Die Schulen sind nun schon wieder lange Zeit im Lockdown. Das heißt: Sie sind eigentlich geschlossen, aber für die Betreuung offen. Die „Krone“ fragte bei Isolde Kranewitter, der Direktorin einer kleinen Volksschule im Tiroler Oberland nach, wie das in der Praxis aussieht.
„Krone“: Frau Direktor, wie geht es Ihnen in diesem Corona-Schuljahr?
Isolde Kranewitter: Danke, den Umständen entsprechend gut. Ich dachte seit März, man gewöhnt sich irgendwann an diese eigenartige Schulsituation, aber dem ist nicht so. Es kommen immer wieder Veränderungen, und es zieht sich einfach mittlerweile in die Länge, ohne zeitliche Perspektive auf Normalität. Die alte Normalität, meine ich
Wie verläuft so ein Tag an der Volksschule in ungewöhnlichen Zeiten wie diesen?
Ich kann nur von unserer Schule reden, wir haben normalerweise 60 Kinder. Derzeit kommen an den stark besuchten Tagen 30 Kinder, die in der Früh am Schultor nur an mir vorbeikommen, wenn sie ihren Mund-Nasenschutz tragen – ich bin die Türsteherin sozusagen. Dann huschen sie in ihre Klassen und beginnen mit ihrem Arbeitsplan, den die anderen Kinder daheim machen.
Die meisten unserer Betreuungskinder haben Eltern, die in systemrelevanten Berufen arbeiten. Es dürfen aber laut Regierung alle zur Betreuung kommen. Auch jene, denen „die Decke auf den Kopf fällt“, wie es ein Politiker formuliert hat.
Und wie halten Sie zu den Kindern Kontakt, die zu Hause arbeiten?
Die Lehrpersonen sind über Telefon oder unser „digitales Mitteilungsheft“ erreichbar, manchmal nehmen sie Kontakt auf, manchmal die Eltern und auch die Kinder selbst.
Glauben Sie, dass Corona große Bildungslücken bei unseren Kindern zur Folge haben wird?
Das kann ich noch schwer einschätzen. Ich sehe, dass unsere Kinder durch die großartige Unterstützung der Eltern und weiterer Familienmitglieder sehr viel üben. Natürlich kommt man mit dem neuen Unterrichtsstoff langsamer voran als in normalen Jahren. Aber darauf müssen alle Rücksicht nehmen, auch die Schulen, an die unsere Viertklässler wechseln werden.
Wie sehen Sie der geplanten Schulöffnung nach dem derzeitigen Lockdown entgegen?
Aus meiner Lehrerseele heraus möchte ich natürlich, dass alle Kinder sofort wieder in die Schule kommen dürfen. Aber das wird es noch eine Weile nicht spielen, weil die Infektionszahlen zu hoch sind. Derzeit ist für den Beginn des zweiten Semesters der Schichtbetrieb geplant, wie wir ihn bereits im Frühjahr hatten. Das heißt, die Hälfte der Kinder kommt an einem Tag, die andere Hälfte am nächsten Tag und das im täglichen Wechsel.
Und weiterhin dürfen alle Kinder zur Betreuung kommen, die es brauchen. Dann werden sich die Klassen aber wieder ziemlich füllen, und die erforderliche Halbierung ist nicht mehr gegeben. Und für eigene Betreuungsklassen haben wir an kleinen Schulen zu wenig Personal und Raum. Da suchen wir alle derzeit noch nach guten Lösungen.
Was, wenn Sie sich etwas wünschen könnten?
Dann würde ich mir wünschen, dass alle Kinder, ihre Familien und die Lehrpersonen gesund bleiben. Und dass der „Franzl“ bald für immer verschwindet (in „Franzl“ hat eine Klasse das „C-Wort“ umbenannt, das keiner mehr hören kann, Anm.).
Markus Gassler, Kronen Zeitung
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