Kunst für immer

Tattoo-Boom, aber: Viele bereuen ihr „Peckerl‘“

Steiermark
16.09.2021 08:30

Die Zeiten, in denen Tätowierungen vor allem „Knastbrüder“ oder Motorrad-Gangs zierten, sind längst vorbei. Tattoos boomen weiterhin - immer mehr werden aber auch wieder entfernt.

Als Tattooträger noch als „asozial“ galten, wagte Mario Barth den mutigen Schritt und eröffnete vor mehr als 30 Jahren den ersten Laden in Graz. Einige der Journalisten, die darüber berichteten, holten sich gleich darauf ihr „Peckerl“ und fühlten sich damit recht verwegen (wie die Schreiberin dieser Zeilen).

Mario Barth ist längst ein Superstar, setzt Prominenten wie Lenny Kravitz oder Sylvester Stallone die Nadel an. Und die permanenten Körperverzierungen sind Alltagsbild, mit denen man nicht mehr schockiert.

Der Trend zu Tätowierungen ist ungebrochen. „Im Moment sind es besonders feine Schriftzüge und Linien, die beliebt sind“, weiß etwa Caty Bee, die als „Ein-Frau-Betrieb“ in Fürstenfeld buchstäblich alle Hände voll zu tun hat. „Bis Jänner bin ich für große Sachen ausgebucht“, erzählt sie. Vor allem junge Leute mögen das bunte Flächige, das gleich ins Auge springt. „Ich habe Klienten, die kommen um 9 Uhr und gehen um 18 Uhr - und nehmen bis zu 15 solcher Sitzungen auf sich!“ Sie warnt ihre Kunden aber immer vorab: „Überlegt es euch gut - das bleibt.“ Aber es könnte schon - sie selbst ist am ganzen Körper tätowiert - zur „Sucht“ werden.

Es kommen alle Altersklassen. Was sie besonders berührt hat: „Eine Seniorin, vielleicht so um die 75. Sie hat sich eine Rose tätowieren lassen. Ihr Mann hatte ihr nämlich täglich eine geschenkt; bis zu seinem Tod.“

Nie tätowieren würde Iris Urschitz vom bekannten „Stichtag“ in Graz Verbotenes wie Nazi-Symbole oder bedenkliche Zeichen. „Obwohl es durchaus nachgefragt wird.“ Woran ihre Künstler am längsten arbeiten? „An Bodysuits, also Ganzkörperkonzepten.“

Nicht wenige bereuen später die Entscheidung, „es kommen auch viele zum Entfernen. Wenn es nicht mehr zum Leben passt, wenn man eine ,seriöse‘ Karriere starten will“, so Bee.

„Ein Tattoo ist teuer und viel aufwändiger zu entfernen, als man denkt“, informiert Daisy Kopera, Spezialistin der Uniklinik in Graz. Die Krankenkasse zahlt das nicht. Loswerden wollen viele, was einmal trendig war und es heute nicht mehr ist, wie das berühmte „Geweih“ am unteren Rücken, das viele gern ausradiert hätten.

Von der Universität Graz, wo Forscher Tattoo-Farben unter die Lupe genommen haben, kommen mahnende Worte: 93 Prozent der Proben verstießen mindestens gegen ein gesetzlich vorgegebenes Kriterium.

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