Unter dem Leitsatz „Ein Mindset, das uns in die Zukunft führt“, eröffnete Bundespräsident Alexander Van der Bellen die 79. Bregenzer Festspiele mit einer gewohnt launigen Rede. Er zeichnete dabei ein dunkles Bild der Gegenwart, das beim Zuhören durchaus mulmige Gefühle vermittelte. Und kam am Ende doch zu einem versöhnlichen Schluss ...
„So viele Krisen, man kommt ja gar nicht mehr nach mit dem Wegschauen“, ließ Van der Bellen die Eröffnungsgäste gleichzeitig schmunzeln und nachdenklich werden. Die immer neuen „heißesten Sommer der Messgeschichte“, die Zweischneidigkeit der rasend schnellen technologischen Entwicklung („Glänzt das Gold nur für ... Tech-Milliardäre?“), die schwelenden und offenen Konflikte „am Rande Europas, im Nahen Osten, in Teilen Afrikas“. All das Chaos lasse ihn als Bundespräsidenten nach „einem Prinzip suchen, an dem wir alle gemeinsam uns wieder aufrichten können.“
Wie das aussehen könnte? In einer Zukunft, die „weder paradiesisch noch apokalyptisch sein“ werde, sondern „turbulent und unvorhersehbar“, müsse man die „Realität anerkennen, sie aktiv gestalten und die Hoffnung behalten“.
Akzeptieren wir die Welt, wie sie ist und leben wir damit. Sehen wir die Realität nicht so, wie wir sie haben wollen. Und auch nicht so, wie wir sie fürchten. Sehen wir sie, wie sie ist. Erst dann können wir möglichst effektiv und ruhig tun, was zu tun ist.
Alexander Van der Bellen bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele
„Warum nicht eine europäische KI?“
Wie dieses „aktive Gestalten“ aussehen könne? Europäische Konzerne, ein europäisches Bahnnetz, europäische Rüstung: „Wenn wir schon mehr in unsere Verteidigung investieren müssen, und das müssen wir, dann bitte doch kooperativ und groß gedacht“, so der Präsident. Und: ein starkes Europa in einer digitalen Welt. „Warum sollten wir nicht fähig sein, eine europäische KI zu bauen? Ein digital souveränes Europa zu werden?“
Ja, warum eigentlich nicht, war man am Ende seiner Rede geneigt, zu denken. Vor allem wohl während der fulminanten Aufführung des „Freischützes“ auf der Bregenzer Festspielbühne, mit filmreifen Effekten und starken Stimmen. Die Wiederaufnahme der vorjährigen Seebühnen-Inszenierung von Carl Maria von Webers Oper feiert am Donnerstag Premiere.
„Jeder Fluch lässt sich bannen“, heißt es dort – „und was für den Freischütz gilt, gilt auch für den Wunsch von den ,interessanten Zeiten‘“, so Van der Bellen.
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