In Wien und Graz haben sich damit rund 6.600 Studenten um die insgesamt 1.100 Plätze beworben, gut die Hälfte davon kommt aus Deutschland. Dabei sind 75 Prozent der Plätze für Österreicher, 20 Prozent für EU-Bürger und fünf Prozent für Maturanten aus Drittländern reserviert. Die Medizin-Unis Wien und Innsbruck, die beide den in der Schweiz entwickelten EMS-Test einsetzen, geben die Reihung Anfang August bekannt. Die Medizin-Uni Graz hat Ergebnisse bis spätestens 29. Juli angekündigt.
Prozedere erinnert an Szenario in Abflughalle
Zum EMS-Test der Medizin-Uni Wien sind 4.614 und damit 82 Prozent der 5.600 Angemeldeten in der Messehalle Wien erschienen (Bilder), um sich um 740 Studienplätze zu bewerben. Die dortige Szenerie erinnerte nicht nur wegen der Architektur der Halle an einen Flughafen: Eltern verabschiedeten sich von ihren Kindern, die, bevor sie sich auf zwei riesige Hallen aufteilten, vor zwei Sicherheitsschleusen in langen Schlangen anstehen mussten. Damit soll nicht nur Schummeln verhindert werden, wie Rudolf Mallinger, Vizerektor der Medizin-Uni Wien betont, auch der Test selbst wird so geschützt: Sollte nämlich das "hochkomplexe Testverfahren" in der Öffentlichkeit bekannt und dadurch unbrauchbar werden, müsste die MUW den Schweizer Testentwicklern nämlich eine Pönale bezahlen.
Der EMS soll ähnlich einem Intelligenztest die intellektuellen Fähigkeiten aus zehn Bereichen abfragen, etwa Merkfähigkeit von Texten und Figuren, Interpretieren von Tabellen oder räumliches Vorstellungsvermögen. In die Halle durften nur Stifte und Verpflegung mitgenommen werden, die unterschiedliche Reihenfolge der Fragen und 200 als Aufsichtspersonal eingesetzte Medizin-Studenten sollten Schummeln verhindern.
"Ich verstehe, dass man auf den großen Andrang reagiert"
Der Test kommt gut an: Bei einer Urabstimmung an der MUW bei den vergangenen Wahlen zur Österreichischen HochschülerInnenschaft haben sich 72 Prozent der Wähler für eine Beibehaltung des EMS ausgesprochen. Und auch deutsche Studenten befürworten am Freitag das Verfahren, das 2006 u.a. wegen des Ansturms von Numerus-Clausus-Flüchtlingen aus der Bundesrepublik eingeführt wurde.
Die 20-jährige Mara Borgmann aus Hamburg sieht darin eine Chance auf einen Studienplatz, obwohl ihr Notenschnitt für ein Studium daheim nicht ausgereicht hat, der 19-jährige Jubin Banivaheb ist ebenso am "ärgerlichen" Numerus Clausus gescheitert. Dass sie wegen der Quotenregelung schlechtere Chancen auf einen Studienplatz haben, ist für die beiden in Ordnung. "Generell sollte man innerhalb der EU überall studieren können, aber ich verstehe, dass man auf den großen Andrang reagiert." Auch Banivaheb findet die Quote "legitim". Die Bundes-ÖH forderte unterdessen eine europäische Lösung statt der Quotenregelung, die bis 2012 befristet ist.
90 Prozent Auslastung in Graz durch Kautionssystem
An der Medizinischen Universität Graz sind von den 1.911 zum Test zugelassenen Studienplatzanwärtern am Freitag tatsächlich 1.702 (89 Prozent) in die Grazer Stadthalle gekommen. "So viele wie noch nie", hieß es seitens der Med Uni. Eine halbe Stunde vor Beginn reichte die Warteschlange an den Anmelde-Schaltern rund 30 Meter weit. Das zahlreiche Erscheinen dürfte auch darauf zurückzuführen sein, dass die 90 Euro Anmeldegebühr in Graz als Kaution gelten. An dieser Medizin-Uni stehen 360 Plätze zur Verfügung.
Neu beim siebenten Aufnahmetest der Grazer Med Uni war am Freitag die Teilnahme der Bewerber für das Studium der Pflegewissenschaften. Von 105 angemeldeten Prüflingen waren 64 gekommen. Außerdem sah das Auswahlverfahren für angehende Zahnmediziner eine zusätzliche Hürde in Form eines manuellen Tests vor: "Die Männer und Frauen bekommen einen Draht und eine Zange zur Verfügung gestellt und müssen damit ein vorgegebenes Muster so gut wie möglich nachbiegen. Außerdem müssen sie von Hand eine komplexe Zeichnung spiegelverkehrt nachzeichnen", erklärte Vizerektor Gilbert Reibnegger. An den Medizin-Unis Wien und Innsbruck gibt es keine solche Tests.
Auch in Innsbruck mehr Antritte
Lange Warteschlangen bildeten sich auch am Innsbrucker Messegelände. Insgesamt 2.423 Studenten in spe sind zu dem Aufnahmetest angetreten, teilten die Verantwortlichen mit. Das sind um 453 potenzielle Mediziner mehr als im vergangenen Jahr. Mit 3.144 Bewerbern hatte es auch trotz der erstmals zu bezahlenden Aufnahmegebühr von 90 Euro wesentlich mehr Anmeldungen gegeben als 2010, 77 Prozent von ihnen kamen auch zum Test.
2.127 Anmeldungen seien aus Deutschland eingegangen, um 15 Prozent mehr als im Jahr 2010. Den Zuhausegebliebenen werde die 90-Euro-Gebühr im Gegensatz zur medizinischen Universität Graz in Innsbruck nicht refundiert. "Das ist vom administrativen Aufwand her nicht möglich. Das wäre ein Verlustgeschäft", erklärte Norbert Mutz, Vizerektor für Lehre und Studienangelegenheiten. Neben dem deutlichen deutschen Überhang haben sich 882 Bewerber mit österreichischem Maturazeugnis für den Aufnahmetest angemeldet, der Rest verteilt sich auf Nicht-EU-Länder. 120 Security-Leute sollen einen reibungslosen Ablauf des Aufnahmetests sicherstellen. Die Gesamtkosten, inklusive der Mietkosten für die Messehalle, belaufen sich laut dem Vize-Rektor auf 400.000 Euro. Ende Juli sollen die Ergebnisse und damit auch die Gewissheit über die begehrten Studienplätze feststehen.
Im Schnitt sind diesmal damit an den drei Medizin-Unis in Wien, Graz und Innsbruck 83 Prozent der Angemeldeten tatsächlich zur Prüfung angetreten, 2010 waren es nur 72 Prozent.
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