„Zeichen des Respekts“

Welle der Empörung: Köln erlaubt den Muezzin-Ruf

Ausland
11.10.2021 16:17

In der Kölner Stadtpolitik rumort es derzeit gewaltig. Denn die parteilose Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat als „Zeichen des Respekts“ den Muezzin-Ruf in der Millionenstadt am Rhein erlaubt und muss dafür viel Kritik einstecken. Insgesamt dürfen nun alle 35 Kölner Moscheen eine Erlaubnis für den Muezzin-Ruf beantragen, darunter auch die große Ditib-Zentralmoschee (siehe Titelbild). 

So stellt etwa der FDP-Politiker Gerhard Papke die Frage, in welchen islamischen Ländern christliche Gemeinden Kirchenglocken läuten dürfen und erhält dafür zumindest auf Twitter viel Zuspruch.

Muezzin-Ruf ist „seelische Grausamkeit“
Der streitbare Ex-Muslim und bekennende Atheist Ali Utlu geht sogar noch einen Schritt weiter und empfindet den Muezzin-Ruf als „seelische Grausamkeit“. Er fordert ein „Nein zum Kölner Muezzin-Ruf“. Auch die „Bild“-Reporterin Shammi Haque stört sich an dem Gebetsruf, der sie an „Folter, Hetze und Blut“ erinnere. Sie sei mit ihrer Familie unter anderem auch deshalb aus Bangladesch geflohen.

Bisher noch keine Anträge eingegangen
„Während in christlichen Kirchen die Glocken geläutet werden, um die Gläubigen zum gemeinsamen Gottesdienst zu rufen, sind es in den Moscheen muslimischer Glaubensgemeinschaften die Rufe des Muezzins, die diesen Zweck erfüllen“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt. Das Modellprojekt ist auf zwei Jahre befristet und der Gebetsruf darf nicht länger als fünf Minuten dauern. Laut der Stadt Köln liegen bisher noch keine Anträge von Moscheegemeinden für den Muezzin-Ruf vor. 

„Geht um Sichtbarkeit und Machtanspruch“
Der deutsche Integrationsexperte Ahmad Mansour bezeichnet das Erlauben des Muezzin-Rufes indes als „naive Symbolpolitik“. Die Aktion werde die Akzeptanz von Muslimen in Deutschland nicht stärken, „sondern zu mehr Spaltung in unserer Gesellschaft beitragen“. Der Moschee gehe es seiner Meinung nach nur um „Sichtbarkeit und Machtanspruch“.

Das Thema polarisiert jedenfalls bis weit über die Kölner Stadtgrenzen hinaus. Unter Rekers Twitter-Beitrag ist die Aufregung zwar groß, einige User schlagen aber auch versöhnlichere Töne an: „Oder wir lassen aufdringliche religiöse Botschaften grundsätzlich sein, weil Religion Privatsache ist.“

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