„Der Plan für Herbst?“

Debatte über „wahllose“ Schulschließungen in OÖ

Politik
02.07.2020 12:29

Durchaus überraschend ist am Mittwoch die einwöchige Schließung von Schulen und Kindergärten in fünf oberösterreichischen Bezirken verfügt worden, wo es im Vorfeld zu einem deutlichen Anstieg an Coronavirus-Infektionen im Rahmen eines bereits bekannten Clusters rund um eine Freikirche gekommen war (siehe Video oben). Die NEOS kritisieren das „wahllose“ Vorgehen der Behörden, das „ohne Evidenz“ stattfinde und nichts Gutes für den Herbst erwarten lasse, wie Parteichefin Beate Meinl-Reisinger am Donnerstag ausführte. Gesundheitsminister Rudolf Anschober von den Grünen erklärte den Blitz-Lockdown mit einer „relativ starken Verankerung“ im Bereich der Schulen. Weitere Schulsperren sind derzeit nicht angedacht.

„Wir wissen, dass Kinder nicht die Hauptüberträger dieser Krankheit sind“, sagte Meinl-Reisinger am Donnerstagvormittag bei einer Pressekonferenz mit NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker. Doch obwohl Gottesdienste, Chorproben und Bars als „Superspreader-Events“ bekannt seien, habe Oberösterreich die Schulen geschlossen, für Indoor-Veranstaltungen die Absage aber nur empfohlen, kritisierte Loacker. Für Meinl-Reisinger sei nicht nachvollziehbar, warum nicht nur betroffene Gruppen der Schulen und Kindergärten geschlossen worden seien, sondern man den Schul-Lockdown flächendeckend mache.

NEOS blicken „mit großer Sorge“ auf den Herbst
Die NEOS-Chefin blicke nun „mit großer Sorge“ auf den Herbst. Für die Jahreszeit, in der mehr Zeit wieder drinnen verbracht wird, wird eine zweite Infektionswelle in Österreich befürchtet. Damit einhergehend schwebt auch das Damoklesschwert eines generellen zweiten Lockdowns über dem Land - der auf jeden Fall zu verhindern sei. Familien, Schulen und Kindergärten dürften aber auch bis dahin nicht allein gelassen werden. „Ich finde es inakzeptabel, wie diskussions- und kritiklos Kinderbetreuung und Bildung ins Private verschoben werden. Ohne Evidenz, ohne Grund und mit der vollen Belastung vor allem der Frauen“, kritisierte Meinl-Reisinger.

Regelmäßige Schließung von Schulen wegen Erkältungen?
Gesundheitssprecher Loacker warnte, dass nach der Schulöffnung im Herbst massive Probleme drohen könnten, sollte dieses „völlig überschießende“ Beispiel aus Oberösterreich Schule machen. „Ab Oktober gibt es Kinder, die permanent erkältet sind“, verwies Loacker auf die üblichen Infektionen. Sollten diese dann automatisch als Corona-Verdachtsfall gewertet werden, drohe die regelmäßige Schließung von Schulen und Kindergärten. Dazu komme noch, dass die Entwarnung dann häufig spät erfolge, weil die Testergebnisse erst nach Tagen übermittelt werden.

Vieles beim Testen „versprochen, aber nicht gehalten“
Die NEOS fordern die Regierung daher auf, alles zu tun, um einen weiteren Lockdown zu verhindern. Dazu zählt Meinl-Reisinger insbesondere eine ordentliche Test-Strategie. Gerade in Bildungseinrichtungen müssten die Ergebnisse rasch vorliegen. Außerdem verwies Meinl-Reisinger darauf, dass die Regierung ihr selbst erklärtes Ziel von 15.000 Tests pro Tag nicht erreicht hat. „Da ist viel versprochen, aber nicht gehalten worden“, so Meinl-Reisinger. Und: „Ich sehe überhaupt nicht ein, dass es möglich ist, die Formel 1-Mitarbeiter alle drei Tage zu testen, aber Kinder, Eltern und Lehrer warten tagelang auf den Test.“

Ohne Symptome testen: Schutz vor der zweiten Welle
Diesem Wunsch trägt die Regierung bald allerdings Rechnung: Gesundheitsminister Rudolf Anschober präsentierte am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz ein Covid-19-Testprogramm seines Ministeriums, das nun verstärkt auch auf Testungen ohne Symptome setzen soll. Worauf nun das Hauptaugenmerk gelegt wird, ist das Testen auf Verdacht. „Der Eindruck von Symptomen reicht, damit der Test durchgeführt wird“, so Anschober. Das bedeute, dass die Definition für Symptome auch niederschwelliger angesetzt werde, hieß es am Donnerstag.

Anschober: Schulschließungen „sicher gut geprüft“
Zum „durchaus beachtlichen“ Ansteckungsherd in Oberösterreich sagte Anschober, dass die oberösterreichischen Behörden „konsequent und rasch“ reagiert hätten. Warum ausgerechnet Schulen und Kindergärten zugesperrt wurden, beantwortete er so, dass ihm von den lokalen Behörden gesagt worden sei, dass es eine „relativ starke Verankerung“ in diesem Bereich gegeben habe. Das sei „sicher gut geprüft worden“, das Ministerium sei vor Bekanntgabe des Blitz-Lockdowns informiert worden.

Weitere Schulsperren derzeit nicht angedacht
Weitere Schulsperren in dem Bundesland sind derzeit nicht angedacht, wie es von Landeshauptmann Thomas Stelzer hieß. Die Schüler in den fünf betroffenen Bezirken Linz Stadt, Linz-Land, Wels Stadt, Wels-Land und Urfahr-Umgebung packten am Donnerstag ihre Sachen und dürften trotz des vorzeitigen Schulendes wie geplant nächste Woche ihre Zeugnisse erhalten.

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