Es waren brutale Szenen, die sich am 12. Mai am Liezener Bahnhof abspielten: Zwei Burschen rangeln heftig, fallen knapp neben den Zugschienen zu Boden. Einer der beiden zieht plötzlich ein Klappmesser, sticht mehrmals schnell hintereinander auf seinen Kontrahenten ein. Trotz schwerster Verletzungen steht dieser auf, attackiert den Messerstecher mit Fäusten und Fußtritten. Wieder rangeln sie, stürzen zu Boden, erneut wuchtige Stiche! Auch diesmal wirkt es, als könnten die Verletzungen dem Opfer nichts anhaben. Es rappelt sich auf, rennt dem Angreifer sogar kurz nach. Dann steht der Verwundete da, zieht das T-Shirt hoch und sieht das Blut aus seinen Wunden quellen.
Opfer überlebte knapp
15 Stiche hat Jahn (15) abbekommen, er befand sich in akuter Lebensgefahr. Er überlebte knapp. Zugefügt hat ihm alles der gleichaltrige, gebürtige Wiener Martin, der in Untersuchungshaft in Leoben sitzt. Warum ist die Situation eskaliert?
Mit elf Jahren in die Psychiatrie
Die Ursachen sind laut Gerichtsgutachten in der katastrophalen Kindheit und Jugend des Burschen zu finden. Dramatische Einblicke haben sich für Verteidiger Marc Simbürger aufgetan: Bereits als Baby sei sein Mandant Gewalt ausgesetzt gewesen. Er musste mitansehen, wie die drogenabhängige Mutter regelmäßig den alkoholsüchtigen Vater verprügelte. Auch Martin und die fünf Geschwister bekamen Schläge ab. Als der Bub elf Jahre alt war, stahl er der Mutter zum ersten Mal Cannabis, dann kam das Kind sogar in die Psychiatrie.
Die Attacke des späteren Opfers aktivierte das Trauma meines Mandanten, weshalb er nur mehr reflexartig handeln konnte.
Anwalt Marc Simbürger
Geschwister kamen in die Obersteiermark
Die Behörden handelten schließlich und entzogen den Eltern die Obsorge über die Kinder, die in ein Heim in die Obersteiermark kamen. Freunde fand der 15-Jährige nur schwer, wie man Konflikte bewältigt, hat er nie gelernt. Da er die Schule zuvor kaum besucht hatte, konnte er mit dem Lernstoff nichts anfangen. Kurz vor der Tat bekam er eine Absage für eine Lehrstelle als Einzelhandelskaufmann.
Angreifer nicht zurechnungsfähig
Beim Konflikt mit Jahn am Liezener Bahnhof ging es um Beleidigungen übers Internet. Als Martin auch noch eine „Watschn“ kassierte, fühlte er sich laut Gutachten blamiert. Dann setzte der Verstand aus. Laut Gutachten war der psychisch Kranke während der brutalen Tat nicht mehr zurechnungsfähig. Die Empfehlung: eine jahrelange intensive Therapie, sonst könnten weitere schwere Straftaten folgen.
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