktober nach langer Pause das erste Mal am Feld - mit neuer Energie, viel Wissen und Erfahrung im Gepäck.

KRONE: Adrian, wie bist du zum Football gekommen?
ADRIAN REPOLUST: Ich war ein sehr großes Kind, man hat immer gesagt zu groß geraten. Im Alter von 13 Jahren war ich schon fast 190 Zentimeter groß, da ist es nicht so einfach im Sport etwas Passendes zu finden. Es gab Basketball und Football war noch nicht so verbreitet, aber Konstantin Tritscher (Spieler der TU Robots) war damals in meiner Parallelklasse in Salzburg. Einmal in der großen Pause hat er mich angesprochen und meinte: Hey, du bist groß, du siehst stark aus, komm doch mal im Training vorbei. So habe ich mit 14 begonnen zu spielen und nie wieder aufgehört.

Du bist dann für das Studium nach Wien übersiedelt. Wie ging es da weiter?
Ich war an der WU Wien und trainierte kurz bei den Vienna Vikings. Aber das ist sich dann zeitlich neben der Uni irgendwann nicht mehr ausgegangen. Da habe ich zufällig ein Facebook-Posting vom Football-Team der WU Tigers gesehen. Das war mein Start als Spieler. Ich zählte damals zu den erfahrenen Spielern. Als ehemaliger Bundesliga-Spieler war ich in Camps des U-19-Nationalteams dabei. Außerdem startete ich auf einer Position der Offensive Line. Wer sich mit Football beschäftigt, weiß, dass Spieler in dieser Position Mangelware sind - nicht nur in Österreich, sondern ganz Europa. Man muss dafür sehr groß und kräftig sein. Ich bin also sehr herzlich aufgenommen worden.

Vor sechs Jahren wurdest du Head Coach der WU Tigers? Warum hast du auf die Trainerbank gewechselt?
Der damalige Head Coach der WU Tigers, Raphael Dachs, hat mich auf einer Halloween-Feier am WU Campus gefragt, ob ich mit meiner Erfahrung aus der Bundesliga zum Unit Coach für die Offensive Line werden möchte. Ich nahm das Angebot an und so begleitete ich die WU Tigers die letzten sechs Jahre als Coach.

Was hat dich gereizt, jetzt wieder zurück aufs Spielfeld zu gehen?
Dazu muss ich nochmal zum Anfang meiner Trainerkarriere springen. Ich habe damals zu Spielen aufgehört, weil ich schon vor meinem allerersten Spiel in der ACSL verletzt war. Ich hatte einen Muskelfasereinriss im Wadenmuskel. Leider ist das noch fünf weitere Male passiert. Beim sechsten Muskelriss hat sich ein Narbengewebe gebildet, das nie ganz verheilt ist. Diese Verletzung hat mich dann zu drei Jahren Pause gezwungen, in denen ich immer im Hinterkopf hatte, ich will eigentlich irgendwann wieder spielen. In der Zeit dazwischen war ich Trainer. Mit COVID-19 hat sich die Pause auf sechs Jahre verlängert. Dieses Jahr werde ich zum ersten Mal wieder am Spielfeld stehen und ich freue mich wirklich sehr darauf.

Waren die letzten sechs Jahre eine schwere Zeit für dich?
Nein, Trainer zu sein hat mir extrem viel Spaß gemacht. Als Coach bildet man sich ständig weiter und es gibt großartige Kurse und Ausbildungen. Ich habe viel gelernt. Jetzt wage ich mich langsam wieder an das Spielen heran und versuche verletzungsfrei durch die Season zu kommen.

Was ist anders, wenn du als Spieler am Feld stehst oder als Trainer an der Seitenlinie?
Als Trainer war ich immer um einiges aufgeregter. Als Spieler war ich sicher. Ich habe gewusst, wenn ich meinen Job gut mache, dann geht das in Ordnung. Als Trainer ist viel Ungewissheit dabei, man hat es nicht selbst in der Hand. Und es ist so viel mehr Verantwortung. Vor allem, weil ich Head Coach und Offensive Coordinator zugleich war. Normalerweise machen diesen Job zwei Menschen. Als Trainer bist du auch der, der das Team koordiniert und mit allen Leuten redet. Nach einem Spiel war ich meist komplett ausgebrannt.

Was ist dir lieber: Spieler zu sein oder Trainer?
Ich finde beides sehr cool. Nur muss ich sagen, dass ich Trainer noch mein ganzes Leben lang sein kann. Um Spieler zu sein, musst Du jung sein. Deshalb ist Spieler sein derzeit meine Präferenz.

Was nimmst du aus deiner Zeit als Trainer mit?
Football ist ein Sport, der je nach Position sehr spezialisiert trainiert wird. Meistens gibt es sechs verschiedene Units und jede Unit fokussiert sich auf das, was sie selbst zu tun hat. Als Trainer bist du für das gesamte Team verantwortlich. Ich musste lernen, was jeder einzelne Spieler auf dem Feld zu tun hat und was jeder Spieler können muss. Ich habe jetzt mehr Überblick und weiß viel mehr über den Sport und kann daraus meine Vorteile ziehen.

Was erwartest du dir von dieser Season?
Für die Tigers gibt es wie jedes Jahr nur ein Ziel: wir wollen uns den Titel in der Championship holen.

Was fasziniert dich am Football?
Football ist eine extrem komplexe Sportart mit vielen Spielzügen, vielen Pausen, in denen man sich neu ausrichten kann. Es geht um neue Taktiken und es gibt immer was zu entdecken. Selbst nach elf Jahren lerne ich täglich etwas Neues. Außerdem ist es eine Sportart für jeden. Jeder Körpertyp, egal ob klein oder groß, dick oder dünn, kann im Football seinen Platz und seine Aufgabe finden.

Nico Schaller

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(Bild: KMM)



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