08.08.2020 11:13 |

Neue Spionage-Vorwürfe

„Bullshit!“ Streit in „Copygate“-Affäre eskaliert

400.000 Euro Strafe und 15 Punkte Abzug in der Konstrukteurswertung - so das harte Urteil des Internationalen Automobilverbandes (FIA) am Freitag im Protest von Renault gegen die Autos von Racing Point. Doch jetzt steigen die Top-Ingenieure der Formel 1 auf die Barrikaden! Sie meinen: Es sei faktisch unmöglich, ein komplettes Auto so detailgetreu nachzubauen, wie das Racing Point mit dem Mercedes gemacht hat. Die Folge: Neue Spionage-Vorwürfe und gnadenlose Kritik. 

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Konkret geht es um den Formel 1-Grand-Prix der Steiermark, Renault beanstandete in seinem Protest, dass mehrere Komponenten (Bremsbelüftungen) der Racing-Point-Wagen verbotenerweise Kopien jener Teile seien, die Mercedes im Vorjahr verwendet hatte. Der Rennstall bezieht die Motoren und weitere verschiedene Komponenten von Mercedes. Der pinke RP20 ähnelt auch dem Silberpfeil aus dem vergangenen Jahr. Die FIA musste entscheiden, ob das Vorgehen von Racing Point durch das Regelwerk gedeckt ist, was laut Urteil nicht der Fall ist.

3D-Kameras
Mercedes-Teamchef Toto Wolff erzählt vor einem Vorfall aus dem vorigen Jahr, als plötzlich jemand mit einer 3D-Kamera versucht hat, ihr Auto zu scannen: „Diese 3D-Kameras sind ganz schön groß. Trotzdem standen die in der Garage und außerhalb! Wenn du diese Kamera an einen Computer ansteckst, kannst du daraus alle Formen ableiten."

Spionage-Vorwurf
Doch nun wurden Stimmen laut, dass die Causa noch viel verstrickter sei. Ja, sogar Spionage wird dem Team vorgeworfen. McLaren-Boss Zak Brown. „Sie haben ja behauptet, dass sie das Auto mit Fotos kopiert haben. Wenn man das FIA-Dokument liest, wird aber klar, dass das Bullshit ist. Wir müssen dieses Auto jetzt auch insgesamt infragestellen. Ich habe mit vielen Leuten geredet, die sich viel besser auskennen als ich. Und jeder sagt, dass es unmöglich ist, ein Auto so akkurat nachzubauen. Wenn jetzt klar ist, dass sie nicht nur Fotos hatten, stellt sich für mich die Frage, welche anderen Bauteile auch nicht nur mit Fotos nachgebaut wurden.“

McLaren-Teamchef Andreas Seidl ergänzt im Interview mit ‘Sky‘, dass man mit dem Urteil nun „endlich mit dem Märchen aufgeräumt hat, welches uns seit Monaten erzählt worden ist, dass jemand eine Vision hatte, eine große Kamera gekauft hat und mit den Fotos ein Auto gebaut hat, mit dem er um das Podium kämpfen kann“. Soll heißen: Fotos allein hätten nicht gereicht - auch detaillierte Pläne und technische Daten wären dazu unbedingt nötig. Doch woher könnten diese gekommen sein?

Kleine Gruppe von Rebellen
Renault, das die Sache mit dem Protest ins Rollen brachte, will jedenfalls nicht nachgeben. „Wir müssen ein starkes Signal setzen, dass solche Informationen in Zukunft nicht mehr transferiert werden dürfen“, polstert Teamchef Cyril Abiteboul. Wolff will dem ganzen Wirbel noch nicht zu viel Aufmerksamkeit beimessen, sprach in einem Interview mit „Sky“ von einer „kleinen Gruppe“ von Rebellen, „die Racing Point an den Kragen wollen“. Nachsatz: „Klein in jeder Hinsicht.“ 

Ferrari, McLaren, Renault und Williams kündigten an, das Urteil eventuell anzufechten. Racing Point selbst prüfte ebenfalls, gegen die Höhe des Strafmaßes vorzugehen.

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