Ghostwriter gefragt

Achtung, Plagiat! Einen Mastertitel um 5000 €

Steiermark
11.03.2021 06:00

Das Geschäft mit den akademischen Titeln brummt: Ghostwriter schreiben immer mehr Uni-Arbeiten für Studenten. Doch auch die Zahl der Plagiatsprüfungen nimmt zu...

Insgesamt 170 Anfragen gegen Entgelt - Plagiatsjäger Stefan Weber kann sich seit der Affäre rund um die steirische Ex-Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) im Jänner nicht mehr vor Aufträgen retten. Scheinbar steht Schwindeln und Täuschen also gar nicht so selten auf der Tagesordnung, wenn es darum geht, schnell einen Bachelor-, Master oder sogar Doktortitel einzuheimsen.

Ghostwriting-Agenturen, die ungeniert im Netz Werbung für ihre Dienste machen, verdienen sich dabei eine goldene Nase: Studenten, die das nötige Kleingeld besitzen, blättern schon mal gut und gerne 3000 Euro für eine Bachelorarbeit hin, um 5000 Euro können sie eine Masterarbeit draufsetzen. Den Doktorhut für die nicht selbst verfasste Dissertation gibt’s für 25.000 Euro. Dutzende „Schreibwerkstätten“ bedienen den österreichischen Markt etwa von Deutschland oder der Schweiz aus, die Kassen brummen, das Geschäftsmodell ist eine Millionenindustrie geworden.

Schwester schreibt für den Bruder die Arbeit
Wer solche Uni-Arbeiten im Geheimen für die angehenden Akademiker verfasst? Mittlerweile häufig Familienmitglieder, die den Studiosi gerne unter die Arme greifen. „Da verfasst schon Mal die Schwester für den Bruder eine Diplomarbeit. Wer betrügen will, schafft das auf kluge Art und Weise“, schüttelt Medienwissenschafter Weber den Kopf. Und es gibt natürlich die Wissenschaftsprofis, die sich anonym hinter Dienstleistungsanbietern verstecken und für ein paar Tausend Euro „plagiatssichere“ Abschlussarbeiten im geheimen Zimmerchen tippen. Oft sind es sogar Uni-Professoren selbst.

„Bin eher ein Coach als ein Ghostwriter“
„Krone“-Redakteurin Martina Prewein hat im vielverzweigten Ghostwriting-Dienstleistungswesen recherchiert - und ist auf einen etwa 50-jährigen Grazer gestoßen, der gegen Bezahlung in die Tasten greift. Er hat studiert, weiß also, wie der Hase läuft - und worauf die Uni-Dozenten achten. Der Mann - er ist selbstständig - bezeichnet sich selbst nicht als „klassischen Ghostwriter“, sondern lieber als „Coach“. „Viele meiner Kunden tun sich leider echt schwer beim Recherchieren und Schreiben - da helfe ich gerne.“

Wie viel er für die Fertigstellung eines wissenschaftlichen Werks lukriert? „4000 Euro, da ist die Endkorrektur aber schon dabei.“ Also ein vergleichsweise geringer Lohn, damit sich jemand anderer mit einem Titel schmücken darf...

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