Wer sagt, dass man zum Surfen einen Ozean braucht? Ein Innsbrucker Start-up-Unternehmen bietet am Inn die Möglichkeit, in der Strömung des Flusses zu surfen. Auch Anfänger dürfen sich dort aufs Brett wagen. „Krone“-Redakteurin Nicole Greiderer hat sich ins kühle Nass gestürzt.
Sonne, Sandstrand, lockere Stimmung – wäre der Inn blau statt grün, dann könnte man mit ein wenig Fantasie tatsächlich meinen, die Basis von Up Stream Surfing in Innsbruck Kranebitten liege in einer Bucht am Meer. Nur eben ohne Wellen. Steine und Brückenpfeiler sorgen maximal für kleine Verwirbelungen im Wasser. Das reicht mir auch vollkommen aus. Immerhin beschränkt sich meine bisherige Erfahrung mit Surfbrettern auf ein paar Stunden Windsurfing in der Schulsportwoche – da war ich 16.
Beim Up Stream Surfing gibt es kein Segel. Stattdessen hängt man mit einem Seil an einer Brücke und gleitet mit dem Board in der Strömung des Inns. Die Idee entstand vor einigen Jahren, als Michael Strobel seine Masterarbeit zu einem ähnlichen Thema schrieb. Gemeinsam mit zwei weiteren Tüftlern entwickelte er dann das Surfsystem. Wichtig für die Gründer: Es verbraucht keine Energie und erfordert kein bauliches Eingreifen. Seit 2018 kann man nun mitten in Innsbruck surfen.
Vor dem Surfen ein Gefühl für den Fluss bekommen
Mittlerweile ist das vor allem bei Gruppen beliebt, etwa für Junggesellenabschiede oder Geburtstage. Wer zum Wellenreiten ans Meer fährt, kommt ebenfalls gerne vorher vorbei, um sich vorzubereiten. „Und wir haben viele, die das Surfen gerne einfach mal ausprobieren wollen“, schildert Michael. Das scheinbar mühelose Gleiten übers Wasser übt eben eine gewisse Faszination aus. Zugegeben: Als ich in meinem Neoprenanzug stecke und Michael mir ein Surfbrett in die Hand drückt, fühle ich mich vorübergehend fast so cool wie die Surfer in amerikanischen Filmen. Nach einigen Schwimm- und Paddelrunden in der kleinen Bucht – „um zu wissen, was man tut, falls man später runterfällt“, – darf ich so richtig loslegen.
Worauf es beim Surfen ankommt: Gute Balance, man muss ein bisschen mutig sein, sich was trauen – und Ruhe bewahren.
Michael Strobel von Up Stream Surfing
Am Bauch liege ich auf dem Brett, das Seil an der Brücke hält mich in der Strömung. Michael zeigt, wie ich mit Armbewegungen das Board steuern kann. „Und jetzt versuch mal, dich auf die Knie aufzurichten“, ruft er mir über das Rauschen des Wassers hinweg zu. Gnädigerweise hat Michael mich mit einem großen Surfbrett ausgestattet – die liegen stabiler im Wasser. Hochkonzentriert ziehe ich mich auf die wackeligen Knie und schaffe es, mich oben zu halten. Stolz grinse ich zu Michael hinüber. Der fordert mich auf, aufzustehen. Also schiebe ich in Zeitlupe den linken Fuß nach vorne und versuche, mich in den Ausfallschritt zu stemmen. Und tatsächlich stehe ich – für ganze 0,5 Sekunden. Dann verabschiedet sich mein Gleichgewichtssinn endgültig und ich mache einen mehr oder minder eleganten Abgang in die Fluten, was mir nebenbei noch eine Nasendusche beschert.
Surfen gegen den Strom funktioniert rein mechanisch
Einige Übungsanläufe später bin ich dann bereit für das Highlight der Anlage, das dem Up Stream Surfing seinem Namen gab. Ich hänge diesmal an einem Seil, das über einen Flaschenzug mit einem Schwimmkörper verbunden ist. Auf dem sitzt Michael. Als die Leine ausgezogen ist, drückt er ein Segel unter Wasser und wird samt der Schwimmkonstruktion flussabwärts getrieben. Dank der Umlenkung durch den Flaschenzug sorgt das dafür, dass ich plötzlich Fahrt aufnehme.
Auf dem Bauch liegend halte ich mich mit beiden Händen fest, während ich gegen den Strom über den Inn schieße. Das Brett steigt vorne aus dem Wasser, Gischt spritzt mir ins Gesicht. Den zweiten Versuch – diesmal kniend – kann ich noch mehr genießen. Der Inn ist zwar nicht mit dem Meer vergleichbar – trotzdem surft es sich auch hier gut.
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