Weihnachtserinnerung

Steirerin: „Es war bescheiden, aber so schön“

Steiermark
22.12.2020 09:22

Maria H. hat sich als Kind noch mit dürftigen Schuhen und dem Ochsengespann durch den Schnee gekämpft. Und denkt für uns zurück an Weihnachten, die bescheiden, aber wunderschön waren.

„Schauen Sie: Wir haben es warm, wir haben zu essen - wir sind zu Weihnachten demütig und dankbar.“ Mit diesen schönen Worten zum Fest 2020 leitet die Obersteirerin Maria H. ihre Erinnerungen an damals ein. Damals, als die Kinder noch auf Strohsäcken schliefen, die einmal im Jahr ausgewechselt wurden. Wo Schoko so wertvoll war wie ein Stückerl Gold. Wo andere Werte zählten.

Beschwerliche Kindheit „war trotzdem schön“
„Wir haben keine Reichtümer gehabt und eine beschwerliche Kindheit“, schildert sie. „Aber trotzdem hab ich sie schön gefunden.“ Dem Weihnachtsfest haben sie und ihre Geschwister immer entgegengefiebert. „Das Schönste war für uns, dass wir uns in der Zinkbadewanne waschen durften. Sonst war das immer nur mit der Lavour und dem Waschlappen.“ Maria durfte als Jüngste immer zuerst ins heiße Wasser. Bis das (gleiche) Wasser beim Ältesten war, war es oft schon schmutzig und lau.

Großer Baum aus dem Wald
Zum Fest wurde das alte Heimathaus aus dem 14. Jahrhundert, das zweitälteste des Orts, wo der Stall noch an den Wohnraum grenzte, immer nur ein Zimmerl bei Bedarf ans nächste angebaut wurde, ordentlich aufgewärmt. Die Mutter, die schwere Männerarbeit verrichten musste, hat das alte „Sacherl“ so gut in Schuss gehalten, dass es, so bescheiden es auch war, zu einem wohnlichen Zuhause für die Kinder wurde. Zu Weihnachten wurde ein großer Baum aus dem Wald geholt und gemeinsam aufgeputzt, „mit ganz alten Kugeln, ein paar Äpferln, manchmal waren sogar noch Birnen vom Herbst übrig“.

Kletzenbrot als Hochgenuss
Der kulinarische Hochgenuss war, „als wir das Kletzenbrot anschneiden durften, da sind wir Kinder mit großen Augen danebengestanden und haben es zuerst nur gerochen, bevor wir kleine Bissen genommen und wirklich mit viel Genuss geschmaust haben. Das war fast das Schönste am Weihnachtsfest.“ Eine Schafsuppe hat’s gegeben, „da hat’s mir immer gegraust, weil das Fett oben geschwommen ist“. Und ein Stück Fleisch von den beiden Schweinen, die die Familie übers Jahr genährt haben.

Als der Hund die ganze Schoko aß
An ein ganz schönes Geschenk erinnert sich Maria H. heute noch: „Ich hab so eine zerfledderte Puppe gehabt und sie über alles geliebt. Für sie hab ich Puppengeschirr aus Blech bekommen.“ Mit Butter und etwas Kakao haben sie selbst Schokolade zu Weihnachten hergestellt und zum Kühlen ins Freie gestellt. „Da haben wir gesehen, dass der Hund sich über die Schnauze geschleckt hat. Und die ganze Schoko war leider weg.“

Sie gingen durch den Tiefschnee zum Weihnachtssegen, trugen Weihrauch aus und drückten den Tieren ein Kreuzerl auf die Stirn. Die Steirerin: „Es war bescheiden. Aber es war so schön.“

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