Deutsche Studie zeigt:

„75% aller Infektionen gehen von Ungeimpften aus“

Coronavirus
06.12.2021 17:11

Seit bald zwei Jahren arbeitet der Komplexitätsforscher Peter Klimek daran, den Verlauf der Pandemie mathematisch zu modellieren. Das heißt: Er sieht sich an, wie sich Fallzahlen, Hospitalisierungen, Impfquoten und Inzidenzen entwickeln und versucht, Vorhersagen zu treffen. „Öffnungsschritte werden definitiv möglich sein“, sagt er jetzt zum Ende des Lockdowns. Aber das heißt nicht, dass wir uns zurücklehnen können.

„Wir sehen, dass die Inzidenzen nachhaltig und schnell zurückgehen“, sagt Klimek, der Lockdown habe also etwas gebracht. Das sei auch ein Hinweis darauf, dass Handel und Gastronomie sehr wohl zum Infektionsgeschehen beitragen, „sonst würden die Zahlen jetzt nicht so schnell sinken“. Öffnungen seien möglich, aber: „Wir stehen vor einer riskanten Zeit, wenn alle Weihnachtsfeiern nachgeholt werden sollen, dann Weihnachten selber und dann vielleicht auch noch der Urlaub, wo wir quer durchs Land fahren.“ Der Handel werde wahrscheinlich aufsperren, sagt Klimek, in der Gastronomie brauche es vielleicht noch eine Sperrstunde und auf Großveranstaltungen strengere Regeln.

Hätte die Politik diese Maßnahmen früher ergriffen, wären wir jetzt nicht da, wo wir sind. Mit Teilschließungen und strengeren Zutrittsregeln, etwa 2G plus, „wesentlich früher, im September oder Oktober, wo die saisonale Dynamik absehbar war“, hätte man den jetzigen Lockdown verhindern können, sagt Klimek. Die meisten Länder in Europa kämen bisher mit deutlich weniger invasiven Maßnahmen durch den Winter. Die Verantwortlichen hätten „zu lange gedacht, ‚mit dem Testen kriegen wir’s noch unter Kontrolle‘, und das ist sich dann einfach nicht mehr ausgegangen.“

Ungeimpfte mussten eine Woche früher in den Lockdown, das hat laut Klimek aber nichts gebracht. Denn: in Bezirken, in denen es mehr Ungeimpfte gibt, habe sich die Mobilität während des Lockdowns für Ungeimpfte nicht stärker reduziert, als anderswo. Klimek schätzt, dass es an der Kontrolle gescheitert sei - in anderen Ländern, gibt er zu bedenken, sei es völlig normal, dass überall im öffentlichen Raum der QR-Code gescannt werde. Bei uns hingegen sei 2G eher „als Empfehlung“ verstanden worden. Ein Lockdown für Ungeimpfte könne durchaus funktionieren, „wenn man ihn konsequent genug umsetzt“, so Klimek. Grund dazu gäbe es allemal: „Von Ungeimpften gehen etwa 75% aller Infektionen aus“, so Klimek, das habe eine deutsche Studie nun gezeigt. „Die Pandemie wird in erster Linie von den Personen getrieben, die nicht geimpft und nicht genesen sind.“

Für die Krankenhäuser hat Klimek gute Nachrichten: „Es sollte nur mehr eine Frage der Zeit sein, bis die Senkung der Neuinfektionen auch auf den Intensivstationen ankommt.“ Aber erst, wenn nur mehr 200 Intensivpatienten von Covid-Patienten belegt sind, bestehe keine Konkurrenzsituation mehr zwischen ihnen und anderen Patienten, schätzt Klimek, und davon sind wir derzeit weit entfernt: „Selbst bei einer Entlastung auf 500 Intensivpatienten sind die Spitäler immer noch im systemkritischen Bereich.“

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