Hitze und Hagel

Klimawandel trifft Österreich besonders hart

Österreich
11.08.2021 06:00

Der Bericht des Weltklimarates sorgt für Entsetzen. Experten warnen: Es drohen immer mehr Katastrophen. Vieles ist schon irreversibel. Was heißt das für Österreich? Skigebiete werden verschwinden, Dürren und Fluten häufiger auftreten, sagt Douglas Maraun, Klimaforscher an der Universität Graz.

Es ist wahrhaft ein monumentales Werk, das die Welt erschüttert. 3000 Seiten stark, 14.000 Studien darin zitiert, 234 Wissenschaftler beteiligt (siehe auch Video unten). Darunter auch Douglas Maraun von der Uni Graz. Es sind düstere wie nüchtern vorgetragene Erkenntnisse und Prognosen.

„Politik muss entscheiden, wie sie damit umgeht“
„Der Bericht ist stichhaltig. Die Politik muss entscheiden, wie sie damit umgeht.“ Die Staatengemeinschaft könne den Bericht nicht infrage stellen, da sie fast zur Gänze dabei sei. Das gilt freilich auch für Österreich. Hier sieht Maraun vor allem die Problematik des Hochgebirges, „das viel stärker reagiert auf den Klimawandel“.

Der Forscher bringt ein Beispiel einer Studie für Tirol. „Wenn wir nichts tun, sind Ende des Jahrhunderts nur noch zehn Prozent der Gletscher übrig. Wenn wir weitermachen wie bisher, 20, wenn wir die Klimaziele von Paris einhalten, bis zu 50.“ Schon heute sind nur noch Gletscher in den höchsten Gebieten mit Schnee bedeckt, sagt Marc Olefs, Leiter der Klimaforschung beim Zentralamt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG).

Schlechte Aussichten für den Winterspaß
„Der Wintertourismus wird entsprechend zu leiden haben, weil viele Skisportgebiete verschwinden werden“, sagt auch Ingmar Höbarth vom Klimafonds, Mitbegründer von GLOBAL 2000 und Greenpeace. „Österreich ist besonders stark betroffen. Das liegt an der gebirgigen Landschaft.“

„Es ist ein Vorgeschmack auf das, was uns in den nächsten Jahrzehnten blüht“, geht er mit der Einschätzung von Maraun und Olefs konform. Extreme Hitze, Dürre („für die Land- und Forstwirtschaft eine Katastrophe“), Unwetter, Überschwemmungen. Halte man das Ziel des Abkommens von Paris - 1,5 Grad Erwärmung - ein, so könnte man die Folgen beherrschen und sie seien auch finanzierbar.

Apropos: Laut Studien sind es aktuell 15 Milliarden an Folgeschäden in Österreich. Nicht nur deshalb erwartet Ingmar Höbarth einen Wandel im Kampf gegen den Wandel. „Die Wahl in Deutschland ist eine Klimawahl. Und wenn Menschen so wie jetzt direkt betroffen sind, ändert das etwas im Bewusstsein.“

Zitat Icon

"Der Mensch ist für einen Großteil der Erwärmung verantwortlich. Hochgebirge reagieren besonders stark auf den Klimawandel."

Douglas Maraun, Klimaforscher an der Universität Graz

Irreversible Schäden und leise Hoffnungen
Olefs sieht noch einen weiteren unangenehmen Aspekt in der Erwärmung. „Die Hitze ist zunehmend verantwortlich für die meisten Todesfälle. Das wird oft übersehen. Und es wird zunehmen, wenn es so weitergeht.“ Einig sind sich die Experten auch, dass der bisherige Schaden mit Stand heute größtenteils irreversibel ist.

CO2 bleibt Jahrhunderte in der Atmosphäre. Forscher Olefs: „Wir haben noch nicht die Technik, um das zu beheben. Wir müssen über 50 Prozent an Emissionen reduzieren, um zu stabilisieren. Es gilt, Schlimmeres zu vermeiden.“ Höbarth blickt optimistisch auf die Klimakonferenz im Herbst in Glasgow. „Angesichts der Ereignisse, die alle betreffen, erwarte ich ein restriktives Handeln.“ Hoffentlich sehen das auch alle Wichtigen dieser Welt ebenso.

„Krise trifft Bauern besonders hart!“
Für Bauernbund-Präsident Georg Strasser sind die heimischen Landwirte sowohl Opfer der Klimakrise als auch Hoffnungsträger für alle.

„Krone“: Hagel, Fluten, Dürre - für unsere Bauern ist das Jahr wohl besonders bitter?
Georg Strasser: Ja, deren Äcker, Wiesen und Wälder wurden mit voller Wucht getroffen.

Können unsere Bauern angesichts dieser Ökodramen überhaupt noch ihre Felder bestellen?
Es ist hart, aber wir legen die Hände nicht in den Schoß. Landwirte müssen rasch ihre Kulturen der Erderwärmung anpassen.

Konkrete Beispiele in Feld und Flur?
Es wird auf klimafitte Sorten gesetzt. Im Grünland sind das die trockenresistente Luzerne oder das Kleegras, im Ackerbau kommt die Sojabohne wieder stärker zurück und im Wald sind es Mischbaumarten. In manchen Regionen kann man plötzlich Wein und Südfrüchte anbauen, vor Jahren war das unvorstellbar.

Was tragen die Landwirte noch zum Klimaschutz bei?
In Pflanzen und vor allem im Boden ist mehr CO2 gespeichert, als in der Atmosphäre. Wir pflegen eines der größten Kohlenstoffreservoirs unseres Planeten und sind dadurch auch Hoffnungsträger.

 Kronen Zeitung
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