Im Museumsquartier

Künstler zeigt, was ein „Nutztier“ erdulden muss

Tierecke
20.01.2022 08:00

Ein ausgewachsenes 110 Kilogramm schweres Schwein hat in Österreich durchschnittlich nur 0,7 Quadratmeter Platz. Das ist exakt die Fläche einer einzigen Bodenfliese im Haupthof des Wiener MuseumsQuartiers. Genau dort macht Raffael Strasser im Zuge seiner künstlerischen Installation „Nutztier“ unseren Zugang zur Tierhaltung zum Thema.

„Es ist für mich erstaunlich, wie wenig die Gesellschaft über die Situation der Tiere Bescheid weiß“, sagt der junge Absolvent der Universität für angewandte Kunst. Um das zu ändern, setzt Strasser auf nackte Zahlen statt auf Schockbilder. Bis 28. Februar können Interessierte sich im Haupthof des MQs vier Installationen mit Fakten, bezogen auf die industrielle Tierhaltung, ansehen - beispielsweise wird mithilfe der Füllmenge eines Beckens verglichen, wie viel Wasser nötig ist, um 1,5 Kilogramm Rindfleisch zu produzieren. Passend zum Thema, stimmt das EU-Parlament in Brüssel am Donnerstag über Tiertransporte ab. 2023 soll endlich eine neue Verordnung diesbezüglich vorgelegt werden.

„Krone“: Was ist Ihr persönlicher Zugang, sich mit dem Thema Nutztier auseinanderzusetzen?
Raffael Strasser: Seit dem Start des Projektes lernte ich Haltebedingungen von Tieren kennen, die ich zuvor nicht für möglich gehalten hätte. Obwohl oft von Tierleid berichtet wird, besteht die Neigung, dieses Wissen aus Bequemlichkeit auszublenden. Diesem Zustand wollte ich mit diesem Projekt entgegenwirken.

Sie setzen auf Fakten statt Bilder - warum?
Die Konfrontation mit dem Thema Tierhaltung passiert oftmals durch gezeigtes Bildmaterial. Ich habe bewusst auf dieses Darstellungselement verzichtet, da die Verwendung von Bildern häufig auf einer zu emotionalen Ebene wirkt, sodass die eigene Meinung oder das Interesse, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, eventuell negativ beeinflusst werden könnten. Die Motivation für dieses Projekt ist es, den Betrachtern genügend Raum für eigene Meinungen zu lassen, ohne sie dabei in eine Richtung zu lenken.

Welche Auswirkungen erhoffen Sie sich bei den Betrachtern?
Das Ziel der Intervention ist es, auf lange Sicht die Konsumgewohnheit der Gesellschaft dahingehend zu beeinflussen, dass Fleisch im Kontext mit dem Tier und dessen Lebensbedingungen gesehen wird. Die Ausstellung soll das, was Nutztieren permanent widerfährt, auf eine simple, aber nachvollziehbare Art darstellen.

Wie hat es Ihr Projekt ins Museumsquartier geschafft?
Weil es mir ein großes Anliegen war, möglichst vielen Personen mit der Situation von Nutztieren zu konfrontieren, versuchte ich Leute im urbanen Raum aus ihrer Komfortzone herauszuholen und auf diese Thematik stoßen zu lassen. Aus diesem Grund wandte ich mich an das MuseumsQuartier, und war sehr erfreut, dort von Anfang an Unterstützung für mein Projekt zu finden, und sogar ermutigt zu werden, dieses in größerem Umfang als ursprünglich gedacht umzusetzen.

 Tierecke
Tierecke
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.



Kostenlose Spiele