„Krone“-Kolumne

Feuchte Träume: Trügt die Erinnerung?

Kolumnen
27.08.2022 08:00

Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller diesmal über nächtliche Orgasmen und Erinnerungsprobleme.

Manche erleben sie regelmäßig seit ihrer Kindheit. Andere nur dann, wenn sie länger keinen Sex hatten. Einen Orgasmus während des Schlafes kennt rund die Hälfte der Bevölkerung. Wahrscheinlich eher mehr, denn wir erinnern uns oft nicht an unsere Träume.

Nächtliche Orgasmen sind nichts, wofür man sich schämen müsste, betont Katharina, eine junge Frau, die von ihren erotischen Träumen berichtet: „Wenn ich eine Zeit lang nicht masturbiere und keinen Orgasmus habe, bekomme ich feuchte Träume, also verzichte ich ab und zu auf die Selbstbefriedigung, nur um einen feuchten Traum zu haben. Das sind die Besten! Ich hatte feuchte Träume mit Berühmtheiten, meinen Schwärmen aus der Schule und sogar mit meinen Freundinnen, obwohl ich nicht lesbisch bin.“

Feuchte Träume von Männern hinterlassen eine Spur, eine Art Beweis für den nächtlichen Orgasmus. Aber wie ist es bei den erotischen Träumen von Frauen? Ohne feuchte Evidenz ist die Erinnerung trügerisch. War es überhaupt ein körperlicher Orgasmus oder hat sie nur davon geträumt? Die Forschung zeigt, dass Träume die Erregung von Frauen körperlich bis zum Höhepunkt steigern können. Entsprechende Körperveränderungen der Klitoris wurden während des Schlaf-Orgasmus gemessen. Frauen können ihrer Erinnerung also durchaus trauen: Es ist wahrscheinlich, dass sie im Schlaf tatsächlich gekommen sind.

Selbst Menschen, die im Wachzustand Schwierigkeiten haben, einen Orgasmus zu erleben, können im Schlaf zum Höhepunkt kommen. Das ist interessant. Denn daran lässt sich erkennen, wie sehr unser Bewusstsein unsere Lust hemmen kann. Blöderweise auch dann, wenn man vor dem Happy End aufwacht.

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