Virtuelle Archäologie

Lipizzanergestüt Piber wird digital erfasst

Web
18.02.2021 10:00

Aus real wird virtuell: In einem Projekt der Spanischen Hofreitschule und des Ludwig Boltzmann Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie wird das Lipizzanergestüt Piber vollständig digital erfasst. Unter anderem mithilfe von Laserscans und Drohnenaufnahmen sollen die historischen Bauwerke und die Landschaft rund um das Gestüt digital bewahrt und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.

Die Wissenschaftler um den Leiter des Ludwig Boltzmann Instituts für Archäologische Prospektion und Virtuelle Archäologie (LBI ArchPro), Wolfgang Neubauer, haben in den vergangenen Jahren immer wieder für spektakuläre Entdeckungen und Rekonstruktionen gesorgt. Mit Technologien wie Bodenradar oder Scannern aus der Luft und am Boden widmen sie sich der zerstörungsfreien Auffindung, Dokumentation und Visualisierung archäologischer Funde.

Sie können damit das Gelände und im Boden verborgene archäologische Strukturen mit hoher Genauigkeit erfassen und rekonstruieren. Das Institut hat sich in den vergangenen Jahren einen Namen bei der digitalen Dokumentation ganzer archäologischer Fundstellen und Weltkulturerbe-Landschaften gemacht, etwa für Stonehenge, die Pyramiden von Gizeh oder die Wikingerstadt Birka.

Ungestörtes archäologisches Fundgebiet
Nun widmen sich die Forscher dem Gestüt Piber, dessen Wissen um die Zucht der weltbekannten weißen Hengste in die Liste des immateriellen Kulturerbes ebenso aufgenommen wurde wie die Tradition der klassischen Reitkunst der Spanischen Hofreitschule. „Das Gestüt ist mit seiner romanischen Kirche, dem Schloss Piber mit seinen Stallungen, der Reithalle und seinen Außenhöfen und Sommeralmen nicht nur eine bedeutende historische Landschaft, sondern auch ein über Jahrhunderte ungestörtes archäologisches Fundgebiet“, erklärte Neubauer gegenüber der APA.

Bereits seit Mitte November untersucht er mit seinem Team mit modernsten Technologien das Gebäudeensemble und die umliegende Landschaft mit dem Ziel, diese in den virtuellen Raum zu transformieren.

So wurden mit einer Drohne der Waldviertler Firma Riegl, die einen Laserscanner und eine Kamera trägt, weite Teile des Gestüts digital vermessen. Zudem wurde mit einem terrestrischen Laserscanner die gesamte Pfarrkirche St. Andreas innen und außen dokumentiert. Auf den Freiflächen rund um die Kirche kam Bodenradar zum Einsatz, um Bestattungen in der unmittelbaren Nähe des Gebäudes zu lokalisieren. Die Weideflächen des Gestüts werden mit magnetischen Prospektionsmethoden untersucht, die es ermöglichen, ohne Ausgrabung einstige Gruben, Gräben, Pfostenlöcher, Mauern, Feuerstellen und Öfen im Boden zu orten. Die Arbeiten sollen bis April abgeschlossen sein.

„Wir bewahren und sichern damit den Zugang zu diesem außergewöhnlichen Kulturerbe auch für die zukünftigen Generationen“, wird die Geschäftsführerin der Spanischen Hofreitschule, Sonja Klima, in einer Aussendung zitiert.

Virtual-Reality-App geplant
Die digitale Dokumentation soll auch in das Vermittlungskonzept des Museums einfließen, wo künftig etwa 3D-Modelle des Geländes sowie der Hofreitschule in Wien zu sehen sein werden. Auch eine Virtual-Reality-App über das gesamte Gelände sei geplant und in der Folge werde man sich online virtuell einen Eindruck vom Lipizzanergestüt verschaffen können. „All das soll die Attraktivität von Piber steigern“, so Neubauer.

Im Gestüt Piber werden seit 100 Jahren die Lipizzaner, die älteste Kulturpferderasse Europas, gezüchtet. Davor kamen diese Pferde seit 1580 aus einem Hofgestüt in der Nähe des Dorfes Lipica im heutigen Slowenien. Das Barockschloss Piber wurde von 1696 bis 1716 ursprünglich von den Benediktinern als Abtei errichtet. 1796 wurde es säkularisiert und unter militärische Verwaltung gestellt, wenig später mit der Zucht von Armeepferden begonnen. Mit dem Ersten Weltkrieg endete die österreichische Pferdezucht am Hofgestüt in Lipica. Über Umwege kamen 97 Pferde, die damals Österreich zugesprochen wurden, 1920 nach Piber.

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