EM in München

Schubert kombiniert sich zu Kletter-Gold

18.08.2022 17:53

Jetzt hat auch Jakob Schubert seine EM-Medaille: Und es ist Gold! Der Tiroler Kletterheld gewann auf dem Köngisplatz in München den abschließenden Bewerb, nämlich die Premiere der olympischen Kombination, die aus den beiden klassischen Disziplinen Vorstieg und Bouldern besteht. Er setzte sich mit 175,6 Punkten vor dem Tschechen Adam Ondra (170,8) und Olympiasieger Alberto Gines Lopez (Sp/151,7) durch.

Zweimal hatte Jakob Schubert bei dieser EM zuvor bittere Momente erlebt. Im Boulder-Semifinale hatte er um einen Hauch das Finale verpasst, in seiner Domäne Vorstieg war er als Vierter sehr enttäuscht gewesen. Doch Schuberts Hauptziel in München war von vornherein die Kombination gewesen, für die sich nur die kombiniert acht Besten aus Boulder und Vorstieg qualifiziert hatten. Denn Paris 2024, wo genau dieser Bewerb olympisch sein wird, ist „Jockels“ großer Antrieb. „Und in Hinblick darauf ist es ganz wichtig, hier schon dabei zu sein, zu erleben, wie diese Disziplin funktioniert.“

Für die Routenbauer ist es auch eine knifflige Aufgabe. Denn sie wollen Boulder bzw. Vorstieg etwas leichter machen als in den Spezialdisziplinen, ähnlich wie in der Alpinen Kombination Abfahrt und Slalom entschärft werden. Doch dafür ernteten sie am Vortag von den Kletterinnen Kritik. „Der Routenbau war viel zu leicht“, ärgerte sich etwa Jessica Pilz trotz Bronze.

So schien es Donnerstag auch bei den Bouldern. Gleich vier Herren lösen drei der vier kniffligen Aufgaben komplett. Darunter auch Schubert, der sogar als einziger der acht Starter, die Spitze des zweiten Boulders bezwang. Was schon gleichbedeutend mit der Medaille war. Denn so ging Schubert als ex aequo Dritter mit Mejdi Schalck (Fra) mit 80,5 Punkten hinter Adam Ondra (Tch/80,7) und Sam Avezou (Fra/80,6) in den Vorstieg und schon mit großem Vorsprung auf das restliche Quartett. Und dort war eigentlich klar, dass der Tiroler weiter klettern würde als die beiden Franzosen. Es würde nur zwischen Schubert und Ondra um Gold und Silber gehen.

Schalck und Avenzou fielen in der Tat deutlich vor der Spitze aus der Vorstieg-Wand, während es für Schubert fast kein Halten gab. „Jockel“ kletterte ruhig und stetig nach oben, ohne jemals wirklich in Schwierigkeiten zu geraden. Nur der Sprung zum Topgriff misslang ihm, da musste er sich mit 95 der 100 möglichen Punkten bescheiden. Damit war Silber schon fix, dennoch ärgerte sich Schubert, der ja zumindest einen Griff weiterkommen musste als Ondra, um den Tschechen in der Gesamtwertung noch zu überholen.

Doch Ondra patzte kurz vor dem Schluss. Als er nach dem 49. und vorletzten Griff fasste, stürzte der Tscheche ab. Ungläubig starrte er von unten die Wand hinauf, doch es war so. Schubert entriss ihm um 4,8 Punkte Gold! Fast der erste Gratulant war Landsmann Nicolai Uznik, der sich im Kombi-Finale mit Platz acht begnügen musste. Doch Nico hatte seine Goldmedaille ja schon im Bouldern geholt.