Debütalbum „Atom“

Musiker Tomá vermischt Elektronik mit Jazz

Musik
04.07.2021 06:00

Es ist eine ebenso abenteuerliche wie abwechslungsreiche Reise, auf die sich Hörer von Tomá Ivanovs Debütalbum „Atom“ begeben: Der österreichisch-bulgarische Musiker hat seine Leidenschaften für Elektronik und Jazz gebündelt und etwas Neues geschaffen. „Es markiert für mich einen Paradigmenwechsel, weil ich mich neu gefunden habe in der Arbeit an diesen Songs“, sagt Ivanov. „Es war ein Wiederfindungsprozess.“

(Bild: kmm)

Denn die Musik spielt schon lange eine entscheidende Rolle im Leben des 36-Jährigen. Mit diversen Projekten hat er sich als Producer etabliert, gemeinsam mit Markus Subramaniam im Jahr 2016 unter dem Namen Butter das Album „Eckstein“ veröffentlicht und zuletzt das Augenmerk auf Gitarre, Komposition und Jazz gelegt. Wie man all das nun unter einen Hut bekommt, zeigt TOMÁ, so der simple Künstlername, eindrucksvoll in diesen etwas mehr als 40 Minuten.

Hilfe durch den Musikfonds
„Ich wollte den elektronischen Kontext und meine Hip-Hop-Seite mit Jazz und Improvisation verbinden“, erzählt Ivanov im APA-Interview. Geholfen habe dabei nicht nur ein 2019 in Linz abgeschlossenes Jazzstudium, sondern auch eine Förderung durch den Musikfonds. So konnte er seine Ideen mit insgesamt 16 Kolleginnen und Kollegen umsetzen. „Da ist der Aufwand ja ziemlich groß. Aber durch die Förderung hat das Projekt einen ordentlichen Schub bekommen.“

Eine der größten Herausforderungen sei gewesen, die unterschiedlichen Soundvorstellungen miteinander zu verbinden. So ist die Single „Green“ beispielsweise eine atmosphärisch dichte Elektroniknummer, bei der die Gitarre eine zentrale Rolle spielt. Direkt darauf folgt „Outsight“, ein sehr aufwendig arrangierter Neojazztrack, in dem Sängerin Viviane Töbich die Zuhörer behutsam an der Hand nimmt. Zwei völlig konträre Welten? Nein, bei TOMÁ finden die Unterschiede zueinander.

Platz für viel Freiraum
„Dadurch, dass ich alles produziert habe, wurde es auch homogener“, meint der Musiker und Komponist. Vieles habe er gemeinsam mit den Mitwirkenden ausprobiert, „es waren viele unterschiedliche Herangehensweisen. Ich wollte mich auch nicht zu sehr festlegen im Vorhinein, dadurch nimmt man sich einfach den kreativen Freiraum - auch mit den Musikern.“ Abwarten und schauen, was kommt und funktioniert, so die Vorgabe. „Sonst hätte ich ja auch Studiosklaven einsetzen können“, lacht Ivanov. „Das wollte ich nicht.“

Die verschiedenen Stimmen, sie alle bekommen auf „Atom“ ihren Raum. Eine davon gehört auch dem heimischen Shootingstar Lou Asril, der auf „Catharsis“ zu hören ist. „Er hat sofort verstanden, worum es mir ging und darauf reagiert. Das hat mich irrsinnig beeindruckt, er ist einfach ein Wahnsinnssänger.“ Ein anderer prominenter Name ist US-Musiker Ben LaMar Gay, mit dem Ivanov eine lange Freundschaft verbindet. „Wir haben sogar schon mal ein ganzes Album gemacht, es aber nie veröffentlicht.“ Nun veredelt LaMar Gay „Blind War“ mit seinem charismatischen Vortrag.

Komplexes zugänglich machen
Insgesamt kennzeichnet „Atom“ nicht nur ein Wandern zwischen den stilistischen Welten, sondern auch eine fein austarierte Balance zwischen Eingängigkeit und Anspruch. „Ich wollte generell eine gewisse harmonische Komplexität in den Popkontext reinbringen, um zu zeigen, dass das auch geht und die Leute das aufnehmen können“, so Ivanov. „Es ist eben nicht nur Jazz und nicht nur Pop, in Wirklichkeit funktioniert alles. Es muss einfach der Vibe und der Sound passen.“

Der eingangs angesprochene Paradigmenwechsel, er findet sich auch in den Texten wie im Albumtitel wieder. „Das Atom steht für das Aufbrechen und das Zersplitternde, was gleichzeitig aber einen Wiederaufbau beinhaltet. Es ist sozusagen gleichermaßen mikrokosmisch wie makrokosmisch“, beschreibt Ivanov seine zwölf Stücke. Nur die elektronische oder die jazzige Seite zu bedienen, sei ihm zu wenig. „Das Album markiert einfach den Punkt, wo beides zusammenfindet.“

Kein Corona-Album
Die Coronapandemie habe ihm im Vorjahr in erster Linie Zeit verschafft. „Es war eine reduzierte Geschwindigkeit da, plötzlich wurde das ganze Tempo schlagartig rausgenommen“, erinnert sich Ivanov. „Hätte ich dieses Projekt aber nicht gehabt, wäre es schwierig geworden. Bist du beispielsweise gerade nur live orientiert, dann geht die Perspektive ab.“ Auch inhaltlich hätte der „Atomisierungsprozess in der Gesellschaft“ den Songs eine neue Ebene hinzugefügt. „Aber ich wollte die Musik nicht so stark in einen politischen oder gesellschaftlichen Kontext stellen. Sie soll vielmehr jeden erreichen können, der auf einer tieferen Ebene dafür offen ist.“ Und dafür scheint „Atom“ wirklich bestens geeignet.

APA/Christoph Griessner

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