Schlusslicht

Primärversorgung: Noch kein Ärztezentrum in Tirol

Tirol
15.05.2021 14:00

Sie heißen Primärversorgungseinheiten (PVEs) und sollen die Gesundheitsversorgung in Zukunft sichern - vor allem am Land. 76 sind in Österreich geplant, sechs in Tirol. Das Problem: In Tirol ist immer noch kein einziges umgesetzt. Andere Bundesländer sind weiter. Was die PVEs bringen, zeigt das Beispiel Oberösterreich.

Hinter dem sperrigen Begriff Primärversorgungseinheit verbirgt sich ein durchaus schlüssiges Konzept. Ein Ärztezentrum, in dem auch Pflegekräfte, Therapeuten und weitere Berufsgruppen wie Hebammen Patienten rundum versorgen können. Der Vorteil, vor allem am Land: weniger Wege, längere Öffnungszeiten und eine besser abgestimmte Versorgung. Hausärzte profitieren, weil sie nicht länger Einzelkämpfer sind und eine Region alleine abdecken müssen. Das schreckt bekanntlich immer mehr Mediziner ab, eine Kassenstelle anzunehmen.

Ordination 60 Stunden offen, mehr Kassenärzte
Die Theorie klingt gut. Und die Praxis? Nachgefragt bei Wolfgang Gruber, Geschäftsführer von zwei PVEs in Oberösterreich (Neuzeug-Sierning, Enns). Das Konzept greife, bilanziert Gruber: „Zum Beispiel können Ordinationen durch die Ärzte-Kooperation 40 oder 60 Stunden pro Woche offen halten.“ Die Angst, dass andere niedergelassene Ärzte nicht überleben können, sei unbegründet. Es habe sich auch gezeigt, dass Kassenstellen jetzt wieder mehr Bewerber haben.

Wer bremst bei der Umsetzung in Tirol? 
Die Oberösterreicher sind in der Umsetzung der PVEs viel weiter als die Tiroler, wo es noch kein einziges Zentrum gibt (siehe Grafik). Der Plan sah sechs Einheiten bis 2021 vor. Der Zeitraum wurde nun bis 2023 verlängert. In einem „Krone“-Interview hatte Andreas Huss, Arbeitnehmerobmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Tirols Ärztekammer als Bremser ausgemacht. Dort ist man empört. „Monatelang haben wir keinen Termin bei der ÖGK bekommen“, ärgert sich Kammerpräsident Artur Wechselberger. Derzeit wird wieder verhandelt. In mehreren Regionen bekunden Ärzte Bereitschaft für das neue Modell. Wechselberger glaubt, dass bis Anfang 2022 „höchstens ein bis zwei Standorte umsetzbar sind“.

Was es dafür auch braucht: die Unterstützung des Landes und der neuen Gesundheits-Landesrätin Annette Leja.

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