St. Pöltner Wahlkampf:

Was von der Kulturhauptstadt bleibt

Niederösterreich
08.12.2020 12:30
Vor knapp einem Jahr war es Gewissheit: St. Pölten hat sich vergeblich um den Titel „Europas Kulturhauptstadt 2024“ bemüht, Bad Ischl hat den Vorzug erhalten. Die „Krone“ hat sich anlässlich der Gemeinderatswahl bei den Parteien umgehört, was von der Bewerbung übrig ist und welche Lehren man daraus gezogen hat.

„Es ist ein Ruck durch St. Pölten gegangen. Das hat gezeigt, welches Potenzial in Stadt und Bevölkerung schlummert“, zieht Bürgermeister Matthias Stadler eine positive Bilanz aus der Bewerbung zur europäischen Kulturhauptstadt. Nun wird St. Pölten 2024 Landeskulturhauptstadt. „Das ist kein Trostpflaster. Mit dem Land setzen wir die großen Projekte wie Synagoge, Kinderkunstlabor und Domplatz um“, schildert Stadler. Zudem werde derzeit eine Tourismusstrategie entwickelt, die die Landeshauptstadt weiter ins Zentrum der Wahrnehmung rücken soll. „Wir wollen nicht als Vorstadt von Wien gesehen werden“, so der SP-Stadtchef. 2024 soll dann der Startschuss für eine neue Qualität St. Pöltens sein: „Dann werden wir ein großes kulturelles Programm anbieten, für dessen inhaltliche Programmierung es ein eigenes Budget geben wird, das es sonst nicht gegeben hätte“, erzählt Stadler.

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Die Lehren aus der erfolglosen Bewerbung sind, dass das Kaisertum in Österreich in der Außenwahrnehmung immer noch einen hohen Stellenwert hat.

Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ)

Weniger euphorisch ist VP-Vizebürgermeister Matthias Adl: „Zu einem qualitätsvollen Wachstum einer Stadt gehört auch ein entsprechendes Kulturangebot.“ Die Stärkung des vielfältigen Kulturlebens in St. Pölten sei zweifelsfrei wichtig, ob das als EU- oder NÖ-Kulturhauptstadt passiere, sei für Adl aber egal: „Für uns ist aber klar, dass Kultur in allen Stadtteilen spürbar sein muss. Etwa mit Stadtteil-Bühnen, die von Vereinen, Schulen oder Privaten gebucht und genutzt werden können.“ Ähnliches könnte sich Adl auch mit Park-Bühnen vorstellen.

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Kultur kann auch einen Beitrag zu anderen Herausforderungen leisten: Durch Initiativen für die Kunst gestaltete Geh- und Radwege fördern die Mobilität in der Stadt.

Vizebürgermeister Matthias Adl (ÖVP)

FP fordert Gutscheine, grüne Kritik an „Kikula“
Keine Gedanken verschwendet Klaus Otzelberger an ein Kulturhauptstadtjahr: „Die Bürger haben nun absoluten Vorrang vor diversen Kulturprojekten. Statt 137 Millionen Euro in den nächsten Jahren dafür auszugeben, sollte jeder St. Pöltner vom Magistrat einen 1000-Euro-Gutschein erhalten.“ Das würde für alle Wahlberechtigten 46 Millionen Euro kosten und sei laut Otzelberger finanzierbar: „Haben wir die Wirtschaftskrise halbwegs gut überstanden, dann können wir wieder Millionen-Kulturprojekte andenken.“

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Erst die Bürger, dann die Kultur. Wien hat bereits vorbildlich ein Hilfspaket von mehr als 400 Millionen Euro geschnürt. Der Bürgermeister sollte sich an Wien orientieren.

Klaus Otzelberger (FPÖ)

Kritik am Kinderkunstlabor, dem zwölf Millionen Euro teuren Prestigeprojekt der gescheiterten Bewerbung, kommt auch von den Grünen. „Bei der Standortfrage hat die Stadt einen intransparenten Entscheidungsprozess erlebt. Mit dem Altoona-Park sind viele Bürger unzufrieden“, so die Spitzenkandidatin Christina Engel-Unterberger. Sie fordert: „Der Kulturbereich muss über das Jahr 2024 hinaus leistbarer und öffentlich zugänglicher werden!“

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Wir erwarten uns von dem Jahr 2024, dass auch alle St. Pöltner tatsächlich etwas von dem Angebot haben. Die Investitionen müssen auch nachhaltig noch in der Stadt wirken!

Christina Engel-Unterberger (Die Grünen)

Ein echter Fachmann im Kulturbereich ist der ehemalige Kabarettist und jetzige Neos-Kandidat Niko Formanek . Er fürchtet, dass nur große Institutionen vom Angebot profitieren werden, und fordert: „Es braucht mehr offene Bühnen für unsere jungen Künstler in der Stadt!“

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Die größte Lehre ist, dass man keine lebendige Kulturlandschaft aus dem Boden stampfen kann. Die Landeskulturhauptstadt ist lediglich ein Trostpflaster der Politik!

Niko Formanek (Neos)

Thomas Werth, Nikolaus Frings, Kronen Zeitung

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