Studie an Med-Uni

Corona: 15 Prozent der Tiroler psychisch belastet

Tirol
12.04.2022 15:02

Eine Studie der Medizinischen Universität Innsbruck will herausfinden, wie belastend die Corona-Pandemie für die Bevölkerung ist. Dabei hat sich bisher gezeigt, dass rund 15 Prozent der Tiroler und Südtiroler - unabhängig davon, wie streng die Corona-Maßnahmen gerade waren - durch die Krise konstant psychisch beansprucht waren. Doch durch Stärkung der eigenen Widerstandsfähigkeit kann dem entgegengewirkt werden. Für eine Resilienz-Studie werden nun Teilnehmer gesucht.

Seit Pandemiebeginn wurden bereits zu drei Zeitpunkten - im Sommer 2020, im Winter 2021 und Anfang 2022 - über 1000 Menschen aus Tirol und Südtirol gefragt, wie sie die Pandemie auf psychischer Ebene meistern. Dabei habe sich gezeigt, dass eine „klinisch relevante Belastung der Allgemeinbevölkerung vorliegt“, sagte Studienleiter Alex Hofer, Direktor der Innsbrucker Universitätsklinik für Psychiatrie I am Dienstag bei einem Pressegespräch in Innsbruck. Vor allem Frauen, Alleinstehende, Arbeitslose und Menschen mit geringem Einkommen waren betroffen.

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Der Substanzkonsum wurde gezielt eingesetzt, um sich besser zu fühlen.

Studienleiter Alex Hofer

Zudem gab es hinsichtlich des Konsums von Substanzen - etwa Alkohol - besorgniserregende Ergebnisse. „Der Substanzkonsum wurde gezielt eingesetzt, um sich besser zu fühlen“, berichtete Hofer. Der Anteil jener, die ein solches Verhalten zeigten, stieg von 20 auf 30 Prozent. Dies sei „alarmierend für die Psychiatrie“, denn so könnte sich ein Anstieg der Patienten ankündigen. Auch bereits suchtkranke Menschen gaben im Winter 2021 an, mehr Substanzen zu konsumieren. Bis 2024 wird die psychische Belastung der Menschen weiter untersucht, sagte Hofer.

„Es braucht mehr Therapieplätze“
Insgesamt habe man im Pandemieverlauf außerhalb der Klinik, also im ambulanten Bereich, eine starke Zunahme der Patienten registriert. „Es braucht mehr Psychotherapieplätze in Tirol“, resümierte Hofer, doch es mangle an der Finanzierung. Im stationären Bereich wurde häufiger Depression und Angst diagnostiziert. Von 2020 auf 2021 nahmen diese um rund 30 Prozent im Vergleich zu den Jahren vor Corona zu.

Dass die Tiroler Bevölkerung nach wie vor mit der Pandemie zu kämpfen hat, zeigte sich auch bei der Telefonseelsorge der Diözese Innsbruck. „Verstärkung der sozialen Isolation, Verschärfung von familiären Konflikten, Vertiefung psychischer Störungen, Ängste und Depressionen, Krisen und Lebensumbrüche - diese Themen haben uns beschäftigt“, berichtete Leiterin Astrid Höpperger in einer Aussendung. Rund 15.000 Anrufe wurden im Jahr 2021 entgegengenommen, die Zahl der Onlineberatungen hat sich mit 5062 Chatberatungen und 2876 Mailberatungen nahezu verdoppelt, verdeutlichte sie.

„Seelisches Immunsystem“ trainieren
Doch für psychisch belastete Menschen gibt es durch Stärkung der Resilienz Möglichkeiten, dagegenzuhalten, sagte der Klinische Psychologe Mark Spanner. Durch Stärkung der Widerstandsfähigkeit trainiere man sein „seelisches Immunsystem“ erklärte er. Wie und auf welche Weise dies gelingen kann, ist Gegenstand einer weiteren Untersuchung, die bereits am Laufen ist und für die derzeit weitere Teilnehmer gesucht werden.

200 Teilnehmer in zwei Gruppen
Dabei sollen 200 Teilnehmer nach dem Zufallsprinzip in zwei Gruppen aufgeteilt werden, in denen zwei unterschiedliche Methoden angewandt werden. Die erste Gruppe führt die sogenannte „Progressive Muskelentspannung“ durch, bei der bestimmte Muskelgruppen gezielt angespannt und wieder entspannt werden. Die zweite Gruppe trainiert die Methode „RASMUS - Resilienz durch Achtsamkeit, Selbst-Mitgefühl und Selbstfürsorge“.

Die Studie wird in Live-Online-Trainings absolviert. Gesucht werden Menschen, die schwer belastet, aber wenig widerstandsfähig sind, keine Vorerkrankung haben und sich nicht in psychiatrischer, psychologischer oder psychotherapeutischer Behandlung befinden und auch keine Entspannungstrainings machen.

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