Expertenantwort

Schadet Kurzstreckenbetrieb auch dem Elektroauto?

Motor
24.06.2021 00:00

Der vorwiegende Einsatz von Autos auf kurzen Strecken setzt langfristig dem Motor zu. Zumindest ist das bei Verbrennern so. Doch gilt das auch für E-Fahrzeuge?

(Bild: kmm)

Für reine Elektrofahrzeuge nicht, erklärt Thomas Schuster, Kraftfahrzeugexperte der Sachverständigenorganisation KÜS: "Autos mit Benziner und stärker noch die mit Diesel leiden tatsächlich bei dauerhafter Kurzstreckennutzung. Verbrennungsmotoren verlangen nämlich nach einer gewissen Betriebstemperatur, um optimal zu arbeiten. Werden sie vorwiegend im kalten Zustand genutzt, kann das Folgen haben, weil z. B. kaltes Öl schlechter schmiert und es außerdem zu Kraftstoffeinträgen ins Motoröl kommen kann, was wiederum dessen Schmiereigenschaften verschlechtert. Moderne Motoren haben damit in der Regel zwar auch langfristig keine Probleme, schneller dürften jedoch Starterbatterie und Abgassysteme durch häufige Kurzstreckeneinsätze verschleißen. Ein weiterer Nachteil beim Fahren mit kaltem Motor ist der dabei deutlich steigende Spritverbrauch.

Mit all diesen Problemen hat ein Elektroauto nicht zu kämpfen. Eine Warmlaufphase für den Antrieb gibt es nicht und damit auch keinen erhöhten Verschleiß seiner mechanischen Komponenten. Außerdem gibt es auch keinen erhöhten Energiebedarf während der Aufwärmphase des Motors. Mit dem Phänomen erhöhter Verbrauchswerte muss man sich als Elektroauto-Nutzer lediglich im Winter rumplagen, denn in dieser Zeit treibt das Aufheizen des gesamten Innenraums ohne eine Abwärme eines Motors den Energieverbrauch der Traktionsbatterie in die Höhe. Hinzu kommt, dass der Innenwiderstand der Batterie bei Kälte zunimmt, wodurch weniger Energie entnommen wird. Um dem entgegenzuwirken, beheizen die Hersteller solcher Fahrzeuge meist die Batterie über ein automatisches Thermomanagement, was natürlich auch Auswirkungen auf die zu erwartende Reichweite hat.

Bei Plug-in-Hybriden kommt es darauf an
Im Jahresvergleich ist das Elektroauto bei vornehmlicher Kurzstreckennutzung aber in Hinblick auf Verschleiß und Verbrauch die bessere Alternative. Das trifft auch auf Plug-in-Hybride zu. Neuere Modelle bieten teilweise rein elektrische Reichweiten von annährend 100 Kilometern. Wer sein Auto mit einem solchen Reichweitenpolster vornehmlich auf kurzen Strecken nutzt, kann in der Regel weitgehend elektrisch fahren, was nicht nur der Luftqualität der Umgebung zuträglich ist, sondern außerdem noch den im Antriebssystem integrierten Verbrenner schont. Dieser wiederum bietet den Vorteil einer uneingeschränkten Nutzung und Reichweite, sollte es doch einmal auf ausgedehntere Touren gehen. Natürlich geht das nur, wenn man mit geladenem Akku startet und im Rahmen der (im Winter eingeschränkten) Reichweite bleibt. Springt auf der Fahrt ins Büro (vielleicht sogar ein paar Mal) der Benziner an, hat man wieder den Kurzstreckeneinsatz des Verbrenners.

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(Bild: kmm)



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