Der österreichische Drohnenhersteller Schiebel Aircraft sieht sich mit dem Vorwurf der „Komplizenschaft mit dem terroristischen Militär von Myanmar“ konfrontiert. Der Oppositionsgruppe Justice For Myanmar zufolge sollen nach dem Putsch im Februar vergangenen Jahres „Teile und ein maßstabsgetreues Trainingsmodell für unbemannte Luftfahrzeuge Camcopter S-100“ nach Myanmar exportiert worden sein.
Die Güter sollen über die russische Gesellschaft Gorizont, die in Rostow am Don Schiebels Camcopter in Lizenz produziert, an den myanmarischen Waffenhändler Miya Win International (MWI) in Yangon gegangen sein, wie das „Oberösterreichische Volksblatt“ berichtet. Der Camcopter S-100 ist ein unbemannter Mini-Helikopter, der mit Kameras oder Waffen ausgestattet zivil wie militärisch genutzt werden kann. MWI ist Waffenlieferant der Militärjunta, den Großbritannien im März mit Sanktionen belegt hat.
Dem „Volksblatt“ vorliegende Auszüge aus der auf Behördenangaben basierenden Handelsdatenbank Import Genius dokumentierten für 8. Februar 2021 eine Lieferung von Schiebel an Gorizont. Ein Teil der Camcopter-Bauteile sei demnach am 19. Februar weiter an MWI gegangen. „Für Schiebel unerklärlich“, kommentierte eine Schiebel-Sprecherin in Wien auf Anfrage der Tageszeitung. Man habe vor dem EU-Embargo „im Zuge der Modernisierung der Infrastruktur“ Camcopter S-100 nach Myanmar geliefert. Der Abnehmer dürfte aufgrund vertraglicher Bestimmungen nicht genannt werden. Zweifel an der bloß zivilen Nutzung der Fluggeräte nährte Myanmars Militär selbst Ende 2018 mit der öffentlichen Präsentation eines Camcopters in Yangon.
Geschäfte mit russischer Firma beendet
Wenn nach dem Putsch von Schiebel an Gorizont gelieferte Camcopter-Teile bei MWI gelandet seien, wäre das Vertragsbruch durch die Russen, so die Sprecherin. „Die Verwendung der von Schiebel an Gorizont gelieferten Produkte ist ausdrücklich auf das Gebiet der Russischen Föderation beschränkt und schließt Weiterexport aus“, betonte sie. Infolge des Ukraine-Krieges habe sich die Kooperation mit Russland aber ohnehin erledigt. Schiebel habe die Geschäftsbeziehung mit Gorizont beendet und versichere zugleich, es sei „auszuschließen, dass das russische Militär Produkte von Schiebel zum Einsatz bringt oder bringen kann, auch nicht in der Ukraine“.
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