Nach Lyman-Rückzug

Kadyrow fordert nun Einsatz von Nuklearwaffen

Ausland
01.10.2022 17:52

Am Freitag feierte die Führung in Moskau die Einverleibung von vier ukrainischen Regionen in die Russische Föderation. Am Samstag musste die russische Armee die wohl bitterste Niederlage im Ukraine-Krieg einstecken. Die strategisch wichtige Stadt Lyman musste aufgegeben werden. Der tschetschenische Präsident Ramsan Kadyrow, der bereits nach dem Zusammebruch der Front in Charkiw die militärische Führung der Russen heftig kritisiert hatte, forderte nun den Einsatz von taktischen Nuklearwaffen!

„Ich weiß zwar nicht, was das Verteidigungsministerium dem obersten Befehlshaber der Streitkräfte berichten wird, aber ich persönlich finde, dass nun drastischere Maßnahmen ergriffen werden sollten“, schrieb Kadyrow am Samstag in seinem Telegram-Kanal. Zu diesen Schritten gehören seiner Ansicht nach die Verhängung des Kriegsrechts in den russischen Grenzregionen und der Einsatz von taktischen Nuklearwaffen. Zudem äußerte der Tschetschenen-Führer auch Kritik am zuständigen Kommandanten, der „viel zu weit weg von seinen Soldaten sich in Luhansk versteckt hielt“, während diese umzingelt worden seien.

Seit Wochen wurde um Lyman erbittert gekämpft. Nach der Niederlage im nordukrainischen Gebiet Charkiw und ihrem Rückzug von dort haben die russischen Truppen versucht, eine neue Frontlinie entlang der Flüsse Oskil und Siwerskyj Donez aufzubauen. Lyman als nächste Stadt gegenüber dem von Kiew gehaltenen Ballungsraum Slowjansk - Kramatorsk galt diesbezüglich als wichtig. Einerseits, um selbst Angriffe im Norden des Donbass-Gebiets lancieren zu können, andererseits als Barriere für eine ukrainische Gegenoffensive.

Ukrainische Flagge gehisst
Nach intensiven Kämpfen ist die Stadt am Samstag gefallen. Ukrainische Einheiten hissten in Lyman die blau-gelbe Landesflagge. Die Ukrainer hatten die Stadt zuvor in die Zange genommen. Angriffe wurden sowohl von Westen als auch von Norden und Süden lanciert. Die einzige Nachschub- und Rückzugsverbindung der Russen nach Osten über Saritschne und Torske geriet unter den Beschuss der ukrainischen Artillerie. Unklar ist unter diesen Umständen, wie viele russische Soldaten gefallen oder in Gefangenschaft gekommen sind.

Tausende russische Soldaten eingekesselt
Die ukrainischen Truppen hatten nach eigenen Angaben zeitweise etwa 5000 russische Soldaten eingekesselt. Das sei der Stand am Samstag in der Früh, teilte der ukrainische Verwaltungschef für Luhansk, Serhij Hajdaj, mit. Russland hatte Lyman, wo vor Kriegsausbruch 20.000 Menschen lebten, im Mai eingenommen. Danach wurde es zu einem militärischen Logistik- und Transportzentrum ausgebaut. Nach der russischen Schlappe in Charkiw galt die Stadt als so wichtig, dass die russische Führung sie möglichst lange halten wollte, zumindest aber bis zur Erklärung der Annexion der vier ukrainischen Gebiete Cherson, Donezk, Luhansk und Saporischschja.

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